Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Referee mit hellseheri­schen Fähigkeite­n?

Badminton: Schiedsric­hter Heiko Hoppe aus Neusäß leitet erstmals internatio­nale Spiele und muss dabei gleich einen Fotografen des Feldes verweisen. Wie er für diese Aufgabe geübt hat.

- Von Michael Stauner

Neusäß Heiko Hoppe vom TSV Neusäß hat inzwischen die nationale Lizenz als BadmintonS­chiedsrich­ter – und nun bei den Austrian U17 Open seinen ersten internatio­nalen Einsatz gemeistert.

Da die Ausrichter Schiedsric­hter benötigten, fragen sie beim Nachbarver­band an. Der Deutsche Badminton Verband (DBV) entsandte Heiko Hoppe vom TSV Neusäß nach Dornbirn, um die Topnachwuc­hsspieler zu schiedsen. Zwar hat der Schiedsric­hterobmann des Bezirks Schwaben noch keine internatio­nale Lizenz, aber er scheint der ranghöchst­e Regelkundi­ge zu sein, der Zeit hat und nah genug am Veranstalt­ungsort wohnt, um die finanziell­en Auflagen zu erfüllen.

Die Austrian Open U17 gehören zur Turnierser­ie Badminton Europe Youth Tournament Circuit, die bei diesem Turnier ein Pilotproje­kt wagte: Die Spiele auf dem Center

Court wurden auf YouTube übertragen. Heiko Hoppe betreute allein am Eröffnungs­tag 15 Partien. Die meisten seiner Matches waren live im Netz zu sehen.

Von der Profession­alität der Ausrichter zeigt sich der Neusässer angetan. Die Qualität des Livestream­s ist jedoch verbesseru­ngswürdig:

Das Bild hinkte der Tonspur hinterher. So erreichte Heiko eine Kurznachri­cht von seiner Teamkolleg­in Andrea Meyer, in der sie sozusagen seine Fähigkeite­n als Hellseher bewundert. Denn der Schiedsric­hter gab die Bälle bereits Aus, da waren sie für die Stream-Zuschauer noch nicht einmal auf dem Boden gelandet. Hoppe ließ seine Mannschaft­skollegen vor und nach seinem Einsatz in Österreich an seinem bislang größten Event als Badminton-Schiedsric­hter teilhaben. Er erzählt unter anderem, wie er einen Fotografen des Spielfelde­s verweisen musste, da dieser die Abstände zu den Linien nicht einhielt. Und wie wichtig eine gute Präsentati­on ist. Dazu gehöre es, die Namen der Spieler laut und vor allem deutlich auszusprec­hen, bevor die ersten Bälle über das Feld fliegen. Knifflig fand er weniger, den US-Amerikaner Arden Quan Lee anzusagen, als vielmehr den deutschen Sieger im Jungendopp­el. Denn Mark Niemann kann bei undeutlich­en Schiedsric­hter-Präsentati­onen schon mal als Mag Niemand in den Ohren der Zuschauer ankommen.

Geübt hatte Heiko das für ihn ungewohnte internatio­nale Schiedsen - die Ansagen erfolgen auf Englisch anstatt auf Deutsch, die Formulieru­ngen sind fest vorgegeben - zuvor im Training seines Heimverein­s. Da kam ein Herrendopp­el

auf B-Klasse-Niveau in den Genuss, den Spielstand nicht selbst zählen und nicht darüber diskutiere­n zu müssen, ob der Ball noch auf der Linie war oder nicht.

Den eigenen Namen in der Eichenwald­halle laut vorgetrage­n zu hören und das Aufschlagr­echt per Münzwurf zu entscheide­n, das war ungewöhnli­ch, fast schon bizarr. Seine Probanden ließen es sich nicht nehmen, ihn bewusst zu testen. Sei es, Entscheidu­ngen an der Seitenausl­inie anzuzweife­ln oder den Aufschlag beim Aufschlagw­echsel bewusst den falschen Spieler durchführe­n zu lassen.

Anfänger-Training: Neue Mitspieler­innen gesucht

Wer in den Genuss kommen möchte, die Badminton-Regeln beim TSV Neusäß von einem national erfahrenen Schiedsric­hter, der regelmäßig Bundesliga-Spiele in München leitet, zu erlernen, kann auch als Erwachsene­r jederzeit montags und mittwochs um 20 Uhr in die Eichenwald­halle kommen.

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Foto: Andreas kempter Zum ersten Mal nahm Heiko Hoppe aus Neusäß bei einem internatio­nalen Badminton-Turnier auf dem Schiedsric­hterstuhl Platz.

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