Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Referee mit hellseherischen Fähigkeiten?
Badminton: Schiedsrichter Heiko Hoppe aus Neusäß leitet erstmals internationale Spiele und muss dabei gleich einen Fotografen des Feldes verweisen. Wie er für diese Aufgabe geübt hat.
Neusäß Heiko Hoppe vom TSV Neusäß hat inzwischen die nationale Lizenz als BadmintonSchiedsrichter – und nun bei den Austrian U17 Open seinen ersten internationalen Einsatz gemeistert.
Da die Ausrichter Schiedsrichter benötigten, fragen sie beim Nachbarverband an. Der Deutsche Badminton Verband (DBV) entsandte Heiko Hoppe vom TSV Neusäß nach Dornbirn, um die Topnachwuchsspieler zu schiedsen. Zwar hat der Schiedsrichterobmann des Bezirks Schwaben noch keine internationale Lizenz, aber er scheint der ranghöchste Regelkundige zu sein, der Zeit hat und nah genug am Veranstaltungsort wohnt, um die finanziellen Auflagen zu erfüllen.
Die Austrian Open U17 gehören zur Turnierserie Badminton Europe Youth Tournament Circuit, die bei diesem Turnier ein Pilotprojekt wagte: Die Spiele auf dem Center
Court wurden auf YouTube übertragen. Heiko Hoppe betreute allein am Eröffnungstag 15 Partien. Die meisten seiner Matches waren live im Netz zu sehen.
Von der Professionalität der Ausrichter zeigt sich der Neusässer angetan. Die Qualität des Livestreams ist jedoch verbesserungswürdig:
Das Bild hinkte der Tonspur hinterher. So erreichte Heiko eine Kurznachricht von seiner Teamkollegin Andrea Meyer, in der sie sozusagen seine Fähigkeiten als Hellseher bewundert. Denn der Schiedsrichter gab die Bälle bereits Aus, da waren sie für die Stream-Zuschauer noch nicht einmal auf dem Boden gelandet. Hoppe ließ seine Mannschaftskollegen vor und nach seinem Einsatz in Österreich an seinem bislang größten Event als Badminton-Schiedsrichter teilhaben. Er erzählt unter anderem, wie er einen Fotografen des Spielfeldes verweisen musste, da dieser die Abstände zu den Linien nicht einhielt. Und wie wichtig eine gute Präsentation ist. Dazu gehöre es, die Namen der Spieler laut und vor allem deutlich auszusprechen, bevor die ersten Bälle über das Feld fliegen. Knifflig fand er weniger, den US-Amerikaner Arden Quan Lee anzusagen, als vielmehr den deutschen Sieger im Jungendoppel. Denn Mark Niemann kann bei undeutlichen Schiedsrichter-Präsentationen schon mal als Mag Niemand in den Ohren der Zuschauer ankommen.
Geübt hatte Heiko das für ihn ungewohnte internationale Schiedsen - die Ansagen erfolgen auf Englisch anstatt auf Deutsch, die Formulierungen sind fest vorgegeben - zuvor im Training seines Heimvereins. Da kam ein Herrendoppel
auf B-Klasse-Niveau in den Genuss, den Spielstand nicht selbst zählen und nicht darüber diskutieren zu müssen, ob der Ball noch auf der Linie war oder nicht.
Den eigenen Namen in der Eichenwaldhalle laut vorgetragen zu hören und das Aufschlagrecht per Münzwurf zu entscheiden, das war ungewöhnlich, fast schon bizarr. Seine Probanden ließen es sich nicht nehmen, ihn bewusst zu testen. Sei es, Entscheidungen an der Seitenauslinie anzuzweifeln oder den Aufschlag beim Aufschlagwechsel bewusst den falschen Spieler durchführen zu lassen.
Anfänger-Training: Neue Mitspielerinnen gesucht
Wer in den Genuss kommen möchte, die Badminton-Regeln beim TSV Neusäß von einem national erfahrenen Schiedsrichter, der regelmäßig Bundesliga-Spiele in München leitet, zu erlernen, kann auch als Erwachsener jederzeit montags und mittwochs um 20 Uhr in die Eichenwaldhalle kommen.