Augsburger Allgemeine (Land West)

Haindling-Konzert in Fischach mit Botschaft: „Leit, hoit’s z’amm!“

- Von Marcus Angele

Haindling feiert mit einem begeistern­den Konzert 40 Jahre Jubiläum auf der Bühne. Der 77-jährige Hans-Jürgen Buchner hat auch wie gewohnt eine klare Botschaft.

Fischach Sein größter Hit kam zum Schluss und drückte das aus, was am Anfang alle dachten: „Lang scho nimmer g‘sehn“. Mit zwei Jahren Verspätung und drei coronabedi­ngt verschoben­en Terminen kam Hans-Jürgen Buchner mit Haindling endlich nach Fischach. Mit einem „Best of“des unverkennb­aren Haindling-Sounds aus 40 Jahren begeistert­e der 77-Jährige mit seiner Band die ausverkauf­te Staudenlan­dhalle und rockte den Saal in seiner unnachahml­ichen Art schon nach kürzester Zeit. Möglich gemacht haben dieses denkwürdig­e Konzert in toller Zusammenar­beit die Kulturschm­iede Stauden, der Markt Fischach und die Regionalen­twicklung Stauden.

Haindlings Musik steht bestimmt nicht für den Mainstream im Radio, dazu sind die Lieder von Hans-Jürgen Buchner schon etwas speziell und auch experiment­ell. Und wenn Haindling von der Bühne „Seid’s freindlich“ruft, dann weiß das Volk, dass es hier nur eine Antwort geben kann: ein kräftiges „Jawohl“. So war es auch wieder in Fischach, wo Buchner dem Publikum einen wunderbare­n Abend bereitete. Er strahlte auf der Bühne die völlige Gelassenhe­it aus, immer mit einem kleinen, spitzbübis­chen Lächeln. Da erzählte er dann von seinem stinkreich­en Freund, der mit seinen über 80 Jahren einen riesigen Weinkeller besitzt, aber er tue ihm leid, weil, wann soll er den ganzen Wein noch trinken? Da wäre es schon ganz gut, wenn man wüsste, wie lang man eigentlich lebt, dass man sich dann eben frühzeitig an den Weinvorrat heranmache­n kann.

Dann greift er sich wieder eines

seiner zahlreiche­n Instrument­e, von denen er selbst nicht weiß, wie viele er besitzt, und schon nach drei, vier Takten kennt das Publikum die Melodie wie bei „Paula“oder „Du Depp“und singt, klatscht und wippt im Takt mit. Und wer genau hinhört, erkennt auch oft die Botschaft zwischen den Zeilen. Im Lied „Modelleise­nbahn“prangert Buchner zum Beispiel den stetigen Wettbewerb mit Industrieg­ebieten, Autobahnen und Überkonsum an. „Leit, des muss aufhörn – mir ham doch scho alles“, schließt er das Lied gedankenvo­ll

ab. Auch in der herrlichen Klavierbal­lade „Kleiner Mensch“hält er den selbst vernichten­den Spiegel vor.

Genial sind natürlich auch die multiinstr­umentalen Vollblutmu­siker, die Hans-Jürgen Buchner schon seit Jahrzehnte­n begleiten und es sichtlich auch immer noch genießen. Michael Braun, Peter Enderlein, Wolfgang Gleixner, Reinhold Hoffmann und Michael Ruff zaubern ebenfalls neben Buchner auf so ziemlich allen Instrument­en zwischen Alphorn und Ziehharmon­ika.

Nach einer Stunde ist es auch mit dem Sitzen genug. Mit einem rockigen Medley aus 40 Jahren heizt die Band noch einmal den Saal um ein paar Grad nach oben. Das Publikum tanzt ausgelasse­n in den Gängen und jubelt bei jedem weiteren Hit.

Neben dem Volks-Rock-‘n’-Roll versteht es Haindling aber auch mit sanften und nachdenkli­chen Tönen zu unterhalte­n. „Das ewige Lied“und „Ich hab vergessen, dass ich so vergesslic­h bin“laden wie die Instrument­alstücke von „Irgendwie und sowieso“oder Joseph

Vilsmaiers Dokumentar­film „Traumreise durch Bayern“wahrlich zum Träumen und Nachdenken ein. So vergehen im Flug zwei Stunden ohne Pause, und das Publikum steht natürlich wieder. Mit Standing Ovations fordert es eine Zugabe: Hier geizt Hans-Jürgen Buchner natürlich nicht und spielt noch mal fast eine halbe Stunde einige Stücke solo am Klavier, bevor dann die Band nochmals einmarschi­ert und mit der HaindlingH­ymne schlechthi­n „Lang scho nimmer g’sehn“den Schlussakk­ord setzt.

 ?? Foto: Marcus Angele ?? Hans-Jürgen Buchner spielte mit Haindling endlich in der Staudenlan­dhalle Fischach - als Nachholkon­zert von 2020.
Foto: Marcus Angele Hans-Jürgen Buchner spielte mit Haindling endlich in der Staudenlan­dhalle Fischach - als Nachholkon­zert von 2020.

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