Augsburger Allgemeine (Land West)
Haindling-Konzert in Fischach mit Botschaft: „Leit, hoit’s z’amm!“
Haindling feiert mit einem begeisternden Konzert 40 Jahre Jubiläum auf der Bühne. Der 77-jährige Hans-Jürgen Buchner hat auch wie gewohnt eine klare Botschaft.
Fischach Sein größter Hit kam zum Schluss und drückte das aus, was am Anfang alle dachten: „Lang scho nimmer g‘sehn“. Mit zwei Jahren Verspätung und drei coronabedingt verschobenen Terminen kam Hans-Jürgen Buchner mit Haindling endlich nach Fischach. Mit einem „Best of“des unverkennbaren Haindling-Sounds aus 40 Jahren begeisterte der 77-Jährige mit seiner Band die ausverkaufte Staudenlandhalle und rockte den Saal in seiner unnachahmlichen Art schon nach kürzester Zeit. Möglich gemacht haben dieses denkwürdige Konzert in toller Zusammenarbeit die Kulturschmiede Stauden, der Markt Fischach und die Regionalentwicklung Stauden.
Haindlings Musik steht bestimmt nicht für den Mainstream im Radio, dazu sind die Lieder von Hans-Jürgen Buchner schon etwas speziell und auch experimentell. Und wenn Haindling von der Bühne „Seid’s freindlich“ruft, dann weiß das Volk, dass es hier nur eine Antwort geben kann: ein kräftiges „Jawohl“. So war es auch wieder in Fischach, wo Buchner dem Publikum einen wunderbaren Abend bereitete. Er strahlte auf der Bühne die völlige Gelassenheit aus, immer mit einem kleinen, spitzbübischen Lächeln. Da erzählte er dann von seinem stinkreichen Freund, der mit seinen über 80 Jahren einen riesigen Weinkeller besitzt, aber er tue ihm leid, weil, wann soll er den ganzen Wein noch trinken? Da wäre es schon ganz gut, wenn man wüsste, wie lang man eigentlich lebt, dass man sich dann eben frühzeitig an den Weinvorrat heranmachen kann.
Dann greift er sich wieder eines
seiner zahlreichen Instrumente, von denen er selbst nicht weiß, wie viele er besitzt, und schon nach drei, vier Takten kennt das Publikum die Melodie wie bei „Paula“oder „Du Depp“und singt, klatscht und wippt im Takt mit. Und wer genau hinhört, erkennt auch oft die Botschaft zwischen den Zeilen. Im Lied „Modelleisenbahn“prangert Buchner zum Beispiel den stetigen Wettbewerb mit Industriegebieten, Autobahnen und Überkonsum an. „Leit, des muss aufhörn – mir ham doch scho alles“, schließt er das Lied gedankenvoll
ab. Auch in der herrlichen Klavierballade „Kleiner Mensch“hält er den selbst vernichtenden Spiegel vor.
Genial sind natürlich auch die multiinstrumentalen Vollblutmusiker, die Hans-Jürgen Buchner schon seit Jahrzehnten begleiten und es sichtlich auch immer noch genießen. Michael Braun, Peter Enderlein, Wolfgang Gleixner, Reinhold Hoffmann und Michael Ruff zaubern ebenfalls neben Buchner auf so ziemlich allen Instrumenten zwischen Alphorn und Ziehharmonika.
Nach einer Stunde ist es auch mit dem Sitzen genug. Mit einem rockigen Medley aus 40 Jahren heizt die Band noch einmal den Saal um ein paar Grad nach oben. Das Publikum tanzt ausgelassen in den Gängen und jubelt bei jedem weiteren Hit.
Neben dem Volks-Rock-‘n’-Roll versteht es Haindling aber auch mit sanften und nachdenklichen Tönen zu unterhalten. „Das ewige Lied“und „Ich hab vergessen, dass ich so vergesslich bin“laden wie die Instrumentalstücke von „Irgendwie und sowieso“oder Joseph
Vilsmaiers Dokumentarfilm „Traumreise durch Bayern“wahrlich zum Träumen und Nachdenken ein. So vergehen im Flug zwei Stunden ohne Pause, und das Publikum steht natürlich wieder. Mit Standing Ovations fordert es eine Zugabe: Hier geizt Hans-Jürgen Buchner natürlich nicht und spielt noch mal fast eine halbe Stunde einige Stücke solo am Klavier, bevor dann die Band nochmals einmarschiert und mit der HaindlingHymne schlechthin „Lang scho nimmer g’sehn“den Schlussakkord setzt.