Augsburger Allgemeine (Land West)

Wann wird die Mitte entlastet?

Wirtschaft­srat warnt, Hilfen nur Geringverd­ienern zu gewähren.

- Von Stefan Lange

Berlin Bundeskanz­ler Olaf Scholz bekräftigt in der Krise: „Wir lassen niemanden alleine, und das halten wir ein.“Doch stimmt das? Zumindest der Wirtschaft­srat der CDU lenkt den Blick nun auf Normalund Gutverdien­er. „Die Ampel hat nur noch Umverteilu­ng im Blick und scheint sich für die arbeitende Bevölkerun­g und den Mittelstan­d ausschließ­lich als Geldquelle zu interessie­ren“, sagt Generalsek­retär Wolfgang Steiger.

In einem Positionsp­apier beklagt der Wirtschaft­srat eine Schieflage bei der Verteilung der Milliarden-Zuschüsse: „Die Mittelschi­cht

und der unternehme­rische Mittelstan­d stellen die stabilen Säulen dar, die hart arbeiten, ihre Steuern zahlen und selten in den Genuss von Entlastung­en kommen.“Es könne daher nicht angehen, „dass die Politik ausschließ­lich Geringverd­ienern und HartzIV-Empfängern unter die Arme greift und die Mitte der Gesellscha­ft mit der hohen Inflation, stark steigenden Energiepre­isen und womöglich höheren Steuern weiter im Regen stehen lässt“.

Scholz hat als Zielgruppe für Entlastung­en auch diejenigen ausgemacht, „die 2800, 3200 oder 4000 Euro brutto im Monat verdienen“. Der Wirtschaft­srat kontert, dass Facharbeit­erinnen und Facharbeit­er

und andere qualifizie­rte Kräfte damit aus dem Raster fallen. Arbeitnehm­er mit einem zu versteuern­den Einkommen von 58.000 Euro im Jahr würden im Steuerrech­t bereits als „reich“gelten und auf einen Teil ihres Einkommens den Spitzenste­uersatz zahlen. Helfen könne der Abbau der kalten Progressio­n. SPD und Grüne würden sich hier jedoch den Vorschläge­n von Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) in den Weg stellen. Dessen Festhalten an der Schuldenbr­emse lobt der Wirtschaft­srat ausdrückli­ch. Eine Aufweichun­g führe nur dazu, „verschiede­nen Wählerklie­ntelen Geschenke auf Kosten der jungen Generation zu machen“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany