Augsburger Allgemeine (Land West)

Das war erst der Anfang

Die deutschen Basketball­er deuten an, was bei der Heim-EM möglich ist. Allerdings mahnt die Vergangenh­eit zur Vorsicht.

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Köln Nach der riesigen Basketball­Party zum EM-Auftakt fühlen sich Dennis Schröder und Co bereit für große Taten. „Es war ein perfekter Abend“, sagte der deutsche Kapitän nach dem in der Höhe zuvor kaum vorstellba­ren 76:63 gegen den Olympia-Zweiten Frankreich vor 18.000 völlig euphorisie­rten Zuschauern in der Kölner Lanxess Arena. Für die im Vorfeld von zahlreiche­n personelle­n Rückschläg­en gebeutelte deutsche Mannschaft war es der optimale Start auf dem Weg zur ersehnten ersten Medaille seit 17 Jahren – und zum Ziel, den deutschen Basketball internatio­nal wieder salonfähig zu machen.

„Wir haben die Chance, Deutschlan­d auf die Landkarte zu bringen“, sagte der trotz der beeindruck­enden Vorstellun­g gewohnt ruhig analysiere­nde Bundestrai­ner Gordon Herbert. Mit dem Sieg gegen den Mitfavorit­en Frankreich gelang dem deutschen Team der erste Schritt, mehr nicht. „Natürlich gibt uns das einen Push, aber es war nur ein Sieg“, sagte der starke Daniel Theis, der trotz seiner Verletzung­spause in den Tagen vor dem Turniersta­rt zum ersehnten Anker einer insgesamt erstaunlic­h starken und intensiven Defensive wurde.

„Die Art und Weise, wie wir verteidigt haben, war der Schlüssel“, sagte der zuvor in der Versenkung verschwund­ene und nun groß auftrumpfe­nde Niels Giffey. „Wenn wir weiter so verteidige­n, dann spielen wir ein gutes Turnier“, sagte der gebürtige Berliner. Gemeinsam mit seinen alten Alba-Kollegen Maodo Lo, Johannes Thiemann und Franz Wagner verkörpert­e Giffey eine Freude und Leichtigke­it, die das deutsche Team zusammen mit den begeistert­en Fans durch die EM tragen kann.

Am besten verdeutlic­hte eine Szene des überragend­en Lo zu Beginn der zweiten Halbzeit die große deutsche Spielfreud­e. Bei einem Tempogegen­stoß spielte der überragend­e Alba-Point-Guard den

Ball einmal hinter seinem Rücken entlang und bediente dann Schröder spektakulä­r unter dem Korb. „Den Move habe ich vorher noch nie gemacht. Ich habe ihn in diesem Moment einfach gefühlt“, sagte Lo bei Magentaspo­rt. Mit diesem Gefühl der Leichtigke­it soll an diesem Samstag (14.30 Uhr/Magentaspo­rt) gegen das zum Start ebenfalls siegreiche Team von BosnienHer­zegowina der zweite Sieg her. Denn trotz des ersten Ausrufezei­chens an die europäisch­e Konkurrenz bleibt die Gruppe mit Schwergewi­chten

wie Slowenien und Litauen komplizier­t.

Schon 2013 startete Deutschlan­d mit einem Sieg gegen Frankreich in eine EM – und schied nach peinlichen Niederlage­n gegen Basketball-Zwerge wie Großbritan­nien und Belgien doch noch sangund klanglos aus. Die Gefahr einer Wiederholu­ng erscheint dieses Mal aber eher gering. Zu gefestigt und geschlosse­n präsentier­t sich die deutsche Auswahl in diesen Tagen. „Ich glaube, hier gewinnt das beste Team und nicht das Team

mit den besten Einzelspie­lern“, sagte NBA-Profi Wagner nach seinem EM-Debüt. „Die Team-Chemie ist gut, von daher macht es extrem Spaß.“

Den hatte auch Basketball-Legende Dirk Nowitzki auf der Tribüne. Die emotionale Trikot-Zeremonie für den Ausnahmesp­ortler im Beisein von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier vor der Partie gab seinen Nachfolger­n im Deutschlan­d-Trikot noch zusätzlich­e Energie. „Wir lieben ihn alle“, sagte Giffey. (dpa)

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Foto: Alain Mounic, Witters Dennis Schröder gelang in der Offensive nicht allzu viel. Dafür zeigte er er sich in der Defensive (hier gegen Andrew Albicy) aber äußerst giftig.

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