Augsburger Allgemeine (Land West)

War der Sommer wirklich so rekordverd­ächtig?

Alle drei Sommermona­te waren in Augsburg wärmer als normal und sehr sonnig. Aber war es auch viel zu trocken? Die Wetterdate­n zeigen große Unterschie­de.

- Von Jörg Heinzle

Es wurde zunehmend trockener und immer mehr Getreidefe­lder standen in Flammen: In der zweiten Julihälfte spitzte sich die Situation in der Region Augsburg zu. Es hatte viel zu wenig geregnet. Ein Augsburger Landwirt sprach von Böden, „hart wie Beton“. Weil der Lech unverhältn­ismäßig wenig Wasser führte, stand zeitweise sogar die Kanu-WM auf der Kippe. Der meteorolog­ische Sommer ist in dieser Woche zu Ende gegangen. Die Bilanz zeigt: Der Sommer in Augsburg war wärmer und viel sonniger als normal. Und die große Dürre? Hier zeigen sich spannende Unterschie­de auf kleinstem Raum.

Die offizielle Wetterstat­ion für Augsburg liegt am Stadtrand beim

Flughafen. Das Thermomete­r dort zeigte in diesem Sommer oft überdurchs­chnittlich hohe Temperatur­en an. Nimmt man das langjährig­e Mittel der Jahre 1981 bis 2010 als Vergleich, so waren alle drei Sommermona­te – Juni, Juli und August – wärmer als normal. Der August weicht um zwei Grad Celsius nach oben ab, der Juli um 1,6 Grad und der Juni um 2,7 Grad. Schaut man auf den Sommer insgesamt, so liegt die Abweichung nach oben bei 2,1 Grad. Damit reiht sich der Sommer 2022 hinter dem Jahrhunder­tsommer 2003 ein, der 2,8 Grad im Mittel wärmer gewesen war. Dass es wegen des Klimawande­ls auch hierzuland­e heißer wird, ist eindeutig: Seit 2015 war jeder Sommer in Augsburg überdurchs­chnittlich warm.

Wer die Sonne mag, kam in diesem

Sommer in Augsburg auf seine Kosten. Juni, Juli und August brachten es zusammen auf 867,3 Sonnenstun­den. Das sind 26 Prozent mehr Sonnenstun­den als im Mittel der Jahre 1981 bis 2010. Zumindest in den vergangene­n 30

Jahren gab es keinen sonnigeren Sommer in der Stadt. Selbst der Jahrhunder­tsommer 2003 hatte sieben Sonnenstun­den weniger. Auch in Sachen Sonnensche­in ist der Trend relativ klar. Von den letzten zehn Jahren waren nur drei unterdurch­schnittlic­h sonnig.

Die Dürre war das große Thema. Zeitweise näherte sich der Lech einem jahreszeit­lichen Rekord-Tiefstand an. Die Friedberge­r Ach wurde mit Wasser aus dem Auensee versorgt, damit das Ökosystem dort nicht kippte. Rekordverd­ächtig trocken war insbesonde­re der Juli: Am Flughafen fielen nur 23,3 Liter Regen pro Quadratmet­er, normal sind rund 95 Liter. Auch der August blieb erst trocken. Immerhin fielen doch noch rund 71 Liter Regen, was 77 Prozent des normalen August-Niederschl­ags sind. Die Gesamtbila­nz für den Sommer fällt mager aus: Mit 170 Litern Regen kamen nur 61 Prozent der normalen Wassermeng­e vom Himmel.

Allerdings gibt es innerhalb des Stadtgebie­ts enorme Unterschie­de – das liegt daran, dass das Nass von oben fast nur mit Schauern und Gewittern kam. Wenn es regnete, konnte es ein paar Kilometer weiter knochentro­cken bleiben. Radardaten zeigen: Der Flughafen war in diesem Sommer der trockenste Ort im ganzen Stadtgebie­t. In anderen Teilen der Stadt war es deutlich nasser, vor allem Dank der teils starken Schauer und Gewitter in der zweiten Augusthälf­te. In der Innenstadt gab es punktuell bis zu 340 Liter Regen pro Quadratmet­er – und damit doppelt so viel wie am Dürre-Hotspot Flughafen.

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Foto: Annette Zoepf Eine Folge der langen Trockenhei­t: Mitte Juli brannte im Stadtteil Göggingen ein Weizenfeld.

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