Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Ende der Baustellen-Zeit naht
Die Gleisarbeiten am Moritzplatz waren Auslöser für weitere Bauarbeiten in der Innenstadt. Für Anlieger bleibt die Lärmbelastung immens. So geht es nach den Sommerferien weiter.
Gefühlt kommt es einem vor, als ob es in den Sommerferien noch nie so viele Baustellen in Augsburg gab wie im Jahr 2022. Stimmt nicht, sagt die Stadt Augsburg. Es könne aber sein, dass das Ausmaß einzelner Großbaustellen den Gesamteindruck verfärbe. In erster Linie ist es die Gleisbaustelle am Moritzplatz, die für Geschäftsleute, Gastronomen, Anwohner und Passanten über Wochen hinweg Beeinträchtigungen bringt. Eine gute Nachricht gibt es aber: Die Arbeiten sollen wie geplant bis Ende der Schulferien abgeschlossen sein. Beendet ist die Baustelle im Mittleren Graben, hier fließt der Verkehr seit Freitag wieder regulär.
Zuständig für die Baustellen, die speziell auf die Zeit der Ferien terminiert wurden, sind die Stadt Augsburg und die Stadtwerke. Es gebe einen abgestimmten Fahrplan, sagen beide. Beispiel: Sollte die Straßenbahn für einen längeren Zeitraum wegen Gleisarbeiten nicht verkehren, könnten in einzelnen Straßenzügen andere Arbeiten erledigt werden, zum Beispiel Kanalbauarbeiten und Spartenverlegungen. So läuft es auch dieses Jahr: Weil die Linie 1 in den Sommerferien vom Königsplatz nicht nach Lechhausen fährt, wurden Spartenarbeiten am Perlachberg und in der Barfüßerstraße gemacht.
Die Entscheidung, eine Baustelle in die Ferienzeit zu legen, begründet Jürgen Fergg, Sprecher der Stadtwerke, mit dem Fahrgastaufkommen. In den Ferien seien viele Menschen im Urlaub. Zudem müssten Schülerinnen und Schüler nicht zum Unterricht befördert werden. Auch jetzt habe man in den Ferien wieder gesehen, dass die eingesetzten Ersatzbusse in den Stoßzeiten teils proppenvoll seien. „Zu Schulzeiten würde sich diese Situation noch verschärfen“, sagt Fergg.
Aus Sicht der Stadtwerke habe es für die Großbaustelle am Moritzplatz keine zeitliche Alternative gegeben. Die Gleise seien veraltet, man musste reagieren. Der Zeitplan sei eng getaktet: Um bis Ende der Ferien fertig zu werden, werde im Zwei-Schicht-Betrieb von 6 bis 21 Uhr gearbeitet. Die Aufenthaltsqualität rund um den Moritzplatz leidet wegen der Baustelle massiv. Wer in Cafés und Lokalen sitzt, blickt auf einen Bauzaun. Wer im Umfeld der Großbaustelle arbeitet, wird über Wochen hinweg vom Lärm genervt.
Gunther Höhnberg, Chef des städtischen Tiefbauamtes, sagt: „Eine Besonderheit ist die Konzentration der Sommerbaustellen in der Innenstadt.“Grund sei in erster Linie die Baustelle am Moritzplatz und die damit verbundene Stilllegung der beiden Straßenbahnlinien in diesem Bereich. Durch die Koordinierung mit allen Fachstellen und die Abstimmung zwischen Stadtwerke und dem Tiefbauamt seien weitere große Baumaßnahmen im Windschatten mit ausgeführt worden. „Durch diese Bündelung der Maßnahmen, wie aktuell in der Innenstadt, können Synergieeffekte erzielt werden“, erläutert Höhnberg. Dass Baustellen eine Lärmbelastung darstellen, sei unvermeidlich.
Renate Dziura kann davon ein Lied singen. Sie ist Mitarbeiterin der Eisdiele „Goldener Erker“. Kurz nach Beginn der Arbeiten hatte sie sich erstmals geäußert: „Das Geschäft läuft seit Tagen schlecht, obwohl die Temperaturen förmlich nach einem Eis verlangen.“Daran habe sich in den Wochen danach wenig geändert. Stammgäste hielten die Treue, doch die Laufkundschaft fehle. Ihr Nervenkostüm sei wegen des Lärms angespannt: „Es ist noch extremer geworden. Man gewöhnt sich nicht daran.“Das Sägen der Pflastersteine gehe durch Mark und Bein. Es werden nicht nur neue Gleise verlegt, sondern es wird auch einen neuen Fahrbahnbelag geben. Die Baustelle sei für sie eine extreme Belastung, sagt Renate Dziura: „Man steigert sich förmlich rein und wird eine Spur aggressiver.“Für die Bauarbeiter habe sie aber Verständnis: „Die können doch am wenigsten dafür.“
Vom Baulärm am Moritzplatz ist Zahnarzt Siegfried Weida ebenfalls betroffen, der im Weberhaus seine Praxis hat. Er zeigte anfangs Verständnis für den Zeitplan der Arbeiten, der frühzeitig kommuniziert worden sei. Die Geräuschkulisse sei weiterhin eine Belastung, sagt er. Viele Baustellen sind bis Ende der Ferien angesetzt. „Aktuell sind die Baumaßnahmen fast alle im Zeitplan“, sagt Höhnberg. Die Baustellen würden wie geplant voranschreiten und auch witterungsbedingt gebe es keine Einschränkungen. Ein Problem taucht nahe der MAN auf: „Aufgrund von Materiallieferengpässen könnte es an der Fernwärmebaustelle an der Riedingerstraße zu Verzögerungen kommen.“
Und wie geht es weiter? Im Herbst führen die Stadtwerke die Arbeiten an den Strom- und Telekommunikationsleitungen in der Karolinenstraße und am Perlachberg fort. Die Pflasterarbeiten am Moritzplatz in Richtung St. Ulrich werden bis Anfang Oktober fertig. Darüber hinaus laufen Arbeiten an der Fernwärmeleitung sowie der Oberflächenwiederherstellung im Bereich Heinrich-von-Buz-Straße, Riedingerstraße, Dieselstraße und Donauwörther Straße weiter. Die Fertigstellung der Holzbachbrücke in der Rosenaustraße soll bis Jahresende erfolgen. Weitere Großbaustellen in der Innenstadt sind in diesem Jahr nicht mehr geplant.