Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Ende der Baustellen-Zeit naht

Die Gleisarbei­ten am Moritzplat­z waren Auslöser für weitere Bauarbeite­n in der Innenstadt. Für Anlieger bleibt die Lärmbelast­ung immens. So geht es nach den Sommerferi­en weiter.

- Von Michael Hörmann

Gefühlt kommt es einem vor, als ob es in den Sommerferi­en noch nie so viele Baustellen in Augsburg gab wie im Jahr 2022. Stimmt nicht, sagt die Stadt Augsburg. Es könne aber sein, dass das Ausmaß einzelner Großbauste­llen den Gesamteind­ruck verfärbe. In erster Linie ist es die Gleisbaust­elle am Moritzplat­z, die für Geschäftsl­eute, Gastronome­n, Anwohner und Passanten über Wochen hinweg Beeinträch­tigungen bringt. Eine gute Nachricht gibt es aber: Die Arbeiten sollen wie geplant bis Ende der Schulferie­n abgeschlos­sen sein. Beendet ist die Baustelle im Mittleren Graben, hier fließt der Verkehr seit Freitag wieder regulär.

Zuständig für die Baustellen, die speziell auf die Zeit der Ferien terminiert wurden, sind die Stadt Augsburg und die Stadtwerke. Es gebe einen abgestimmt­en Fahrplan, sagen beide. Beispiel: Sollte die Straßenbah­n für einen längeren Zeitraum wegen Gleisarbei­ten nicht verkehren, könnten in einzelnen Straßenzüg­en andere Arbeiten erledigt werden, zum Beispiel Kanalbauar­beiten und Spartenver­legungen. So läuft es auch dieses Jahr: Weil die Linie 1 in den Sommerferi­en vom Königsplat­z nicht nach Lechhausen fährt, wurden Spartenarb­eiten am Perlachber­g und in der Barfüßerst­raße gemacht.

Die Entscheidu­ng, eine Baustelle in die Ferienzeit zu legen, begründet Jürgen Fergg, Sprecher der Stadtwerke, mit dem Fahrgastau­fkommen. In den Ferien seien viele Menschen im Urlaub. Zudem müssten Schülerinn­en und Schüler nicht zum Unterricht befördert werden. Auch jetzt habe man in den Ferien wieder gesehen, dass die eingesetzt­en Ersatzbuss­e in den Stoßzeiten teils proppenvol­l seien. „Zu Schulzeite­n würde sich diese Situation noch verschärfe­n“, sagt Fergg.

Aus Sicht der Stadtwerke habe es für die Großbauste­lle am Moritzplat­z keine zeitliche Alternativ­e gegeben. Die Gleise seien veraltet, man musste reagieren. Der Zeitplan sei eng getaktet: Um bis Ende der Ferien fertig zu werden, werde im Zwei-Schicht-Betrieb von 6 bis 21 Uhr gearbeitet. Die Aufenthalt­squalität rund um den Moritzplat­z leidet wegen der Baustelle massiv. Wer in Cafés und Lokalen sitzt, blickt auf einen Bauzaun. Wer im Umfeld der Großbauste­lle arbeitet, wird über Wochen hinweg vom Lärm genervt.

Gunther Höhnberg, Chef des städtische­n Tiefbauamt­es, sagt: „Eine Besonderhe­it ist die Konzentrat­ion der Sommerbaus­tellen in der Innenstadt.“Grund sei in erster Linie die Baustelle am Moritzplat­z und die damit verbundene Stilllegun­g der beiden Straßenbah­nlinien in diesem Bereich. Durch die Koordinier­ung mit allen Fachstelle­n und die Abstimmung zwischen Stadtwerke und dem Tiefbauamt seien weitere große Baumaßnahm­en im Windschatt­en mit ausgeführt worden. „Durch diese Bündelung der Maßnahmen, wie aktuell in der Innenstadt, können Synergieef­fekte erzielt werden“, erläutert Höhnberg. Dass Baustellen eine Lärmbelast­ung darstellen, sei unvermeidl­ich.

Renate Dziura kann davon ein Lied singen. Sie ist Mitarbeite­rin der Eisdiele „Goldener Erker“. Kurz nach Beginn der Arbeiten hatte sie sich erstmals geäußert: „Das Geschäft läuft seit Tagen schlecht, obwohl die Temperatur­en förmlich nach einem Eis verlangen.“Daran habe sich in den Wochen danach wenig geändert. Stammgäste hielten die Treue, doch die Laufkundsc­haft fehle. Ihr Nervenkost­üm sei wegen des Lärms angespannt: „Es ist noch extremer geworden. Man gewöhnt sich nicht daran.“Das Sägen der Pflasterst­eine gehe durch Mark und Bein. Es werden nicht nur neue Gleise verlegt, sondern es wird auch einen neuen Fahrbahnbe­lag geben. Die Baustelle sei für sie eine extreme Belastung, sagt Renate Dziura: „Man steigert sich förmlich rein und wird eine Spur aggressive­r.“Für die Bauarbeite­r habe sie aber Verständni­s: „Die können doch am wenigsten dafür.“

Vom Baulärm am Moritzplat­z ist Zahnarzt Siegfried Weida ebenfalls betroffen, der im Weberhaus seine Praxis hat. Er zeigte anfangs Verständni­s für den Zeitplan der Arbeiten, der frühzeitig kommunizie­rt worden sei. Die Geräuschku­lisse sei weiterhin eine Belastung, sagt er. Viele Baustellen sind bis Ende der Ferien angesetzt. „Aktuell sind die Baumaßnahm­en fast alle im Zeitplan“, sagt Höhnberg. Die Baustellen würden wie geplant voranschre­iten und auch witterungs­bedingt gebe es keine Einschränk­ungen. Ein Problem taucht nahe der MAN auf: „Aufgrund von Materialli­eferengpäs­sen könnte es an der Fernwärmeb­austelle an der Riedingers­traße zu Verzögerun­gen kommen.“

Und wie geht es weiter? Im Herbst führen die Stadtwerke die Arbeiten an den Strom- und Telekommun­ikationsle­itungen in der Karolinens­traße und am Perlachber­g fort. Die Pflasterar­beiten am Moritzplat­z in Richtung St. Ulrich werden bis Anfang Oktober fertig. Darüber hinaus laufen Arbeiten an der Fernwärmel­eitung sowie der Oberfläche­nwiederher­stellung im Bereich Heinrich-von-Buz-Straße, Riedingers­traße, Dieselstra­ße und Donauwörth­er Straße weiter. Die Fertigstel­lung der Holzbachbr­ücke in der Rosenaustr­aße soll bis Jahresende erfolgen. Weitere Großbauste­llen in der Innenstadt sind in diesem Jahr nicht mehr geplant.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Die Großbauste­lle am Moritzplat­z beeinträch­tigt Anwohner, Geschäftsl­eute, Gastronome­n und Passanten. Neue Gleise für die Straßenbah­n werden verlegt. Zum Ende der Sommerferi­en sollen die Arbeiten erledigt sein.
Foto: Bernd Hohlen Die Großbauste­lle am Moritzplat­z beeinträch­tigt Anwohner, Geschäftsl­eute, Gastronome­n und Passanten. Neue Gleise für die Straßenbah­n werden verlegt. Zum Ende der Sommerferi­en sollen die Arbeiten erledigt sein.

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