Augsburger Allgemeine (Land West)
Geburtshaus statt Geburtsklinik?
Die Schließung der Bobinger Geburtsstation zum 30. September ist beschlossene Sache. Doch in der Stadt könnte es eine Alternative geben.
Bobingen Nach der Schließung der Schwabmünchner Geburtenstation erwischte es jetzt auch Bobingen. Der Kündigungen mehrerer Hebammen und Belegärzte wegen sei die Weiterführung nicht mehr möglich gewesen, so die Begründung. In Bobingen stemmt man sich jedoch weiterhin gegen ein endgültiges Aus für die Geburtshilfe.
Schließlich sei es die letzte im gesamten südlichen Landkreis, argumentiert der Fraktionsvorsitzende der SPD, Edmund Mannes. Daher habe man den Antrag gestellt, zusammen mit den zuständigen Ärzten, Hebammen und der Führung der Wertachkliniken nach Übergangslösungen zu suchen. Bobingens Bürgermeister Klaus Förster hatte daraufhin Klinikchef Martin Gösele gebeten, noch einmal mit den betreffenden Ärzten zu sprechen. Doch die Antwort war eindeutig: „Es ist wohl politisch gewollt, dass Geburtshilfe zukünftig nur noch in großen Zentren angeboten werden soll“, hieß es in dem Antwortschreiben. Daher sähen die beteiligten Ärzte, auch in Ermangelung adäquater Nachfolgeregelungen, keine Möglichkeit, die Geburtshilfe über den 30. September hinaus aufrechtzuerhalten.
Nun kommt die Idee zum Aufbau eines Geburtshauses ins Spiel. Das ist eine Einrichtung, die ausschließlich von Hebammen geführt wird. Das Augenmerk liegt auf der Begleitung der Schwangerschaft und einer natürlichen Geburt. Einen Arzt gibt es in einem Geburtshaus nicht. Daher eignet es sich für sogenannte „Niedrig-Risiko-Schwangerschaften“von gesunden, jungen Frauen, bei denen nicht mit Komplikationen gerechnet werden muss.
Rund zwei Prozent aller Geburten finden in Bayern außerhalb von Kliniken statt. In der Regel erkennen erfahrene Hebammen sehr früh, ob es Schwierigkeiten bei einer Geburt geben könnte. In einem solchen Fall würde dann die Verlegung in eine Klinik vorgenommen.
Um eine fachliche Einschätzung zu bekommen, hatte Klinikchef Gösele auch Kontakt zu den Geburtenstationen im Augsburger Josefinum und der Uniklinik aufgenommen. Beide Häuser betonten, dass sie hoch spezialisierte Einrichtungen seien. Ein Geburtshaus verfolge einen völlig anderen Ansatz. Daher könne man sich eine offizielle Kooperation schwerlich vorstellen. Allerdings würden im Notfall beide Kliniken zur Aufnahme von werdenden Müttern bereitstehen. Mitte August – so berichtete Bürgermeister Förster – fand dann ein Gespräch im Landratsamt Augsburg zum Thema Geburtshaus Bobingen statt. Dort trafen sich neben dem Bürgermeister, Landrat Martin Sailer und der Hebamme Birgit Hegen auch Mütter, die bei der Demonstration gegen die Schließung der Bobinger Geburtenstation vor der Schwabmünchner Stadthalle beteiligt waren. Dabei wurde über die mögliche Schaffung eines Geburtshauses in Bobingen gesprochen.
Hebamme Birgit Hegen sagte, dass sie sich so etwas durchaus vorstellen könne. Auch mehrere der anwesenden Mütter signalisierten Bereitschaft, eine solche Einrichtung zu nutzen. Klinikleitung und Landrat seien überdies bereit, den Bobinger Kreißsaal für ein Geburtshaus zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile, so Bürgermeister Förster, habe Birgit Hegen bereits mit einigen ihrer Kolleginnen gesprochen. Mit einem Geburtshaus würde Bobingen eine alte Tradition wieder aufleben lassen. Denn auf dem Areal der heutigen Wohngebäude in der Lindauer Straße 36-42 hatte es bis zur Schließung im Jahr 1934 ein „Privat-Entbindungsheim“gegeben.