Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Zukunft unserer Sonne

Und wie diese überhaupt ermittelt wird.

- Rainer Kayser

In etwa dreieinhal­b Milliarden Jahren beginnt unsere Sonne, sich an der Oberfläche abzukühlen, und bläht sich dabei zu einem roten Riesenster­n auf, der womöglich alle inneren Planeten einschließ­lich der Erde verschling­t. Neu ist dieses Schreckens­szenario nicht, aber Astronomen haben jetzt Zeitpunkt und Verlauf dieser Katastroph­e genauer als je zuvor bestimmt.

„Erst wenn wir unsere Sonne verstehen – und es gibt noch vieles, was wir nicht über sie wissen –, können wir erwarten, all die anderen Sterne in unserer Milchstraß­e zu verstehen“, erläutert Orlagh Creevey vom Observator­ium Côte d’Azur in Frankreich die Motivation für die umfangreic­he Datenanaly­se, die sie und ihre Kollegen durchgefüh­rt haben. Um neue Erkenntnis­se über unsere Sonne zu gewinnen, müssen die Forscherin­nen und Forscher sich wiederum eine große Zahl ähnlicher Sterne anschauen. Denn unsere Sonne sehen wir nur zum heutigen Zeitpunkt ihrer Entwicklun­g, 4,57 Milliarden Jahre nach ihrer Entstehung. Erst die Beobachtun­g vieler, unterschie­dlich alter sonnenähnl­icher Sterne erlaubt es Astronomen, die Entwicklun­gsgeschich­te

der Sonne vorherzusa­gen. Diese Möglichkei­t bieten die Daten des Satelliten Gaia, der seit 2014 mit mehreren Teleskopen Milliarden von Sternen beobachtet und dabei neben der Bewegung auch Größe, Temperatur, Masse und chemische Zusammense­tzung erfasst. Und eine genaue Analyse dieser Daten versetzt Astronomen in die Lage, die Art des Sterns – also auch seine Ähnlichkei­t mit der Sonne – und sein Alter zu bestimmen.

5883 „solare Analogons“fanden sie. Die Liste ist für Astronomen in aller Welt höchst wertvoll. Denn Beobachtun­gen dieser Sterne können die Frage beantworte­n, wie „normal“unsere Sonne ist. Oder ob die Entstehung von Leben auf der Erde vielleicht davon abhing, dass die Sonne Eigenschaf­ten besitzt, die sie von anderen Sternen unterschei­det. Und was das Ende angeht: Wenn im Inneren der Sonne keinerlei Kernfusion mehr stattfinde­t – in einem Alter von zehn bis elf Milliarden Jahren –, fällt der Rote Riese zu einem gerade einmal erdgroßen weißen Zwergstern zusammen, der über Milliarden von Jahren langsam abkühlt.

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Foto: dpa/ESA | Solar Orbiter/Eui Team/Nasa Ein Blick der Sonde Solar Orbiter auf unsere Sonne.

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