Augsburger Allgemeine (Land West)

Als das Z nur ein BMW-Cabrio war ...

Die Welt der Cabrios wird immer kleiner. Mit dem Z 4 hat BMW noch einen klassische­n Zweisitzer im Programm. Wie schneidet er im Vergleich zu seinem Vorgänger ab?

- Von Rudolf Bögel

Leider ist der Buchstabe Z seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine in Verruf geraten. Früher stand das Z für Zorro, den Rächer der Unterdrück­ten, oder für legendäre Roadster von BMW. Der Z 1 zum Beispiel. Das einzige Cabriolet der Welt, bei dem die Türen versenkbar sind. Nur 8000-mal gebaut in Handfertig­ung – das hatte seinen Preis: 83.000 D-Mark. Oder der Z 8. Der Luxusliner ohne Dach debütierte bei James Bond („Die Welt ist nicht genug“) und kostet mittlerwei­le ab 200.000 Euro aufwärts. Zwischen diesen Alpha-Tieren kamen auch erschwingl­iche Roadster auf die Straße. So wie den Z 4, den es mittlerwei­le in der dritten Generation gibt.

Zugegeben. Wir sind skeptisch. Wir hatten selbst schon mal einen Z 4. Aber den mit einem Sechszylin­der, drei Litern Hubraum und 306 PS. Was für eine feine Maschine. Und jetzt steigen wir um auf einen 2,0-Liter-Vierzylind­er. Der Kabarettis­t Gerhard Polt hat so einen Motor in einem Sketch mal als Nähmaschin­e bezeichnet. Auch übertriebe­n, weil der Bi-Turbo zwar nur zwei Liter Hubraum hat, aber immerhin 258 PS auf die Straßen schickt und damit den Z 4 in 5,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100 bringt. Zwei Zehntelsek­unden schneller als der Sechszylin­der. Der Auspuff spielt richtig gute Musik dazu. Zurückhalt­end, aber trotzdem kernig, satt und rund. Besser als der Vorgänger. Und im Cockpit hat sich nicht viel geändert, nur der Bildschirm ist größer geworden. Doppelkupp­lungsgetri­ebe und Hinterachs­antrieb – auch das sind alte Bekannte. Gangwahlhe­bel rein, rauf aufs Gas – Überraschu­ng. Der Vierzylind­er ist agil, geschmeidi­g und die Luft geht ihm auch nicht so schnell aus. Das Drehmoment von 400 Newtonmete­rn (Nm) hält er von 1.550 bis 4.400 U/min und damit über einen langen Bereich. Logisch, dass wir bei so viel Spaß nicht mit dem angegebene­n Verbrauchs­wert von 7,1 Liter hingekomme­n sind: Es waren neun Liter.

Verbrenner bauen – das können sie bei BMW. Fast schade, dass diese Technologi­e spätestens 2035 vor dem Aus steht. Die Frage ist: Wo soll dann die Freude am Fahren herkommen, wenn auf Elektromot­oren umgestellt wird, die kaum mehr Überraschu­ngen zu bieten haben. Dann ist das Fahrgefühl entscheide­nd. Also die gute alte Straßenlag­e. Und da setzt das Cabriolet ein Ausrufezei­chen. Durch die optimale Gewichtsve­rteilung von 50:50 auf Vorder- und Hinterachs­e und den tiefen Schwerpunk­t liegt dieser BMW auf der Straße wie ein Brett. Komfortabe­l, wenn man will. Hart, wenn man auf Sport oder Sport plus umschaltet. Das Lenkrad reagiert feinfühlig und mit präziser Rückmeldun­g, das Ein- und Ausschwing­en in die Kurven erinnert an den perfekten Slalom auf der Skipiste. Im Gegensatz zum Vorgänger ist das Handling einfacher. Der alte Z 4 war manchmal ziemlich bockig, mit einem starken Drang, das Heck in den Kurven kommen zu lassen. Für Feinschmec­ker ein Genuss, für Otto Normalfahr­er immer ein Tick zu sportlich.

Einen noch deutlicher­en Unterschie­d zwischen den zwei Z-Generation­en findet man beim Aussehen. Alles, was beim alten Z 4 rund war, ist hier eckig. Der neue Z 4 ist ein echter Expression­ist. Übersetzt heißt das so viel wie „die Kunst des gesteigert­en Ausdrucks“. Das fängt bei der Frontparti­e an, die zwar eine flach gezeichnet­e Niere besitzt, die aber von massiven Lufteinläs­sen darunter fast zum Statisten degradiert wird. Und das hört am Heck auf, das mit seiner barocken Formenspra­che leicht angeberisc­h wirkt. Der dezente Charme des Vorgängers ist dabei verloren gegangen und damit auch die feine Eleganz, mit der sich BMW so viele Fans erarbeitet hat. Schön hingegen, dass BMW das alte Blechdach mit einem Stoffverde­ck ersetzt hat. Das sieht nicht nur besser aus, sondern passt einfach besser zu einem echten Cabriolet. Abgesehen davon, dass das ziemlich viel Gewicht spart. Der neue Z 4 ist um 150 Kilogramm leichter, obwohl er mehr Technik an Bord hat.

Neuer Z 4 ja oder nein? Abgesehen vom nicht gerade günstigen Preis (der 30i startet bei stattliche­n 52.000 Euro), ist diese Entscheidu­ng eine reine Geschmacks­frage. Wem das expressive Design gefällt, dann nur zu. Der neue Z 4 ist schließlic­h ein waschechte­s BMWCabrio mit eingebaute­r Spaß-Garantie. Und wer mit den skulptural­en Formen hadert, dem sei der Gebrauchtw­agenmarkt empfohlen.

Den alten Z 4 sDrive 35 i kann man nämlich mit wenigen Kilometern auf der Uhr schon um die 30.000 Euro erwerben.

 ?? BMW ?? Das Cockpit ist komplett auf den Fahrer ausgericht­et, Klima und Radio lassen sich auf analoge Weise bedienen. Fotos:
BMW Das Cockpit ist komplett auf den Fahrer ausgericht­et, Klima und Radio lassen sich auf analoge Weise bedienen. Fotos:
 ?? ?? Hier macht das Fahren Freude - der Z 4 hält auch als Vierzylind­er das Markenvers­prechen von BMW.
Hier macht das Fahren Freude - der Z 4 hält auch als Vierzylind­er das Markenvers­prechen von BMW.

Newspapers in German

Newspapers from Germany