Augsburger Allgemeine (Land West)
Als das Z nur ein BMW-Cabrio war ...
Die Welt der Cabrios wird immer kleiner. Mit dem Z 4 hat BMW noch einen klassischen Zweisitzer im Programm. Wie schneidet er im Vergleich zu seinem Vorgänger ab?
Leider ist der Buchstabe Z seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine in Verruf geraten. Früher stand das Z für Zorro, den Rächer der Unterdrückten, oder für legendäre Roadster von BMW. Der Z 1 zum Beispiel. Das einzige Cabriolet der Welt, bei dem die Türen versenkbar sind. Nur 8000-mal gebaut in Handfertigung – das hatte seinen Preis: 83.000 D-Mark. Oder der Z 8. Der Luxusliner ohne Dach debütierte bei James Bond („Die Welt ist nicht genug“) und kostet mittlerweile ab 200.000 Euro aufwärts. Zwischen diesen Alpha-Tieren kamen auch erschwingliche Roadster auf die Straße. So wie den Z 4, den es mittlerweile in der dritten Generation gibt.
Zugegeben. Wir sind skeptisch. Wir hatten selbst schon mal einen Z 4. Aber den mit einem Sechszylinder, drei Litern Hubraum und 306 PS. Was für eine feine Maschine. Und jetzt steigen wir um auf einen 2,0-Liter-Vierzylinder. Der Kabarettist Gerhard Polt hat so einen Motor in einem Sketch mal als Nähmaschine bezeichnet. Auch übertrieben, weil der Bi-Turbo zwar nur zwei Liter Hubraum hat, aber immerhin 258 PS auf die Straßen schickt und damit den Z 4 in 5,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100 bringt. Zwei Zehntelsekunden schneller als der Sechszylinder. Der Auspuff spielt richtig gute Musik dazu. Zurückhaltend, aber trotzdem kernig, satt und rund. Besser als der Vorgänger. Und im Cockpit hat sich nicht viel geändert, nur der Bildschirm ist größer geworden. Doppelkupplungsgetriebe und Hinterachsantrieb – auch das sind alte Bekannte. Gangwahlhebel rein, rauf aufs Gas – Überraschung. Der Vierzylinder ist agil, geschmeidig und die Luft geht ihm auch nicht so schnell aus. Das Drehmoment von 400 Newtonmetern (Nm) hält er von 1.550 bis 4.400 U/min und damit über einen langen Bereich. Logisch, dass wir bei so viel Spaß nicht mit dem angegebenen Verbrauchswert von 7,1 Liter hingekommen sind: Es waren neun Liter.
Verbrenner bauen – das können sie bei BMW. Fast schade, dass diese Technologie spätestens 2035 vor dem Aus steht. Die Frage ist: Wo soll dann die Freude am Fahren herkommen, wenn auf Elektromotoren umgestellt wird, die kaum mehr Überraschungen zu bieten haben. Dann ist das Fahrgefühl entscheidend. Also die gute alte Straßenlage. Und da setzt das Cabriolet ein Ausrufezeichen. Durch die optimale Gewichtsverteilung von 50:50 auf Vorder- und Hinterachse und den tiefen Schwerpunkt liegt dieser BMW auf der Straße wie ein Brett. Komfortabel, wenn man will. Hart, wenn man auf Sport oder Sport plus umschaltet. Das Lenkrad reagiert feinfühlig und mit präziser Rückmeldung, das Ein- und Ausschwingen in die Kurven erinnert an den perfekten Slalom auf der Skipiste. Im Gegensatz zum Vorgänger ist das Handling einfacher. Der alte Z 4 war manchmal ziemlich bockig, mit einem starken Drang, das Heck in den Kurven kommen zu lassen. Für Feinschmecker ein Genuss, für Otto Normalfahrer immer ein Tick zu sportlich.
Einen noch deutlicheren Unterschied zwischen den zwei Z-Generationen findet man beim Aussehen. Alles, was beim alten Z 4 rund war, ist hier eckig. Der neue Z 4 ist ein echter Expressionist. Übersetzt heißt das so viel wie „die Kunst des gesteigerten Ausdrucks“. Das fängt bei der Frontpartie an, die zwar eine flach gezeichnete Niere besitzt, die aber von massiven Lufteinlässen darunter fast zum Statisten degradiert wird. Und das hört am Heck auf, das mit seiner barocken Formensprache leicht angeberisch wirkt. Der dezente Charme des Vorgängers ist dabei verloren gegangen und damit auch die feine Eleganz, mit der sich BMW so viele Fans erarbeitet hat. Schön hingegen, dass BMW das alte Blechdach mit einem Stoffverdeck ersetzt hat. Das sieht nicht nur besser aus, sondern passt einfach besser zu einem echten Cabriolet. Abgesehen davon, dass das ziemlich viel Gewicht spart. Der neue Z 4 ist um 150 Kilogramm leichter, obwohl er mehr Technik an Bord hat.
Neuer Z 4 ja oder nein? Abgesehen vom nicht gerade günstigen Preis (der 30i startet bei stattlichen 52.000 Euro), ist diese Entscheidung eine reine Geschmacksfrage. Wem das expressive Design gefällt, dann nur zu. Der neue Z 4 ist schließlich ein waschechtes BMWCabrio mit eingebauter Spaß-Garantie. Und wer mit den skulpturalen Formen hadert, dem sei der Gebrauchtwagenmarkt empfohlen.
Den alten Z 4 sDrive 35 i kann man nämlich mit wenigen Kilometern auf der Uhr schon um die 30.000 Euro erwerben.