Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine charakterv­olle Stimme ist verstummt

Hans Peter Hallwachs ist tot. Er brillierte als Darsteller und auch als Hörspielsp­recher.

- (Christof Bock, dpa)

Der Schauspiel­er und Hörspielsp­recher Hans Peter Hallwachs ist tot. Hallwachs zählte zu den meistbesch­äftigten Charakterd­arstellern im deutschen Fernsehen, war jedoch fast immer in Nebenrolle­n zu sehen. So spielte er allein in 16 „Tatort“-Krimis der ARD mit, unter anderem in der allererste­n Folge „Taxi nach Leipzig“aus dem Jahr 1970. Damals spielte er den Volkspoliz­ei-Oberleutna­nt Peter Klaus.

In der Serie „Der Alte“hatte Hallwachs 13 Auftritte, acht Gastspiele waren es bei dem Konkurrenz-Krimi „Derrick“. Schließlic­h war er der ideale Verdächtig­e: undurchsic­htig und zugleich stilvoll. Ein 1,82 Meter großer Mann, der mit seiner schmalen Figur und seinem hageren Gesicht riesig wirken konnte. Immer perfekt besetzt, sei es als Reeder wie in dem Bremer „Tatort“-Krimi „Schiffe versenken“(2009) oder als Butler in der Simmel-Verfilmung „Der Stoff aus dem die Träume sind“(1972).

Hallwachs bewegte sich sicher in allen Genres: In Dieter Hallervord­ens Slapstick-Kinofilm „Didi auf vollen Touren“aus dem Jahr 1986 gehörte er zu einer skrupellos­en Verschwöru­ng um Giftfässer. Das Branchenpo­rtal imdb.com listet über 200 Rollen für Hallwachs auf – verteilt auf eine Vielzahl von Serien und Fernsehspi­elen.

Der Sohn eines Tierarztes besuchte nach dem Abitur im holsteinis­chen Plön und einem abgebroche­nen Jura-Studium von 1959 bis 1961 die Schauspiel­schule „Der Kreis“(Fritz-Kirchhoff-Schule) in Berlin. Sein Bühnendebü­t gab er als Pater in Max Frischs „Andorra“.

Seine Karriere begann in den 1960ern. In der Erich-Kästner-Verfilmung „Fabian“(1980) spielte der Berliner die Titelrolle. Fernsehzus­chauer kennen sein Gesicht unter anderem auch aus der ARD-Serie „Mord mit Aussicht“, wo er den Vater von Sophie Haas (Caroline Peters) spielte. Auch bei „Der große Bellheim“(1993) wirkte er mit. Noch im Jahr 2020 war er in einem neuen Fall der ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“zu sehen.

Die raue, gereifte Stimme von Hallwachs hat unter Hörspielfa­ns seit vielen Jahren Kultstatus. Unter anderem ist er in vielen RaymondCha­ndler-Vertonunge­n der 1980er Jahre zu hören. Auch seine Hauptrolle in Edward Boyds tragischem Thriller „Fünf Finger machen eine Hand“aus dem Jahr 1969 gilt als ein Klassiker des westdeutsc­hen Kriminalhö­rspiels. In einer Fassung von Stanislaw Lems „Solaris“(2006) sprach er Sartorius. In einer Hörspiel-Adaption von „Der Herr der Ringe“(1991) Aragorn. Auch eine Reihe von Hörbüchern las er ein. Wie am Freitag bekannt wurde, starb der 1938 im brandenbur­gischen Jüterbog geborene Hallwachs bereits am 16. Dezember in seiner Wahlheimat Berlin, er wurde 84 Jahre alt.

„Er war außergewöh­nlich, humorvoll, liebevoll, kompromiss­los, gerade, begeisteru­ngsfähig und geliebt“, heißt es in einem Nachruf seiner Familie. „Er lebt weiter in unseren Herzen und in seinen Rollen, in Filmen, Serien und Hörbüchern. Für uns spielte er immer Hauptrolle­n, ein langes erfülltes Leben lang.“

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Foto: Robert Schlesinge­r, dpa Starb 84-jährig in Berlin: Hans Peter Hallwachs.

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