Augsburger Allgemeine (Land West)
Architekt Hans Schrammel ist tot
Nur wenige Architekten haben Augsburg seit den sechziger Jahren so geprägt wie Hans Schrammel. Dazu zählen Gebäude wie die Mensa der Universität und das Diözesanmuseum.
Mehr als 50 Jahre war Hans Schrammel als Architekt mit eigenem Büro in Augsburg aktiv und hat der Stadt Augsburg mit seinen Bauwerken und städtebaulichen Arbeiten ein Gesicht gegeben. Über tausend von ihm geplante Projekte und realisierte Einzelbauten spiegeln die Fülle seines Schaffens wider. Nun ist er 86-jährig gestorben.
Besonders wichtig war dem Architekten der Wiederaufbau und die Rekonstruktion des Hauses St. Ambrosius am Dom, in dem die Augsburger Domsingknaben ihre Heimat haben. Auch die Verwaltung der Caritas Augsburg, das später erweiterte Staatsarchiv, das Schulungsgebäude der IHK am Universitätsplatz, die Mensa der Universität, die Berufsgenossenschaft Textil (heute BG ETEM), die Abfallverwertungsanlage an der Autobahn, das Diözesanmuseum St. Afra, die Klinik Vincentinum oder das Alte Rathaus im benachbarten Neusäß sind Beispiele seiner Arbeit. Auch der Städtebau Augsburgs wurde von ihm geprägt: Kaisermeile, Ernst-ReuterPlatz, Domplatz und das Ulrichsviertel, für das ihm der Deutsche Städtebaupreis verliehen wurde.
Über 20 Jahre lang war Hans Schrammel im Baukunstbeirat der Stadt Augsburg tätig. Die Entwicklung seiner Heimatstadt begleitete er kritisch und engagiert. Vor allem die Umgestaltung der
Innenstadt mit der „Kaisermeile“lag ihm am Herzen. Dass seine Ideen und Impulse für Augsburgs Prachtstraße, für die er vor 20 Jahren einen Internationalen Wettbewerb gewonnen hatte, nicht umgesetzt wurden, ließ ihn bis zu seinem Tod nicht ruhen. In Leserbriefen und Beiträgen in Fachzeitschriften machte er auf die Qualitäten seines prämierten Projektes „Kaisermeile“aufmerksam und forderte – vergeblich – die Umsetzung dieser Konzeption.
Bis vor kurzer Zeit war der
Augsburger Architekt noch täglich in seinem Büro in der Zeuggasse, das inzwischen von Sohn Stefan Schrammel geleitet wird. Auch Sohn Florian ist als Rechtsanwalt und Partner in einer auf Bau- und Immobilienrecht spezialisierten Kanzlei in München der Architektur verbunden.
Geboren wurde Hans Schrammel 1936 in Roth bei Nürnberg. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie nach Augsburg, wo sein Vater Fritz Schrammel 1945 ein eigenes Architekturbüro gründete.
Hans Schrammel besuchte das Gymnasium Sankt Anna in Augsburg, das er 1954 18-jährig als Jüngster mit dem Abitur abschloss. Es folgten das Studium der Architektur an der Technischen Universität München mit dem Diplom 1957, danach wissenschaftliche Assistenz bei Prof. Ludwig, ab 1963 Mitarbeit im väterlichen Büro. 1966 starb überraschend mit nur 58 Jahren sein Vater Fritz. Über Nacht musste Hans als junger Architekt das Büro übernehmen und weiterführen. Dank vieler langjähriger Mitarbeiter stellten sich seine Erfolge in der Architektur bald ein, nicht nur in der Region, sondern auch weit darüber hinaus.
In seinen jungen Jahren war Faustballsport seine große Leidenschaft, später Tennis. Im Faustball errang er große Erfolge, 1957 die Deutsche Meisterschaft mit Schwaben Augsburg und 1968 die Weltmeisterschaft mit der Nationalmannschaft in Linz. Reisen waren ihm wichtig, die Eindrücke verarbeitete er in seinen Reiseskizzen. Ziel war neben dem Erleben fremder Kulturen das Verstehen unterschiedlichster Architektur wie in China, Mexiko, Oman, Bhutan oder den USA.
Hanne, wie er von guten Freunden genannt wurde, war ein geselliger Mensch, hatte viele gute Freunde, die ihn sein Leben lang begleiteten. Überhaupt war gutes Essen und Trinken für ihn sehr wichtig, wobei der für ihn wichtigste Aspekt dabei stets die Geselligkeit war. Neben seiner Familie mit Ehefrau Irmi, den Söhnen Stefan und Florian mit seiner Familie trauern seine Freunde und seine „Zweitfamilie“, die langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seinem Architekturbüro, um Hans Schrammel.
Die offizielle Trauerfeier findet mit einem Requiem am 10. Januar um 18 Uhr im Dom zu Augsburg statt. (nip/AZ)