Augsburger Allgemeine (Land West)
Banger Blick auf die neue Normalität
Medikamente werden knapp, Krankenhäuser sind überlastet, die Wohnungsnot nimmt zu. Die Schlagzeilen der letzten Tage des Jahres 2022 machen wenig Mut, manchen Menschen sogar Angst. Es ist unübersehbar: Die fetten Jahre sind vorbei. Das gilt selbst für eine Region wie den Landkreis Augsburg, in dem überdurchschnittlich viele Menschen gut verdienen und die Arbeitslosigkeit gering ist. Dennoch wirkt sich in jedem Ort und Haushalt die große Politik im alltäglichen Leben aus. Zu lange wurde auf Energie aus Russland vertraut und Lösungen für den Fachkräftemangel auf die lange Bank geschoben. Die Folgen spürt jeder beim Blick auf die Strom- und Gasrechnung, beim Versuch einen neuen Kinderarzt
Die große Politik wirkt sich im Alltag aus
oder einen Handwerker zu finden oder beim Warten auf einen Bescheid von einer Behörde.
Endlich wieder mehr Normalität – diesen Wunsch hört man daher zum Jahreswechsel sehr oft. Doch was ist Normalität? Die Zeit vor Corona? Die Zeit vor dem Ukraine-Krieg? Oder vor der Globalisierung? Diese Frage wird jeder anders beantworten. Eines ist aber auch klar: Veränderungen wie das Ende von billiger Energie oder die steigende Zahl an Rentenbeziehern und Pflegebedürftigen werden bleiben. Immer mehr Menschen bringen diese Veränderungen in finanzielle Not, wie die große Nachfrage bei den Tafeln, Kleiderkammern oder beim Leserhilfswerk unserer Zeitung, der Kartei der Not, zeigen. Aber Werte wie Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und Großzügigkeit werden eine immer größere Rolle spielen – gerade in einer Wohlstandsregion wie dem Augsburger Land dürfte damit in der neuen Normalität vieles leichter zu meistern sein.