Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Stadtbild von Neusäß trägt seine Handschrift
Stadtbaumeister Dietmar Krenz geht nach 21 Jahren im Amt in den Ruhestand.
Eine Anekdote steht symptomatisch für eine lange Zeit als Neusässer Stadtbaumeister: Als eines Tages in der Titania-Therme die Drehtüre am Eingang klemmte, hätte ein Neukauf 170.000 Euro gekostet. Doch nicht mit Dietmar Krenz. Der Stadtbaumeister war sicher, dass man die Türe nur mit einem kleinen Bauteil reparieren könnte. So kam es dann auch. Die Geschichte beschreibe gut, wie Krenz 21 Jahre für die Stadt Neusäß wirkte, sagt Bürgermeister Richard Greiner. Sparsames Handeln, der Blick für das Notwendige und Fachwissen zeichnen Krenz aus, der sich jetzt mit 64 Jahren in den Ruhestand verabschiedet.
Große Abschiede mag Krenz nicht, und so nutzte der Bürgermeister die Weihnachtsfeier des Stadtrates, um ihn zu würdigen und ihm ein Geschenk zu übergeben. In den 21 Jahren sei „wahnsinnig viel passiert“, sagte Greiner. Krenz habe die Stadt Neusäß nachhaltig geprägt. Dabei hatte sein Lebenslauf zunächst in eine ganz andere Richtung gedeutet. Krenz
Der Stadtbaumeister hatte erst Lehramt studiert
stammt aus Nordrhein-Westfalen und studierte erst Lehramt, wechselte aber nach zwei Jahren zum Studium als Bauingenieur. Nach einer Zeit in der freien Wirtschaft begann er bei der Stadt Düsseldorf in der Verwaltung. Im Jahr 2001 zog Krenz mit seiner Frau nach Süddeutschland. Die Nähe zu den Bergen, vor allem den Alpen, spielte für den Naturliebhaber eine Rolle dabei. Krenz begann in Neusäß im Rathaus für kurze Zeit als technischer Angestellter und wurde dann aber Stadtbaumeister. „Ein forderndes Amt“, wie Greiner betonte.
Der Bürgermeister hatte nachgerechnet: In 21 Jahren kommen
für Krenz mindestens 850 Sitzungen von Ausschüssen oder Stadtrat zusammen, in denen er zu baulichen Angelegenheiten Rede und Antwort stehen sollte. Greiner: „Sie konnten immer spontan und mit Kenntnis antworten.“Eine große Stärke des Fachmanns sei gewesen, dass er dem Stadtrat nie eine fest gefasste Meinung präsentierte, sondern den Stadträten immer das Abwägen zwischen Plan A oder Plan B überlassen habe. Krenz habe immer mit viel Ortskenntnis überzeugen können. Als Bewohner von Neusäß war er oft mit dem Rad unterwegs und machte sich ein Bild von den Gegebenheiten.
Was ist geblieben aus 21 Jahren als Stadtbaumeister? Das Meiste seiner Arbeit sei nicht auf den ersten Blick zu sehen, sagte Greiner und nannte die Kanäle, die in Schuss gehalten wurden. Das Engagement
des Stadtbaumeisters für die Sanierung von Gebäuden komme der Stadt heute bei den Energiekosten zugute.
Hansjörg Durz, der ebenfalls mehrere Jahre mit Krenz als Bürgermeister zusammen gearbeitet hat, betont, dass Krenz die Stadtmitteentwicklung vorangebracht hat, auch wenn der Traum vom Rathausplatz noch nicht realisiert werden konnte. Doch das neue Fachmarktzentrum mit Ihle, Rewe und Sport Schmid, die neuen Wohngebiete in der Hauptstraße (Schuster- und Sailerareal), das Haus der Musik sowie das Konzept für die Schulsanierungen würden die Handschrift von Krenz tragen. Durz: „Gerade die Stadtmitteentwicklung hat ihm Spaß gemacht.“Der ehemalige Bürgermeister lobt die „großartige menschliche Art und das Fachwissen“von Krenz.
Der Start für ihn, der noch dazu von weit her kam, sei nicht leicht gewesen, da die Fußstapfen seines Vorgängers Lewandowski groß waren. Die beiden Bürgermeister Durz und Greiner rechnen Krenz hoch an, dass er in der Zeit der größten Krise für das Titania im Jahr 2012/13 (Legionellenbefall, Pächterwechsel) in die Bresche sprang und die Geschäftsführung der Sportstätten GmbH übernahm. Durz: „Hier hat er unheimlich viel geleistet, damit das Bad einen erfolgreichen Neuanfang machen konnte.“
„Es war nicht immer leicht, aber ich habe es nicht bereut“, sagt der scheidende Stadtbaumeister. In diesem Amt habe man häufig Nachrichten zu meistern, dass etwas nicht so gut gelaufen ist. Sehr wichtig seien daher immer alle Kolleginnen und Kollegen im Bauamt
gewesen, betonte Krenz. „Der Kopf an der Spitze ist sonst nur die Hälfte wert.“Für ihn sei der Beruf immer ein Stück weit Berufung gewesen. „Es waren wundervolle 21 Jahre.“Und dennoch sei jetzt die richtige Zeit zu gehen und die Verantwortung an Jüngere abzugeben. Er selbst habe seine Arbeit nie mit der Stempeluhr gemacht und mit Begriffen wie Work-Life-Balance könne er nicht viel anfangen. Sein Nachfolger könne sich mit neuer Kraft an liegen gebliebene Aufgaben machen. Zum 1. Januar tritt Björn Nübel die Stelle des Stadtbaumeisters in Neusäß an. Der verheiratete 48-Jährige ist in Crailsheim aufgewachsen und hat in Dortmund das Studium der Raumplanung absolviert. Von 2000 bis 2005 war er im Bauamt der Gemeinde Gauting tätig, danach war er Stadtbaumeister in Krumbach.