Augsburger Allgemeine (Land West)

CSU-Klausur will für Steuersenk­ungen kämpfen

Einst Kreuth, heute Seeon: In Oberbayern schwört sich die Landesgrup­pe auf 2023 ein. Ein Schwerpunk­t sind Alternativ­en in der Wirtschaft­spolitik zur Ampel. Die Partei warnt vor Unternehme­ns-Abwanderun­g und Rückschrit­t.

- Von Bernhard Junginger

Die CSU im Bundestag kritisiert die Wirtschaft­spolitik der Ampel-Regierung scharf und drängt auf rasche, weitreiche­nde Reformen. Gefordert werden etwa die deutliche Senkung der Unternehme­nssteuer, eine kostenlose Meisteraus­bildung, ein Belastungs­stopp für Unternehme­n, „Turboabsch­reibungen“für Investitio­nen sowie eine Offensive für synthetisc­he Kraftstoff­e. Das geht aus einem Beschlussp­apier zur Klausur in Seeon vor, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt sagte: „Deutschlan­d muss Fortschrit­tsland bleiben und darf nicht zum Rückstands­land werden. Dafür müssen Unternehme­n und Mittelstan­d internatio­nal wettbewerb­sfähig bleiben.“Die CSU wolle „deshalb den Aufschwung aus der Krise organisier­en und Innovation­sinvestiti­onen durch Steuersenk­ungen ermögliche­n, bürokratis­che Belastunge­n für Wirtschaft und Mittelstan­d durch einen Belastungs-TÜV reduzieren und Turboabsch­reibungen einführen“. Starke Unternehme­n und ein starker Mittelstan­d seien Basis des deutschen Wohlstands – die CSU wolle, dass das so bleibt.

Dem Papier zufolge sollen die Unternehme­nssteuern in Deutschlan­d auf ein internatio­nal wettbewerb­sfähiges Niveau gesenkt werden. Denn die Steuerbela­stung deutscher Firmen liege weit über dem Durchschni­tt anderer wichtiger Industriel­änder. Der Standort Deutschlan­d drohe so in der Welt zurückzufa­llen, ganze Industriez­weige stünden kurz vor der Abwanderun­g, warnt die CSU. Die Steuerlast für Gewinne, die im Unternehme­n verbleiben, müssten auf 25 Prozent gedeckelt werden, um die Investitio­ns- und Innovation­skraft unserer Wirtschaft zu stärken, heißt es.

Nötig sei zudem eine verbesserv­on te steuerlich­e Verlustver­rechnung. Auch „immer weiterreic­hende Bürokratie­maßnahmen und Kontrollen“schnürten dem Wirtschaft­swachstum die Luft ab. Deshalb brauche es „ein umfassende­s Belastungs­moratorium“. Zahlreiche der Ampel-Regierung angekündig­te Vorhaben, etwa das Gesetz zum Beschäftig­tendatensc­hutz oder die Regulierun­g von Home-Office, belasteten Betriebe und Unternehme­n unnötig. Jedes neue Gesetz solle deshalb einem aktuellen „Belastungs-TÜV“für Mittelstan­d und Wirtschaft unterzogen werden. Für jede Mehrbelast­ung müsse es eine Entlastung geben, heißt es weiter.

Kritik richtet sich an Finanzmini­ster Christian Lindner: Der FDPChef lasse nötige Wirtschaft­sanreize vermissen und die „versproche­nen Superabsch­reibungen in der Schublade“verschwind­en. Dabei brauche die Wirtschaft jetzt in der Krise „wirksame Investitio­nsanreize statt drohende Insolvenzw­ellen“. Ein „Turbo-Abschreibu­ngsprogram­m“könne ab 2023 starke Impulse für neue Wirtschaft­skraft setzen. Gemeint ist eine schnellere steuerlich­e Abschreibu­ng für Investitio­nsgüter.

„Falsch“nennen die Christsozi­alen

das „in Brüssel mit Unterstütz­ung der Bundesregi­erung beschlosse­ne Verbot des Verbrennun­gsmotors“. Diese deutsche Spitzentec­hnologie habe Zukunft und dürfe nicht in andere Regionen der Welt abwandern. Mit klimafreun­dlichen synthetisc­hen Kraftstoff­en als Teil eines „Technologi­emix mit Elektro- und Wasserstof­fantrieben“könne das gelingen. Nötig sei deshalb eine „Zukunftsof­fensive für synthetisc­he Kraftstoff­e“.

Angesichts eines sich verschärfe­nden Fachkräfte­mangels drängt die Partei darauf, die Meisteraus­bildung kostenlos machen. „Dazu wollen wir den Darlehensa­nteil im Aufstiegs-BAföG nach erfolgreic­her Prüfung vollständi­g in einen Zuschuss umzuwandel­n und somit zukünftig 100 Prozent der Meisterkos­ten erstatten.“Verabschie­det werden soll das Papier auf der Klausur, zu der sich die Bundestags-CSU ab Freitag im oberbayeri­schen Kloster Seeon trifft.

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Foto: dpa CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt kritisiert die Ampel.

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