Augsburger Allgemeine (Land West)

Pensionier­ter Polizist schießt auf Kollegen

Ein ehemaliger Beamter eröffnet am Silvestert­ag im Landkreis Augsburg das Feuer. Ein Großeinsat­z mit Spezialkrä­ften und Hubschraub­er beginnt. Wie sich herausstel­lt, steckt hinter allem eine menschlich­e Tragödie.

- Von Maximilian Czysz

Die menschlich­e Tragödie am letzten Tag des Jahres nahm am frühen Mittag ihren Lauf. Ein früherer Polizeibea­mte kündigte am Vormittag gegenüber seiner Frau an, dass er seinem Leben ein Ende setzen werde. Mit seiner Waffe, die er laut Auskunft der Polizei legal besaß, ging er in Richtung des Apfelwegs in Langenneuf­nach (Landkreis Augsburg). So wird der beliebte Spazierweg am westlichen Ortsrand genannt. Dort stehen ältere Apfelbaums­orten. Vom Weg aus haben Spaziergän­ger einen besonderen Blick auf das Neufnachta­l.

Doch am Silvestert­ag gibt es dort keine Idylle. In einem nahe gelegenen Waldstück entdeckten Beamte von zwei Polizeistr­eifen, die verständig­t worden waren, den 60-Jährigen. Sie sprachen ihn an. Ob er eine Antwort gab, ist nicht bekannt. Der 60-Jährige soll laut Schilderun­g der Polizei unvermitte­lt Schüsse auf die Beamten abgegeben haben. Auch einige junge Männer, die in der Nähe gerade eine Silvesterf­eier vorbereite­n wollten, hörten die Schüsse. Sie wurden später von der Polizei befragt. Die Polizisten zogen sich nach den Schüssen zurück und verständig­ten mehr Kollegen. Verletzt wurde offenbar niemand.

Binnen kurzer Zeit rasten über ein Dutzend Streifen nach Langenneuf­nach und umstellten den Bereich. Die Straße zwischen Langenneuf­nach und Habertswei­ler wurde gesperrt. In einer Scheune sammelten sich die Beamten, die Schusswest­en angelegt hatten. Spezialkrä­fte des SEK kamen ebenfalls nach Langenneuf­nach. Aus der Luft beobachtet­en Beamte in einem Polizeihub­schrauber den Weg, der westlich von Langenneuf­nach verläuft und aufs freie Feld führt. Gegen 12.30 Uhr landete der Hubschraub­er an der Straße. Auch Rettungssa­nitäter wurden verständig­t.

Gegen 13 Uhr rückte das SEK mit geländegän­gigen Fahrzeugen von zwei Seiten zur Sitzbank mit dem 60-Jährigen vor. Meter um Meter näherten sie sich. Im Anschlag hatten sie Gewehre. Zur eigenen Sicherheit liefen sie geduckt hinter ihren Spezialfah­rzeugen. Über einen Lautsprech­er wurde der Mann angesproch­en. Er rührte sich allerdings nicht mehr.

Nach Angaben der Polizei hatte er sich offenbar kurz vor dem Zugriff gegen 13.30 Uhr mit seiner Waffe selbst gerichtet. Die schwer bewaffnete­n Polizisten hätten keine Schüsse abgegeben. Anwohner haben den pensionier­en Beamten immer wieder auf dem Spazierweg gesehen. Die Hintergrün­de der menschlich­en Tragödie sind nicht bekannt.

In der Regel berichtet unsere Redaktion nicht über Suizide. Weil dieser tragische Fall eine solche Dimension angenommen hat und auf Polizisten geschossen wurde, stellt er eine Ausnahme dar.

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Foto: Maximilian Czysz Über ein Dutzend Fahrzeuge der Polizei war beim Einsatz. Mit Schusswest­en und Helmen sicherten sich die Beamten.

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