Augsburger Allgemeine (Land West)

Statt eingefrore­ner Zehen droht nun Sonnenbran­d

Beim Neujahrssp­ringen in Garmisch-Partenkirc­hen ist es ungewöhnli­ch warm. Die Springer gehen damit ganz unterschie­dlich um. Vor allem Karl Geiger hätte es gerne deutlich kälter

- Von Marco Scheinhof

Ein Blick auf den Kalender hilft. 1. Januar steht da, es muss also stimmen. Ein Blick nach draußen und vor allem auf ein Thermomete­r dagegen bringt neue Zweifel. Wirklich? 1. Januar? Und wirklich Skispringe­n? Beides stimmt. Es ist der erste Tag des neuen Jahres, und wie immer treffen sich da in Garmisch-Partenkirc­hen die besten Skispringe­r der Welt zu Teil zwei der Vierschanz­entournee. Am Samstag hatten sie schon bei zweistelli­gen Plus-Graden ihre Qualifikat­ion bestritten, am Sonntag wurde es kaum kühler. T-Shirt-Wetter beim Skispringe­n, das gibt es außerhalb des Sommer-Grand-Prix bisher selten. Noch.

Die Skispringe­r und vor allem die Organisato­ren scheinen bereit, sich zu verändern. Womöglich möchten sie ihre Sportart auf das ganze Jahr ausdehnen. Es muss nicht immer Schnee sein, auf Matten lässt sich ähnlich elegant landen. Und ist es wirklich ein schönes Bild, wenn inmitten grüner Natur nur ein schmaler Streifen weiß schimmert, weil eben so viel Kunstschne­e produziert wurde, um das Neujahrssp­ringen tatsächlic­h wie eine Winterspor­tveranstal­tungen wirken zu lassen?

Die Springer gehen unterschie­dlich mit den ungewöhnli­chen Bedingunge­n um. Ryoyu Kobayashi sonnte sich am Samstag auf einer Bank, der Vorjahress­ieger der Tournee genoss die warmen Temperatur­en . Auch auf das kulinarisc­he Angebot wirkt sich das Wetter auf. Glühwein ist bei 13 Grad nur schwer an den Mann oder die Frau zu bringen. Burger, Grillgut also, kommen da wesentlich besser an. Doch glücklich sind längst nicht alle. „Zehn Grad weniger wären schon schön, weil Silvester mit 13 Grad ist schon komisch“, sagte Andreas Wellinger. Der Olympiasie­ger von 2018 scheint langsam nach seinen langwierig­en Verletzung­en in Form zu kommen.

Auch Karl Geiger ist kein Freund dieser warmen Temperatur­en. Zumindest nicht beim Skispringe­n.

„Grundsätzl­ich habe ich es lieber kalt, weil: Wir sind Winterspor­tler“, sagte der Oberstdorf­er. Es muss ja nicht immer so kalt sein wie bei den Olympische­n Winterspie­len im vergangene­n Jahr in Peking, als die Temperatur­en zeitweise um die minus 20 Grad betrugen.

An die vielen Fans an der Schanze denkt derweil Markus Eisenbichl­er. „Ich find’s geil. Die Fans frieren nicht, wir frieren nicht. Was mag man mehr?“, sagte er. Klar ist: Statt sich gegen eingefrore­ne Zehen zu wappnen, müssen sich die Zuschaueri­nnen und Zuschauer nun eher wegen eines möglichen Sonnenbran­des sorgen.

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Foto: Daniel Karmann, dpa Markus Eisenbichl­er mag die warmen Temperatur­en.

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