Augsburger Allgemeine (Land West)
Mal wieder im Tiefschlaf
Augsburg kassiert gegen Ingolstadt im zweiten Drittel vier Tore. Trotz der Niederlage sieht der neue Panther-Trainer eine Verbesserung. Sein ERCI-Kollege hakt seinen Sieg nüchtern ab.
Vielleicht hat sich Kai Suikkanen inzwischen insgeheim schon das ein oder andere Mal gefragt, was er sich da angetan hat, als er den Trainerposten bei den Augsburger Panther übernahm. Die Mannschaft steckt in einer Krise, die den Abstieg aus der Deutschen Eishockeyliga (DEL) immer wahrscheinlicher werden lässt. Seit drei Spielen gibt Suikkanen als Nachfolger des entlassenen Peter Russell die Kommandos bei den Panthern – und kassierte drei Niederlagen. Bisher hat er deshalb seine Statements zu den Spielen stets mit Sätzen wie diesem beginnen müssen: „Sie (der Gegner, Anm. d. Red.) waren das bessere Team, daran gibt es keinen Zweifel.“
Eben dies sagte er auch am Freitagabend, als er auf der Pressetribüne in den Katakomben der Ingolstädter Saturn-Arena Platz genommen hatte. 1:5 war Augsburg gerade von Ingolstadt besiegt worden. Vor allem im zweiten Drittel (0:4) hatte sich dabei ein Klassenunterschied aufgetan.
Bisher hat Suikkanen aber immer auch Positives in den Leistungen der Panther gefunden, selbst wenn das für die meisten Außenstehenden nicht zu erkennen war. Also führte Suikkanen trotz der herben 1:5-Niederlage aus, dass seine Mannschaft nicht um so viel schlechter gewesen sei, wie es die Zahlen vielleicht ausdrückten. Das erste Drittel sei akzeptabel gewesen, „dann hatten wir ein wirklich schlechtes zweites Drittel. Das Dritte war dann wieder okay, auch wenn sie nicht mehr so hart spielten, weil sie 5:0 geführt haben.“
Auch wenn es dumm klinge, könne er immer noch sehr viel Gutes finden. Im Vergleich zur vorhergehenden 3:6-Niederlage gegen Frankfurt habe seine Mannschaft sehr viel besser gespielt. „Trotzdem haben wir verloren. Eishockey ist ein 60-Minuten-Spiel und wir haben nur 40 Minuten gespielt.“In einer derart ausgeglichen besetzten Liga wie der DEL reicht das aber nicht aus, um zu punkten. Deshalb müsse er als Trainer einen Weg finden, mehr Konstanz in das Spiel seiner Mannschaft zu bringen. Rätselhafte und teils extreme Formschwankungen innerhalb einzelner Spiele ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison der Panther. Bisher konnte auch Suikkanen nichts an diesem Phänomen ändern.
Ingolstadt nutzte die Augsburger Tiefschlafphase im zweiten Drittel gnadenlos aus, zog uneinholbar davon und ließ es dann ruhiger angehen. Allerdings hatte man auch im ausgeglicheneren letzten Durchgang immer das Gefühl, bei Bedarf hätten die Hausherren jederzeit wieder einen Gang höher schalten können. Bevor deren Trainer Mark French seine Mannschaft aber für ihre Leistung lobte, verwies er auf die außergewöhnliche Atmosphäre in der Halle, die erstmals seit über zwei Jahren wieder ausverkauft gewesen war. Daran hatten auch die rund 700 mitgereisten AEV-Fans ihren Anteil. Allerdings brachte deren Mannschaft das Kunststück fertig, auch diese treuen Anhänger zum Verstummen zu bringen. Stattdessen gab es – wie schon im Heimspiel gegen Frankfurt – nach der Schlusssirene Pfiffe zu hören.
Diese Missfallensbekundungen spiegelten vor allem die Leistung in besagtem zweiten Abschnitt wider, in dem die Gastgeber vier Tore erzielten und das French ebenso schlicht wie treffend „als ein gutes Drittel von uns“bezeichnete. „Wir haben einen guten Job gemacht und das Spiel dann nach Hause gebracht.“„ Während der ERCI fast schon für die Play-offs planen kann und an diesem Montag in Nürnberg spielt (19.30 Uhr), geht es für die Panther am Montag in Wolfsburg weiter (19.30). Dort steht Mike Stewart an der Bande. Jener Trainer, mit dem die Panther 2019 ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einzogen. Zeiten, die längst vergangen sind. Die Gegenwart heißt Abstiegskampf.