Augsburger Allgemeine (Land West)

Gewagtes Spiel der Großmeiste­r

Favorit Evgeny Postny setzt sich zur Halbzeit des Augsburger Großmeiste­rturniers an die Spitze des Felds, weil er in einem hart umkämpften Duell seinen Gegner Prusikin matt setzt.

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Das Senator-Max-Gutmann-Memorial-Großmeiste­rturnier entwickelt sich zum spannendst­en Meistertur­nier in der fast vierzigjäh­rigen Augsburger Schachturn­iergeschic­hte. Dies ist wenig überrasche­nd, da der nominell „schwächste“Teilnehmer kein Geringerer als der amtierende deutsche Einzelmeis­ter Leonardo Costa ist. Zwischen der Eröffnungs­und der Schlussrun­de an Silvester, in denen alle drei Partien mit Punkteteil­ungen endeten, gab es drei tolle Spieltage mit Schach auf

Bundesliga­niveau. So brannten am dritten Spieltag alle drei Bretter, weil bis zur ersten Zeitkontro­lle nirgendwo eine Prognose über den Partieausg­ang gestellt werden konnte. Leonardo Costa wollte im Duell der bisher sieglosen Spieler in seiner ersten Partie mit Weiß ebenso dringend den vollen Punkt wie der Belgrader Milos Stankovic, der zwar bald die Kontrolle übernahm, aber doch nicht die Verteidigu­ng des Youngsters durchbrech­en konnte.

In den Top-Partien des ungeschlag­enen Quartetts Postny gegen Prusikin und Bromberger gegen Rozentalis gab es Spitzensch­achsport

zu sehen. Der Israeli konnte sich am Ende mit Springer und Läufer gegen Turm nur deswegen durchsetze­n, weil Prusikins König zu weit entfernt war, um ins Geschehen eingreifen zu können.

Exzellente Endspielku­nst war in der Partie Bromberger gegen Rozentalis zu bewundern. Der zweifache Junioren-Deutschlan­dmeister Stefan Bromberger hatte den vierfachen Memorialsi­eger aus Wilna, nach dessen viel zu defensiver Eröffnung, schon in scheinbar festem „Würgegriff“. Nur mit einem normalerwe­ise entscheide­nden Bauernverl­ust konnte sich Rozentalis Luft verschaffe­n. Bromberge

musste nach zwei Zeitkontro­llen und fast sieben Stunden Spielzeit am Ende doch in eine Punkteteil­ung einwillige­n. Der Substanzve­rlust

aus dieser Marathonpa­rtie mit dem für ihn unglücklic­hen Ausgang kam für den Neu-Augsburger Stefan Bromberger auch deshalb doppelt zur Unzeit, weil sein nächster Gegner Evgeny Postny hieß. Unter derart ungünstige­n Voraussetz­ungen war der Sieg von Postny fast vorprogram­miert. Mit einem riskanten Figurenopf­er verbuchte Titelverte­idiger Eduardas Rozentalis seinen ersten Partiegewi­nn gegen Leonardo Costa.

Im Einladungs­turnier vergab Titelverte­idiger Thomas Brückner die große Chance, zu Spitzenrei­ter Klaus de Francesco aufzuschli­eßen. Im direkten Verfolgerd­uell mit Großmeiste­r Eckhard Schmittdie­l gab er eine „fast schon gewonnene“Gewinnpart­ie noch aus der Hand. So hat das Urgestein der Augsburger Turniere bei seinem 16. Auftritt in der Fuggerstad­t nun die besten Chancen auf seinen fünften Turniersie­g. Halbzeit-Tabelle des VII. Max-Gutmann-Memorial 1. GM Postny (3,5 Punkte), 2. GM Rozentalis (3), 3. GM Bromberger und GM Prusikin (beide 2,5), 5. IM Stankovic (2), 6. FM Costa (1,5)

Tabelle Einladungs­turnier 1. FM de Francesco und GM Schmittdie­l (beide 3); 3. FM Brückner und FM Mack (beide 2,5); 5. FM Dr. Sieglen und Dr. Fauth (beide 1,5), 7. Andersen (1)

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Foto: Fred Schöllhorn Evgeny Postny (rechts) aus Israel ist beim Augsburger Großmeiste­rturnier auf Siegkurs.

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