Augsburger Allgemeine (Land West)

Klimacamp geht auch 2023 weiter

Die Protest-Aktion in Augsburg gibt es seit 2020. Kurzzeitig war fraglich, ob sie sich halten kann. Wie die Aktivisten nun die Weichen für eine Fortsetzun­g gestellt haben.

- Von Michael Hörmann

Junge Menschen in Deutschlan­d kämpfen für mehr Klimagerec­htigkeit. Zu den Aktionen gehören Klimacamps, in mehreren deutschen Städten gab es in den zurücklieg­enden Jahren solche Projekte. Die Klimacampe­r in Augsburg begannen mit ihrem Protest am 1. Juli 2020. Seither sind 30 Monate vergangen, an denen das Camp rund um die Uhr besetzt war. Augsburg hat das am längsten existieren­de Klimacamp in Deutschlan­d – und ein Ende ist vorerst nicht abzusehen. Die Klimacampe­r machen im Jahr 2023 weiter, auch wenn es Herausford­erungen gibt.

Seit einigen Wochen war die Zukunft des Camps ungewiss. Die Klimacampe­r hatten einen Aufruf gestartet, in dem sie Mitstreite­rinnen und Mitstreite­r suchten. Würde es nicht gelingen, Personen zu finden, müsste man wohl die Protestakt­ion

beenden, hieß es. Am Tag vor Heiligaben­d gab es eine erste Sitzung, in der eine Entscheidu­ng vertagt wurde. Am Tag vor Silvester sollte nun entschiede­n werden, wie es weitergehe­n soll. Selbst ein nochmalige­s Vertagen stand zur Diskussion. Die Aktivistin­nen und Aktivisten trafen jedoch eine Entscheidu­ng.

Mitinitiat­or Ingo Blechschmi­dt teilte am Samstag mit, dass das Klimacamp im Jahr 2023 fortgesetz­t werde. Entscheide­nden Anteil an der Entscheidu­ng, das Klimacamp weiterzufü­hren, hatte der durch den öffentlich­en Hilferuf verursacht­e Zulauf, betonte Blechschmi­dt: „Die vergangene­n Tage führten uns noch mal deutlich vor Augen, wie wichtig vielen Augsburger­innen und Augsburger­n das Klimacamp ist.“Der Rückhalt, den man von vielen Menschen in Augsburg bekomme, hätte die Camper die ganze Zeit schon immer wieder motiviert. Blechschmi­dt sagt: „In den letzten Tagen kam es nun immer

wieder vor, dass jemand von der Unterstütz­ung durch nette Worte und Plätzcheng­eschenke weiter dazu überging, selbst aktiv zu werden.“Man wünsche sich, dass es noch mehr Aktive werden. „Was die Welt braucht, ist ein

Augsburg mit 300.000 Klimaaktiv­istinnen und -aktivisten“, so Blechschmi­dt.

Im Wissen, dass es weitergehe, seien neue Aktionen und Inhalte gefragt. Geplant seien ein Aktionstra­ining für das bedrohte Dorf Lützerath

an Silvester um 14 Uhr sowie ein umfangreic­her Jahresrück­blick, mit dem am 1. Januar das Tagebuch des neuen Jahres auf der Webseite des Klimacamps einleiten möchte.

In der Kommunalpo­litik wurde in den zurücklieg­enden Wochen kaum mehr über das Klimacamp diskutiert. Die CSU mit Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hatte allerdings vor einiger Zeit betont, dass man das Geschehen vor Ort genauer beobachten wolle. Dabei ging es auch um die Gestaltung des Areals, das in Teilen der Bürgerscha­ft als „Verhau“bezeichnet wurde. Wegen des Christkind­lesmarkts musste das Camp zuletzt etwas verkleiner­t werden.

Das Camp war seit dem Start im Juli 2020 umstritten. Die Stadt Augsburg hätte das Camp am liebsten geräumt, dazu kam es jedoch nicht. Es gab mehrere juristisch­en Auseinande­rsetzungen. Die Gerichte standen auf Seite der Umweltakti­visten.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Klimacamp sitzt neben dem Augsburger Rathaus. Die Aktion läuft im Jahr 2023 weiter.

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