Augsburger Allgemeine (Land West)
Klimacamp geht auch 2023 weiter
Die Protest-Aktion in Augsburg gibt es seit 2020. Kurzzeitig war fraglich, ob sie sich halten kann. Wie die Aktivisten nun die Weichen für eine Fortsetzung gestellt haben.
Junge Menschen in Deutschland kämpfen für mehr Klimagerechtigkeit. Zu den Aktionen gehören Klimacamps, in mehreren deutschen Städten gab es in den zurückliegenden Jahren solche Projekte. Die Klimacamper in Augsburg begannen mit ihrem Protest am 1. Juli 2020. Seither sind 30 Monate vergangen, an denen das Camp rund um die Uhr besetzt war. Augsburg hat das am längsten existierende Klimacamp in Deutschland – und ein Ende ist vorerst nicht abzusehen. Die Klimacamper machen im Jahr 2023 weiter, auch wenn es Herausforderungen gibt.
Seit einigen Wochen war die Zukunft des Camps ungewiss. Die Klimacamper hatten einen Aufruf gestartet, in dem sie Mitstreiterinnen und Mitstreiter suchten. Würde es nicht gelingen, Personen zu finden, müsste man wohl die Protestaktion
beenden, hieß es. Am Tag vor Heiligabend gab es eine erste Sitzung, in der eine Entscheidung vertagt wurde. Am Tag vor Silvester sollte nun entschieden werden, wie es weitergehen soll. Selbst ein nochmaliges Vertagen stand zur Diskussion. Die Aktivistinnen und Aktivisten trafen jedoch eine Entscheidung.
Mitinitiator Ingo Blechschmidt teilte am Samstag mit, dass das Klimacamp im Jahr 2023 fortgesetzt werde. Entscheidenden Anteil an der Entscheidung, das Klimacamp weiterzuführen, hatte der durch den öffentlichen Hilferuf verursachte Zulauf, betonte Blechschmidt: „Die vergangenen Tage führten uns noch mal deutlich vor Augen, wie wichtig vielen Augsburgerinnen und Augsburgern das Klimacamp ist.“Der Rückhalt, den man von vielen Menschen in Augsburg bekomme, hätte die Camper die ganze Zeit schon immer wieder motiviert. Blechschmidt sagt: „In den letzten Tagen kam es nun immer
wieder vor, dass jemand von der Unterstützung durch nette Worte und Plätzchengeschenke weiter dazu überging, selbst aktiv zu werden.“Man wünsche sich, dass es noch mehr Aktive werden. „Was die Welt braucht, ist ein
Augsburg mit 300.000 Klimaaktivistinnen und -aktivisten“, so Blechschmidt.
Im Wissen, dass es weitergehe, seien neue Aktionen und Inhalte gefragt. Geplant seien ein Aktionstraining für das bedrohte Dorf Lützerath
an Silvester um 14 Uhr sowie ein umfangreicher Jahresrückblick, mit dem am 1. Januar das Tagebuch des neuen Jahres auf der Webseite des Klimacamps einleiten möchte.
In der Kommunalpolitik wurde in den zurückliegenden Wochen kaum mehr über das Klimacamp diskutiert. Die CSU mit Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hatte allerdings vor einiger Zeit betont, dass man das Geschehen vor Ort genauer beobachten wolle. Dabei ging es auch um die Gestaltung des Areals, das in Teilen der Bürgerschaft als „Verhau“bezeichnet wurde. Wegen des Christkindlesmarkts musste das Camp zuletzt etwas verkleinert werden.
Das Camp war seit dem Start im Juli 2020 umstritten. Die Stadt Augsburg hätte das Camp am liebsten geräumt, dazu kam es jedoch nicht. Es gab mehrere juristischen Auseinandersetzungen. Die Gerichte standen auf Seite der Umweltaktivisten.