Augsburger Allgemeine (Land West)
Auch in der Schutzzone wird geböllert
Ordnungsreferent Frank Pintsch sagt, warum das Verbot nicht konsequent kontrolliert wird. Feuerwehr und Polizei hatten viel zu tun. Eine Silvesterrakete löst einen Balkonbrand aus.
Die Menschen in Augsburg sind ausgelassen in das neue Jahr gestartet. Bei Temperaturen von neun Grad feierten viele auf den Straßen. Es war teils extrem laut im Stadtgebiet. Böller und Raketen wurden gezündet. An Neujahr zeigte sich bei Tageslicht das Ausmaß. Straßen waren verdreckt. Auch in Gebieten, in denen ein Feuerwerksverbot der Stadt galt, war geböllert worden. Ordnungskräfte und Polizei griffen in Einzelfällen ein, insgesamt waren Polizei und Feuerwehr nahezu im Dauereinsatz. Im Textilviertel brannte es auf einem Balkon, das Feuer wurde vermutlich durch eine Silvesterrakete ausgelöst. Der Schaden wird mit 20.000 Euro angegeben.
Überraschend kam die Entwicklung nicht: Wegen der CoronaPandemie hatte in den Jahren 2020 und 2021 kein Feuerwerk stattgefunden. Es gab also offenbar hohen Nachholbedarf. Nahezu überall wurde mit Raketen geschossen. In der Maximilianstraße waren gegen Mitternacht etwa 300 Personen versammelt, einige zündeten Raketen. Dies war von der Stadt zuvor untersagt worden. Wie an anderen Orten in der Schutzzone hielten sich die Menschen nicht daran. Wer es übertrieb, wurde von der Polizei zurechtgewiesen.
Die Sicherheitskräfte operierten mit Augenmaß. Dass diese Strategie vorab ausgegeben war, ist kein Geheimnis. Dies war in Jahren vor Corona ebenfalls der Fall gewesen. Man könne nicht erwarten, dass Polizei und Ordnungsdienst die
Einhaltung des Verbots an jeder Stelle kontrollieren, sagte Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) am Silvestertag. Es gehe darum, schlimmste Auswüchse zu verhindern. Wegen des Verbots hätte die Polizei die Handhabe, Verstöße zu ahnden. „Wir wollen die Menschen feiern lassen“, sagte Pintsch.
Nach Angaben der Polizei wurde das Feuerwerksverbot im Bereich der Innenstadt größtenteils eingehalten. Ein Einschreiten sei kaum notwendig gewesen. Insbesondere nach Mitternacht ereigneten sich zahlreiche Streitigkeiten, bei denen die Polizei immer wieder schlichtend eingreifen musste, hieß es an Neujahr.
Die Feuerwehr berichtete von einer Vielzahl an Einsätzen. Teils standen Hecken in Flammen, einen Fall gab es im Bärenkeller. Kurz nach Mitternacht kam es zu einem Einsatz an der Kurzen Gewanne. Ein 35-Jähriger hatte laut Polizei einen Feuerwerkskörper gezündet, der in die Gartenhecke der Nachbarin geriet. Die Hecke und der davor befindliche Stromverteilerkasten sowie Telefonkasten fingen Feuer. Die Feuerwehr löschte den Brand. Hecke und Holzzaun sind abgebrannt, der Verteilerkasten wurde teilweise zerstört. Durch den Brand kam es in Teilen der Nachbarschaft kurzzeitig zu Strom- und Internetausfällen. Stadtwerke und Telekommunikationsanbieter begannen noch am Sonntag mit den Reparaturarbeiten. Der Sachschaden beträgt 15.000 Euro. Gerufen von Anwohnern wurde die Feuerwehr zudem wegen brennender Mülltonnen.