Augsburger Allgemeine (Land West)
„Schön, dass endlich wieder was läuft“
Nach zweijähriger Corona-Zwangspause starten rund 1300 Läuferinnen und Läufer bei fast frühlingshaften Temperaturen zum 55. Internationalen Gersthofer Silvesterlauf. Die Sieger beim Re-Start sind dieselben wie vor der Pandemie.
Gersthofen „Schön, dass endlich wieder was läuft.“Manfred Lamprecht, der Präsident des TSV Gersthofen, und sein Vorgänger Hinricht Habenicht, die beide in die Organisation des 55. Internationalen Gersthofer Silvesterlaufes eingebunden waren, freuten sich, dass nach zweijähriger CoronaZwangspause endlich wieder der Startschuss, abgefeuert von den Gablinger Böllerschützen, für diese Traditionsveranstaltung fallen konnte.
Auch mit der Anzahl der Teilnehmenden war man sehr zufrieden. Nach allen Nachmeldungen dürften es angesichts der fast frühlingshaften Temperaturen am Ende des Tages über 1300 Läuferinnen und Läufer gewesen sein. „Früher ist oft nur ’Tarzan’ so leicht bekleidet gelaufen“, erinnerte Bürgermeister Michael Wörle an das Silvesterlauf-Original, das stets nur mit Badehose an den Start ging.
946 machten sich im Hauptlauf, 142 beim Nordic Walking und Wandern auf die Strecke. Groß war nicht nur der Andrang an den Verpflegungsständen und der TeeAusgabe, wo sich lange Schlangen bildeten, sondern auch beim FlitziLauf der Allerkleinsten. Hier gab es mit 222 Nachwuchsläuferinnen und -läufern einen neuen Teilnehmerrekord, sodass kurz vor dem Start sogar die T-Shirts ausgingen. Dafür konnte man ein Erinnerungsfoto mit dem Maskottchen, der „Flitzi-Maus“, machen und eine Medaille mit nach Hause nehmen.
Für die Schüler und Jugendlichen gab es ein Aufwärmprogramm mit dem ehemaligen Eishockey-Profi der Augsburger Panther, Marco Sternheimer, der jetzt in der Bayernliga für den EHC Königsbrunn spielt. „Ich bin kein Hexer, kann aber zeigen, was ich in meiner Profizeit gemacht habe. Ich hatte eine tolle Zeit bei den Panthern, freue mich jetzt aber auf mein Lehramts-Studium“, erklärte Sternheimer, der anschließend zusammen mit seiner Freundin auf die Strecke ging.
„The same procedure as every year“, könnte der Titel zum sportlichen Verlauf der Veranstaltung lauten. Denn nach zwei Jahren unfreiwilliger Pause waren die Sieger bei der 55. Auflage dieselben wie im Jahr 2019, als der letzte Lauf vor der Pandemie stattfand. Beide Titelverteidiger, die vom neuen Stadionsprecher
Holger Franz angekündigt wurden, stammen aus dem Landkreis Augsburg und gingen als Favoriten ins Rennen. Bei den Männern gewann erneut Brian Weisheit aus Stadtbergen, der für die LSC Höchstadt-Aisch startet, mit einem Start-Ziel-Sieg in 30:18 Minuten. Bei den Frauen setzte sich die Neusäßerin Katrin Liebl im Trikot der LG Telis Finanz Regensburg in 34:09 Minuten vor der Meitingerin Christina Kratzer (LG Zusam/35:37) durch. „Nur der Name hat sich geändert“, lachte die inzwischen verheiratete Silvesterlauf-Siegerin von 2019 und 2022, die sich unmittelbar nach dem Rennen schon wieder angeregt mit ihren Kollegen von der Polizeiinspektion Gersthofen unterhielt. „Ich habe schon davon gehört, dass sie eine super Läuferin ist, aber heute habe ich zum ersten
Mal gesehen, was sie tatsächlich für ein Tempo draufhat“, war Florian Seizmeier sichtlich beeindruckt. Kerstin Liebls erster Gratulant im Zielraum war übrigens Brian Weisheit, der sich mit dem siebenmaligen Silvesterlauf-Sieger Tobias Gröbl (LG Zusam) vom Start weg ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hatte. Am Ende trennten die beiden Kontrahenten gerade mal sieben Sekunden. „Der Tobi war so zäh wie vor zwei Jahren. Aber ich habe die Corona-Pause intensiv genutzt und bin gut in Form“, freute sich der Stadtberger über seinen erneuten Erfolg.
„Das war schon hart heute“, bilanzierte Siegerin Kerstin Liebl nach den 9,7 Kilometern: „Die Strecke war äußerst matschig und auf dem Rückweg gab’s ziemlich Gegenwind.“Zustimmung erhielt sie vom 66-jährigen Lauf-Veteran
Franz Steichele (LG Zusam): „Wie mit Schmierseife eingestrichen“, sei die Strecke zwischen den beiden Höfen in den Lechauen gewesen. Nordic Walker, die nach einer Aufwärmeinheit mit Bürgermeister Michael Wörle schon vor dem Läuferpulk auf die Strecke gegangen waren, berichteten von zahlreichen Hinterlassenschaften von Pferden. Ob da ein Zusammenhang besteht?
Während die beiden Erstplatzierten, die auf den Dritten Mario Leser (LG Zusam) rund zwei Minuten Vorsprung hatten, in einer anderen Liga liefen, war es für die meisten der rund 1100 Teilnehmenden wieder einmal die Gelegenheit, sich am letzten Tag des Jahres noch einmal sportlich zu betätigen. „Wir hätten so oder so laufen müssen“, meinte Simon Achatz. Der 22-Jährige aus Dinkelscherben
war im Sommer vom TSV Gersthofen zum Fußball-Bayernligisten Schwaben Augsburg gewechselt und betrachtete seine erste Teilnahme am Silvesterlauf zusammen mit Teamkollege Dennis Ruisinger als Vorbereitung auf die Rückrunde. „Anstrengend war’s“, konstatierte er im Ziel, als er sich von den Gersthofer Blasharmonikern musikalisch begrüßt fühlen durfte.
„Jetzt können wir uns das Raclette heute Abend schmecken lassen“, freute hingegen Jakob Schmid aus Stettenhofen, nachdem er die 9,7 Kilometer absolviert hatte. Michael Waldschmidt wartete kurz vor dem Ziel auf seinen Sohn Felix, um das Gemeinschaftserlebnis beim Überqueren der Ziellinie zu genießen.
Ob beide auch dieselbe Zeit aufgewiesen haben? Erstmals gab es in diesem Jahr durch die Profi-Firma Time-Motion eine Netto-Zeitmessung. Erst beim Überschreiten der Startlinie wurde die Uhr in Gang gesetzt. Aufgrund der vielen Teilnehmenden kann es nämlich durchaus einige Minuten dauern, bis auch die letzten Startenden an der Sportallee diese überquert haben. An der Kreuzung Donauwörther Straße/Kirchstraße in der Gersthofer Innenstadt dauerte es über fünf Minuten, bis der Pulk vorbeigezogen war. Der Beifall der Zuschauenden galt nicht nur allein den Teilnehmenden. Auch am Straßenrand und auf der gut besetzten Tribüne freute man sich, dass endlich wieder was läuft.
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