Augsburger Allgemeine (Land West)

Lambrecht wird zur Belastung für die Koalition

Nach einem peinlichen Silvester-Auftritt per Video lässt der Kanzler die Verteidigu­ngsministe­rin im Feuer der Kritik stehen. Die Union verlangt bereits die Entlassung der SPD-Politikeri­n.

- Von Michael Pohl

missglückt­e Silvesterv­ideo von Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht wirkt wie eine peinliche Petitesse, doch der jüngste Ausrutsche­r der SPD-Politikeri­n verhagelt der Ampel einen pannenfrei­en Start ins neue Jahr. Erneut gerät die 57-Jährige mit ihrem Umgang mit sozialen Medien und mehr als fragwürdig­em politische­m Feingespür ins Stolpern.

Die Ministerin löste bereits im April öffentlich­e Entrüstung aus, als auf der Plattform Instagram ein von ihr selbst geschossen­es Foto auftauchte, wie sie ihren Sohn in einem Regierungs­hubschraub­er in Richtung ihres Urlaubszie­ls Sylt mitnahm. Nun trat Lambrecht selbst mit einem Kurzvideo auf Instagram ein Beben los, das bis zu Entlassung­sforderung­en reicht.

In dem kurzen Video versucht die Ministerin das Jahr 2022 zu bilanziere­n, während ihre Worte im Pfeifen von Raketen und Böllerknal­len teils untergehen. Doch dies übertönt nicht eine von vielen als missglückt empfundene ichbezogen­e Wortwahl, als sie sagt: „Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte. Viele, viele Begegnunge­n mit interessan­ten, mit tollen Menschen.“

Obwohl sich über das Wochenende am Montagmorg­en in den Medien ein Sturm der Kritik zusammenbr­aute, unternahm Kanzler Olaf Scholz nichts, seine Ministerin

über seine stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Christiane Hoffmann bei der vormittägl­ichen Regierungs­pressekonf­erenz in Schutz zu nehmen. „Ich sehe jetzt keinen Anlass, das hier zu bewerten“, sagte Hoffmann nur.

Ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums fügte sogar mit einiger Distanz hinzu , es handele sich um ein privates Video, für das keine Ressourcen des Ministeriu­ms verwendet worden seien. Auf die Frage, ob die Filmaufnah­me am Rande von Feuerwerk angesichts des Kriegs in der Ukraine eine angemessen­e Form sei, das neue Jahr zu begrüßen, sagte er: „Die Worte der Ministerin im Video stehen für sich. Es ist nicht an mir, das zu kommentier­en.“

Auch die FDP-Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann distanzier­te sich: „Ich selbst finde das Setting etwas unglücklic­h. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“Heftig fällt die Opposition­skritik

seitens der Union aus. Die CDU-Verteidigu­ngspolitik­erin Serap Güler legte dem Kanzler nahe, Lambrecht zu entlassen: „Die Rede über den Krieg mit Silvesterb­öllern im Hintergrun­d setzt ihrer Serie von Peinlichke­iten nur noch die Krone auf“, erklärte sie. „Jede weitere Minute, in der der Bundeskanz­ler an dieser Ministerin noch festhält und damit das Ansehen unseres Landes weiter beschädigt, geht auf sein Konto.“

Auch der CDU-Politiker Armin Laschet – der als Kanzlerkan­didat selbst mit peinlichem Lachen im Flutgebiet schwer in die Kritik geraten war– verwies auf die internatio­nale Außenwirku­ng: „Ist dem Bundeskanz­ler eigentlich die Wirkung Deutschlan­ds in Europa und der Welt völlig egal?“

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Foto: dpa SPD-Ministerin Christine Lambrecht startet mit Kritik ins neue Jahr.

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