Augsburger Allgemeine (Land West)
Moskau bestätigt hohe Todeszahl
Ukraine trifft bei Luftangriff Soldatenunterkunft im Donbass. Ex-Nato-General Domröse hat Hoffnung auf Waffenstillstand.
Die Ukraine hat mit einem Luftangriff Dutzende russische Soldaten in einer Unterkunft im von Russland besetzten Donbass getötet. Das bestätigte das russische Verteidigungsministerium und sprach von 63 Toten. Das ukrainische Militär meldete 400 Tote und 300 Verletzte.
Dass Moskau die vielen getöteten Soldaten nach dem ukrainischen Angriff auf den Ort Makijiwka (russisch: Makejewka) im Donbass bestätigte, war sehr ungewöhnlich. Es handelte sich um die bisher höchste von Russland selbst genannte Zahl von Toten an einem Ort. Die Zahl wird dennoch von vielen für zu niedrig gehalten. Die Ukraine hatte in der Neujahrsnacht mit Raketen angegriffen. Bei den Getöteten soll es sich laut Medienberichten um Reservisten handeln, die im Zuge der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung einberufen wurden. Sie sollen sich zu einer Neujahrsfeier in dem Gebäude versammelt haben. Zu sehen waren in sozialen Netzwerken Bilder von den Überresten eines völlig eingestürzten Gebäudes. Unter den Trümmern wurden weitere Tote und Verletzte vermutet.
Russland griff seinerseits in der Nacht zu Montag die fünfte Nacht in Folge die Ukraine mit Kampfdrohnen meist iranischen Typs an. In vielen Landesteilen gab es Luftalarm. In der Hauptstadt Kiew sei wieder Energie-Infrastruktur beschädigt worden, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko mit. Es gebe Stromausfälle, die sich auch auf die Wärmeversorgung auswirkten. Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr wurden eine Rakete und 43 Drohnen abgeschossen, davon 22 in Kiew.
Nato-Generalsekretär Stoltenberg sagte der BBC, die Nato müsse sich darauf einstellen, die Ukraine langfristig zu unterstützen. Russland habe neue Kräfte mobilisiert. „Das weist darauf hin, dass sie bereit sind, den Krieg fortzusetzen und möglicherweise versuchen, eine neue Offensive zu starten“, sagte Stoltenberg. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekräftigte die langfristige Unterstützung.
Nach Einschätzung des früheren Bundeswehr- und Nato-Generals Hans-Lothar Domröse könnte es im Laufe dieses Jahres einen Waffenstillstand geben. „Ich rechne im Frühsommer mit einem Stillstand, an dem beide Seiten sagen: Jetzt bringt es nichts mehr“, sagte er den Funke-Zeitungen. Dies bedeute aber noch keinen Frieden. „Waffenstillstand heißt: Wir beenden das Schießen. Die Verhandlungen dürften lange dauern, man benötigt einen Vermittler: vielleicht UN-Generalsekretär Guterres, der türkische Präsident Erdogan oder der indische Präsident Modi – wobei sich niemand wirklich aufdrängt.“(dpa)