Augsburger Allgemeine (Land West)
18-Jähriger nach Gewalttat in Haft
Ein Jugendlicher soll einen Mann am Augsburger Königsplatz schwer verletzt haben. Das Opfer musste wiederbelebt werden. Der Fall weckt Erinnerungen an einen tödlichen Schlag im Jahr 2019.
Es erinnert so vieles an eine Gewaltattacke vor drei Jahren, dass es einen schaudern lassen kann. Damals, im Dezember 2019, war ein 49-jähriger Mann am Augsburger Königsplatz nach einem Schlag eines 17-Jährigen gestorben. Es war ein Fall, der für Entsetzen und Anteilnahme sorgte und Menschen weit über Augsburg hinaus bewegte. Nun ist kurz vor dem Jahreswechsel ein 44 Jahre alter Mann bei einer Gewaltattacke verletzt worden, die sich ebenfalls am „Kö“abspielte, wie der Platz in Augsburg genannt wird. So schwer verletzt, dass er von Polizisten noch vor Ort reanimiert werden musste.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hat sich am Samstag Folgendes zugetragen. Gegen 6 Uhr morgens gerieten auf dem Königsplatz der 44-jährige Mann und zwei 18-Jährige aneinander, die Ermittler sprechen von einer „gegenseitigen körperlichen Auseinandersetzung“. Als dabei der 44-Jährige zu Boden ging, traten die beiden jungen Männer nach Darstellung der Polizei auf ihn ein und gingen anschließend davon. Hier hätte die Situation zu Ende sein können. War sie aber nicht.
Laut Polizei stand der 44-Jährige wieder auf und folgte dem Duo. Er soll die beiden auf dem Königsplatz erneut angesprochen haben; einer der 18-Jährigen habe dem Mann daraufhin einen Faustschlag versetzt, heißt es. „Der 44-Jährige ging sofort zu Boden“, teilte die Polizei mit. Als ein Zeuge eingriff, liefen die beiden 18-Jährigen davon.
Der Schlag muss massive Folgen für den Mann gehabt haben; nach Informationen unserer Redaktion erlitt der 44-Jährige Frakturen im Gesicht. Als Beamte mehrerer Polizeistreifen am Königsplatz erschienen, verschlechterte sich der Zustand des Mannes der Polizei zufolge zunehmend. „Als keine Vitalfunktionen mehr feststellbar waren, begannen die Beamten umgehend mit der Reanimation“, heißt es von der Polizei. Die Wiederbelebungsmaßnahmen zeigten Erfolg, der Mann wurde daraufhin schwerstverletzt vom Rettungsdienst in das Uniklinikum
gebracht. Dort liegt er weiterhin. Wie sich der Zustand des Mannes entwickle, müsse man beobachten, teilte die Polizei auf Anfrage mit.
Nach der Attacke fahndeten die Ermittler mit mehreren Streifen nach den beiden 18-Jährigen und sichteten auch das Bildmaterial der Videokameras am Königsplatz – eine Ermittlungsmaßnahme, die vor drei Jahren entscheidend zur Festnahme der damaligen Verdächtigen beigetragen hatte. Dieses Mal war es offenbar ähnlich. „Diese sofortigen Maßnahmen führten bereits gegen 6.30 Uhr zur Festnahme der beiden 18-jährigen Tatverdächtigen im Bereich des Moritzplatzes“, berichtet die Polizei. Die Staatsanwaltschaft Augsburg beantragte später gegen den 18-Jährigen, der dem 44-Jährigen den Faustschlag versetzt haben soll, einen Haftbefehl.
Damals, 2019, werteten die Ermittler das Delikt lange als Totschlag. Letztlich wurde der Jugendliche, der zugeschlagen hatte, wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Dieses Mal geht die Staatsanwaltschaft nach Informationen
unserer Redaktion vom Verdacht des versuchten Totschlags aus. Die Polizei teilte auf Anfrage lediglich mit, man prüfe, ob neben Körperverletzungsdelikten auch ein mögliches versuchtes Tötungsdelikt im Raum steht.
Das Amtsgericht Augsburg erließ am Sonntag Haftbefehl und setzte diesen in Vollzug, der 18-Jährige ist nun in Untersuchungshaft. Der zweite 18-Jährige ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Nach bisherigen Erkenntnissen war der 18-Jährige, der sich in Untersuchungshaft befindet, erheblich alkoholisiert. „Beim 44-Jährigen wurde eine überdurchschnittlich hohe Alkoholisierung festgestellt“, heißt es von der Polizei. Wie die Ermittler mitteilen, suchen sie jetzt Zeugen, die etwas zur Aufklärung der Tat beitragen können. Für die Polizei ist insbesondere eine Zeugin relevant, die am Königsplatz die beiden 18-Jährigen aufgrund ihres Verhaltens angesprochen hat. Die Frau trug den Angaben zufolge einen Mantel, Jeans und eine dunkle Kopfbedeckung und hatte mehrere Plastiktüten dabei.