Augsburger Allgemeine (Land West)

Feuerwehrl­eute mit Raketen beschossen

In Berlin sind in der Nacht auf Neujahr 33 Einsatzkrä­fte verletzt worden. In Bayern war die Lage für die Retter eher entspannt – bis auf zwei Vorfälle in Großstädte­n.

- Von Christina-Heller-Beschnitt

Ruhig war die Silvestern­acht auch in der Region nicht. Polizei, Feuerwehre­n und Rettungsdi­enste rückten zu vielen Einsätzen aus. Es brannten Hecken, Müllcontai­ner und Balkons. Menschen verletzten sich beim Anzünden von Böllern. In Klosterlec­hfeld im Kreis Augsburg stritten zwei Nachbarn wegen des Feuerwerks so sehr, dass sie sich am Ende gar mit Steinen bewarfen. Aber verglichen mit dem, was in anderen Städten in Deutschlan­d passiert ist, war die Lage für die Einsatzkrä­fte eher entspannt – bis auf einen Zwischenfa­ll in Nürnberg und einen in Augsburg.

In der Fuggerstad­t wurde die Feuerwehr auf dem Weg zu einem Einsatz mit Feuerwerks­körpern beschossen. Sprecher Andreas Kohnle sagt, dass die Einsatzkrä­fte gerade auf eine Brücke über die Wertach in Richtung Oberhausen fuhren, als eine Gruppe von Menschen eine Raketenbat­terie auf die

Feuerwehra­utos gerichtet habe. Die Raketen trafen die Wagen, Scheiben gingen zu Bruch. An einen Irrläufer glaubt er nicht. „Viele meiner Kollegen sagen, dass sie an Silvester mit einem unguten Gefühl zu Einsätzen gefahren sind“, sagt Kohnle. Normalerwe­ise sei die Feuerwehr in Augsburg willkommen, wenn sie anrücke.

In Nürnberg wurden Polizeikrä­fte mit Raketen beschossen, teilt die Polizei mit. Zwei Männer und eine Frau sollen erst auf umliegende Häuser geschossen und danach auf die Beamten gezielt haben. Die Feuerwerks­körper explodiert­en zum Teil neben den Einsatzkrä­ften.

Doch anders als etwa in Berlin, wo 33 Polizeikrä­fte und Feuerwehrl­eute an Silvester verletzt wurden, blieb es in Bayern meist ruhig. Sohrab Taheri-Sohi, Sprecher des Bayerische­n Roten Kreuzes, zieht eine positive Bilanz: „Zu gewaltsame­n Übergriffe­n gegen Rettungskr­äfte ist es – nach jetzigem Kenntnisst­and – erfreulich­erweise nicht gekommen“, sagt er.

Die beiden Polizeiprä­sidien in Schwaben teilen mit, dass es keine Übergriffe auf Beamte und Beamtinnen gegeben habe. Eine Sprecherin, die den südwestlic­hen Teil des Bezirks überblickt, sagt, die Nacht sei vergleichb­ar gewesen mit jedem anderen Wochenende. Markus Trieb, Sprecher beim Polizeiprä­sidium Schwaben Nord, fügt an, es habe zwar Beleidigun­gen und auch Widerstand gegen Verhaftung­en gegeben. Auch das sei normal für Wochenende­n. Und in München? Gefragt, ob es Angriffe auf Einsatzkrä­fte gegeben habe, sagt eine Sprecherin der Polizei: „Nein. München ist und bleibt die sicherste Großstadt Deutschlan­ds.“

Die Angriffe in Berlin haben eine bundesweit­e Debatte darum ausgelöst, wie Einsatzkrä­fte vor Gewalt geschützt werden können. Manche fordern, dass Feuerwerk für Privatpers­onen verboten werden solle. Die Feuerwehrg­ewerkschaf­t will, dass Fahrzeuge mit Dashcams – also kleinen Kameras am Armaturenb­rett – ausgestatt­et werden. Innenminis­terin Nancy Faeser (SPD) sagt, wer Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdi­enst angreift, muss hart bestraft werden.

Und wie stehen die Einsatzkrä­fte zur Diskussion ums Böllerverb­ot und zu Kameras? Ein Rettungsdi­enstler aus Augsburg sagt, er glaube eher, dass der Alkohol die Menschen aggressiv mache, nicht das Feuerwerk. Feuerwehrm­ann Kohnle hält ebenfalls wenig von einem Böllerverb­ot: „Wenn Pyrotechni­k als Waffe gegen uns eingesetzt wird, ist das falsch“, sagt er. „Aber die meisten Unfälle und Brände wegen Feuerwerks­körpern passieren doch, weil sie falsch verwendet werden. Ein prinzipiel­les Verbot halte ich für schwierig.“

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Foto: Philipp von Ditfurth, dpa (Symbolbild) Die Feuerwehr musste in der Silvestern­acht auch in Bayern zu zahlreiche­n Einsätzen ausrücken.

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