Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo die Schönen und Reichen winterspor­teln

Ein Eisenbahn‰Boss stampfte in den 1930er‰Jahren in Idaho ein Skigebiet aus dem Boden und nutzte Celebritys fürs Marketing.

- VON HEIKE SCHMIDT‰WINDHOFF

Mitten im Nirgendwo von Idaho im Nordwesten der USA befindet sich seit Jahrzehnte­n ein beliebtes Skigebiet der Schönen und Reichen. In Sun Valley ist Promi-Spotting fast schon ein eigener Winterspor­t. Eisenbahn-Boss Averell Harriman hatte das Mitte der 1930er-Jahre raffiniert eingefädel­t. Der gewiefte Präsident der Union Pacific Railroad wollte den Personenve­rkehr anzukurbel­n. Weil sich alle Welt damals für diesen neumodisch­en Skisport begeistert­e, war ein schickes Resort im Alpenstil bestimmt das Richtige – am besten eine Art privater Klub für Millionäre, Magnaten und Filmstars.

Im Januar 1936 entdeckte Harrimans Kundschaft­er am Westrand des verschlafe­nen Nests Ketchum das perfekte Terrain: den 2789 Meter hohen Bald Mountain und seine Nachbargip­fel, dramatisch eingekeilt von vier Bergketten. Averell Harriman kaufte gleich das ganze sonnige Tal und taufte es werbewirks­am „Sun Valley“.

Urlaub gegen Werbung

Kein Jahr später, im Dezember 1936, wurde die Sun Valley Lodge eröffnet. Sämtliche Filmstars und Sternchen durften hier anfangs gratis urlauben, sofern sie sich zwecks Marketing bereitwill­ig ablichten ließen. Alle sind sie gekommen. Goldgerahm­t hängen ihre

Schwarz-Weiß-Bilder noch heute in den langen Teppichflu­ren: John Wayne, Jackie Kennedy, Gary Cooper, Ingrid Bergman, der Schah von Persien und US-Präsident Gerald Ford mit Familie.

Als Dauergast in Suite 206 schrieb Ernest Hemingway hier 1939 „Wem die Stunde schlägt“zu Ende. 1959 kaufte er sich ein eigenes Haus in Ketchum, verbrachte die letzten Jahre dort und ruht nun auf dem kleinen Dorffriedh­of. Nach Actionheld Arnold Schwarzene­gger ist eine schwarze Piste benannt. Erst war der „Terminator“Stammgast, dann kaufte er sich hier ein Zweithaus – ebenso wie Jamie

Lee Curtis, Tom Hanks, Demi Moore und Justin Timberlake.

Was vor mehr als 85 Jahren mit einer Hotelanlag­e anfing, ist inzwischen ein Mini-Städtchen mit 1800 ganzjährig­en Einwohnern, 500 Urlaubsunt­erkünften verschiede­nster Art, drei Schwimmbäd­ern, zwei Eislaufbah­nen, Post und Polizei.

Im Opera House, das 1937 gebaut und zu einem Kino umfunktion­iert wurde, laufen beim alljährlic­hen Sun Valley Filmfestiv­al Weltpremie­ren. Jedes Jahr im Frühjahr, während der Festivalta­ge, ist die Prominente­ndichte im Skigebiet besonders hoch.

 ?? Foto: Heike Schmidt‰Windhoff, tmn ?? Einkehrsch­wung am Hollymount­ain: Holzbauten prägen das Bild im Sun Valley.
Foto: Heike Schmidt‰Windhoff, tmn Einkehrsch­wung am Hollymount­ain: Holzbauten prägen das Bild im Sun Valley.

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