Augsburger Allgemeine (Land West)
Neue Serie rund um die schwäbische Mundart
Der schwäbische Dialekt in all seinen Facetten: In Worte gefasst, als Video und im Quiz: In Kürze erscheint die multimediale Serie „So schwätzet mir“. Darauf können Sie sich freuen.
In den vergangenen Wochen ging es durch das gesamte Augsburger Land: von Königsbrunn im Süden über den Altenmünster Ortsteil Neumünster weit im Westen bis nach Thierhaupten im Norden. Dort sind angehende Redakteure auf Persönlichkeiten getroffen, die sich mit Dialekt auskennen. Menschen, die sich um den Erhalt der schwäbischen Mundart verdient gemacht haben, die einen besonders ausgeprägten Dialekt sprechen oder Kinder, die von ihren Erfahrungen als Dialektsprechende in der Schule berichten. Aus den Gesprächen entstanden Video- und Tonaufnahmen. Jetzt wurden die Dialekt-Beispiele
ausgewertet und zusammengestellt. Jetzt erscheint die fünfteilige multimediale Serie „So schwätzet mir“– gedruckt in der Zeitung sowie als interaktive Karte und Quiz auf der Internetseite.
Im ersten Teil wurden die Merkmale des Augsburger Dialekts untersucht. Was macht diesen besonders, vielleicht sogar einzigartig in Deutschland? Aufklärung bietet der Sprachwissenschaftler Werner König. Der pensionierte Professor erklärt zum Beispiel, woher der Begriff „Gschtattl – das Augsburger Wort für Tüte – stammt. Menschen aus dem Augsburger Land wurden auch gefragt: Was bedeutet Ihnen der Dialekt? „Heimat und Identität“, war häufig genannt, aber auch überraschende Antworten gaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die zwei darauffolgenden Texte
befassen sich mit der Kindheit und Schule. So hat der langjährige Langweider Bürgermeister KarlHeinz Jahn Anekdoten aus seiner Schulzeit erzählt. Er berichtete aber auch, wie er seinen Dialekt aus Selbstschutz immer weiter zurücknahm. Auch Professor Wildfeuer von der Universität Augsburg hat in der Schule den Leitsatz gelernt: „Es wird Hochdeutsch gesprochen!“ Gegenwärtig ist die Situation eine andere, der Dialekt soll in der Schule gefördert werden, das erwartet auch die Politik. Denn die kognitiven Vorteile von dialektsprechenden Kindern sind wissenschaftlich erwiesen.
Nachgewiesen ist mittlerweile auch, dass die Allgemeinheit Mundart eher mit handwerklichen Berufen in Verbindung bringt. „Als Folklore gehen Dialekte im Bereich ‘Lederhose’ noch, im Bereich ‘Laptop’ nicht“, sagt Sprachwissenschaftler Werner König. Gisela Litzel berichtete Ähnliches. Die alteingesessene Dinkelscherberin wurde in ihrer Lehrerausbildung der schwäbische Dialekt abgewöhnt, immer wieder wurde ihre Sprache „bekrittelt“. Anerkennung für seinen Dialekt erfuhr hingegen Franz Heinle aus Neumünster. Im vierten
Teil der Serie geht es um die Berufswelt. Stirbt der Dialekt in einer sich stetig wandelnden, globalisierten Welt aus? Das ist die zentrale Frage des letzten Serienteils. In vielen Bereichen hat er noch seine Schutzräume. In der Küche gibt es noch das „Giggerle“als schwäbische Bezeichnung für das Endstück des Brots oder das „Herrgottsbscheißerle“für die Maultasche. Auch in Gedichten und Heimatvereinen lebt der Dialekt fort. Dafür haben zwei der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre schönsten Gedichte aufgesagt, die auf der Internetseite zu sehen sind.
Aber reicht das, um den Dialekt zu erhalten? Und zu guter Letzt geht es noch um die Frage: Was tragen eigentlich WhatsApp und Facebook zum Erhalt der schwäbischen Mundart bei?