Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie steht es ums Diako?
Die Krankenhausreform weckt Sorgen, auch an Augsburgs Stadtklinik im Diako. Ein Abgeordneter legt nahe, das Haus sei existenzbedroht. Die Leitung wird deutlich.
Auf den ersten Blick ist es eine Pressemitteilung wie viele andere. Doch die Botschaft, die im Betreff genannt wird, lässt auf eine akute Situation schließen. „Klinikreform bedroht Existenz der Stadtklinik Diako“, heißt es in der Mitteilung, die das Wahlkreisbüro des Augsburger Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich Ende April verschickte. Und schnell machte sich Verunsicherung breit: Ist das Krankenhaus, eines der kleineren in Augsburg, tatsächlich in Gefahr? Die Klinik-Leitung versucht, Sorgen zu nehmen – und kritisiert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) scharf.
Die Stadtklinik im Diako ist ein klassisches Beleg-Krankenhaus. Schon als erste Entwürfe zur nahenden Krankenhausreform in Umlauf gerieten, kamen Befürchtungen auf, das Beleg-Modell könnte in der künftigen Versorgungsstruktur kaum noch eine Rolle spielen. Inzwischen haben sich die Planungen konkretisiert – und Grund zur Entwarnung gibt es offenbar nach wie vor nicht. Direktor Jens Colditz sowie Kaufmännischer Vorstand Claus Boldt betonen in einer gemeinsamen Erklärung auf Anfrage unserer Redaktion: „Kleinere Krankenhäuser wie das Diako sollen nach dem Willen des Bundesgesundheitsministers die Arbeit zugunsten eines Maximalversorgers aufgeben.“Um dies zu erreichen, sollten langfristige Kooperationen mit größeren Krankenhäusern ausgeschlossen werden. „Ebenso sollen Beleg-Krankenhäuser ihr Spektrum so stark einschränken, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich ist und sie so zur Aufgabe gezwungen werden.“
Nach Auskunft von Boldt und Colditz arbeitet das Diako „wirtschaftlich erfolgreich“. Es sei „nicht nachvollziehbar“, warum eine solche Klinik „infrage gestellt“werde. „Dies alleine aus der grundsätzlichen und wissenschaftlich nicht belegten Annahme heraus, dass kleinere Kliniken keine ausreichende Behandlungsqualität bieten würden.“Gerne würde man Lauterbach „vor Ort vom Gegenteil überzeugen, aber bekanntermaßen entzieht sich der Minister der Diskussion mit den Praktikern.“Ziel der Bemühungen des Hauses sei, die Zusammenarbeit mit der Augsburger Uniklinik fortzusetzen „und gegebenenfalls auszubauen – mit anderen Worten, unsere Arbeit wie bisher weiterzuführen.“Man habe sich deshalb auch an die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach gewandt – und sie gebeten, „sich dafür einzusetzen, dass auf Landesebene die gelebten Kooperationen weiterhin dauerhaft möglich sind und die Belegkrankenhäuser ihre Arbeit im bisherigen Umfang fortsetzen können.“
Auch Abgeordneter Ullrich sieht Bundesgesundheitsminister Lauterbach in der Pflicht. Er fordert, bei der Kosten-Nutzen-Rechnung der Klinikreform „nicht einseitig große Häuser zu bevorzugen“. Die Möglichkeit der Kooperation müsse bleiben. Falle sie weg, würden viele kleinere Häuser „aufgeben“– mit der Folge, dass Patienten weite Wege in Kauf nehmen müssten. „Das kann auch schnell lebensbedrohlich werden“, betont Ullrich. Das Diako arbeite in der Notfallversorgung „ausgezeichnet“ mit der Augsburger Uniklinik zusammen und schaffe dadurch „nicht nur schlanke Strukturen, sondern auch Qualität durch Patientenzufriedenheit.“Viele Menschen fühlten sich auch in kleineren Häusern „sehr wohl“, diese müssten vor dem Ruin bewahrt werden.
So weit ist es im Diako noch nicht. Die Leitung betont, Hoffnung machten insbesondere zwei Umstände. Erstens hätten die 16 Bundesländer kürzlich klar betont, dass unter anderem Kooperationen zwischen verschiedenen Kliniken auf Landesebene dauerhaft zugelassen werden müssten – Krankenhausplanung liegt grundsätzlich in der Zuständigkeit der Länder. Zweitens, erklären Colditz und Boldt, liege ein aktuelles Schreiben des Bundesverbands der Belegärzte und Belegkrankenhäuser vor. Der Verband gehe nach Gesprächen im Bundesgesundheitsministerium davon aus, dass die Reform „nicht so kommt wie Minister Lauterbach jetzt noch verkündet, und Belegkrankenhäuser, die bisher in der Bundesplanung überhaupt keine Beachtung gefunden haben, ihre bisherige Arbeit voraussichtlich werden fortsetzen können.“
„Das kann auch schnell lebensbedrohlich werden.“
Volker Ullrich (CSU)