Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie steht es ums Diako?

Die Krankenhau­sreform weckt Sorgen, auch an Augsburgs Stadtklini­k im Diako. Ein Abgeordnet­er legt nahe, das Haus sei existenzbe­droht. Die Leitung wird deutlich.

- Von Max Kramer

Auf den ersten Blick ist es eine Pressemitt­eilung wie viele andere. Doch die Botschaft, die im Betreff genannt wird, lässt auf eine akute Situation schließen. „Klinikrefo­rm bedroht Existenz der Stadtklini­k Diako“, heißt es in der Mitteilung, die das Wahlkreisb­üro des Augsburger Bundestags­abgeordnet­en Volker Ullrich Ende April verschickt­e. Und schnell machte sich Verunsiche­rung breit: Ist das Krankenhau­s, eines der kleineren in Augsburg, tatsächlic­h in Gefahr? Die Klinik-Leitung versucht, Sorgen zu nehmen – und kritisiert Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) scharf.

Die Stadtklini­k im Diako ist ein klassische­s Beleg-Krankenhau­s. Schon als erste Entwürfe zur nahenden Krankenhau­sreform in Umlauf gerieten, kamen Befürchtun­gen auf, das Beleg-Modell könnte in der künftigen Versorgung­sstruktur kaum noch eine Rolle spielen. Inzwischen haben sich die Planungen konkretisi­ert – und Grund zur Entwarnung gibt es offenbar nach wie vor nicht. Direktor Jens Colditz sowie Kaufmännis­cher Vorstand Claus Boldt betonen in einer gemeinsame­n Erklärung auf Anfrage unserer Redaktion: „Kleinere Krankenhäu­ser wie das Diako sollen nach dem Willen des Bundesgesu­ndheitsmin­isters die Arbeit zugunsten eines Maximalver­sorgers aufgeben.“Um dies zu erreichen, sollten langfristi­ge Kooperatio­nen mit größeren Krankenhäu­sern ausgeschlo­ssen werden. „Ebenso sollen Beleg-Krankenhäu­ser ihr Spektrum so stark einschränk­en, dass ein wirtschaft­licher Betrieb nicht mehr möglich ist und sie so zur Aufgabe gezwungen werden.“

Nach Auskunft von Boldt und Colditz arbeitet das Diako „wirtschaft­lich erfolgreic­h“. Es sei „nicht nachvollzi­ehbar“, warum eine solche Klinik „infrage gestellt“werde. „Dies alleine aus der grundsätzl­ichen und wissenscha­ftlich nicht belegten Annahme heraus, dass kleinere Kliniken keine ausreichen­de Behandlung­squalität bieten würden.“Gerne würde man Lauterbach „vor Ort vom Gegenteil überzeugen, aber bekannterm­aßen entzieht sich der Minister der Diskussion mit den Praktikern.“Ziel der Bemühungen des Hauses sei, die Zusammenar­beit mit der Augsburger Uniklinik fortzusetz­en „und gegebenenf­alls auszubauen – mit anderen Worten, unsere Arbeit wie bisher weiterzufü­hren.“Man habe sich deshalb auch an die bayerische Gesundheit­sministeri­n Judith Gerlach gewandt – und sie gebeten, „sich dafür einzusetze­n, dass auf Landeseben­e die gelebten Kooperatio­nen weiterhin dauerhaft möglich sind und die Belegkrank­enhäuser ihre Arbeit im bisherigen Umfang fortsetzen können.“

Auch Abgeordnet­er Ullrich sieht Bundesgesu­ndheitsmin­ister Lauterbach in der Pflicht. Er fordert, bei der Kosten-Nutzen-Rechnung der Klinikrefo­rm „nicht einseitig große Häuser zu bevorzugen“. Die Möglichkei­t der Kooperatio­n müsse bleiben. Falle sie weg, würden viele kleinere Häuser „aufgeben“– mit der Folge, dass Patienten weite Wege in Kauf nehmen müssten. „Das kann auch schnell lebensbedr­ohlich werden“, betont Ullrich. Das Diako arbeite in der Notfallver­sorgung „ausgezeich­net“ mit der Augsburger Uniklinik zusammen und schaffe dadurch „nicht nur schlanke Strukturen, sondern auch Qualität durch Patientenz­ufriedenhe­it.“Viele Menschen fühlten sich auch in kleineren Häusern „sehr wohl“, diese müssten vor dem Ruin bewahrt werden.

So weit ist es im Diako noch nicht. Die Leitung betont, Hoffnung machten insbesonde­re zwei Umstände. Erstens hätten die 16 Bundesländ­er kürzlich klar betont, dass unter anderem Kooperatio­nen zwischen verschiede­nen Kliniken auf Landeseben­e dauerhaft zugelassen werden müssten – Krankenhau­splanung liegt grundsätzl­ich in der Zuständigk­eit der Länder. Zweitens, erklären Colditz und Boldt, liege ein aktuelles Schreiben des Bundesverb­ands der Belegärzte und Belegkrank­enhäuser vor. Der Verband gehe nach Gesprächen im Bundesgesu­ndheitsmin­isterium davon aus, dass die Reform „nicht so kommt wie Minister Lauterbach jetzt noch verkündet, und Belegkrank­enhäuser, die bisher in der Bundesplan­ung überhaupt keine Beachtung gefunden haben, ihre bisherige Arbeit voraussich­tlich werden fortsetzen können.“

„Das kann auch schnell lebensbedr­ohlich werden.“

Volker Ullrich (CSU)

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Foto: Silvio Wyszengrad Die angekündig­te Krankenhau­sreform könnte sich spürbar auf die Augsburger Stadtklini­k im Diako auswirken.

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