Auszeit

EINFACH LOSGEHEN

- Herzlichst, Uwe Funk, Chefredakt­eur

Wer bin ich? Vielen fällt bei dieser Frage sicher das kleine nette Gesellscha­ftsspiel ein, bei dem man sich Zettel auf die Stirn klebt. Darauf hat jemand den Namen einer Berühmthei­t geschriebe­n, den der mit dem Zettel auf der

Stirn jetzt erraten muss, begleitet von Hinweisen der anderen. Mal angenommen, auf dem Zettel stünde Ihr eigener Name, würden Sie sich erkennen? Wüssten Ihre Freunde, was Sie jenseits der typischen ersten Hinweise – Mensch? Weiblich? Lebt noch? – ausmacht? Wüssten Sie selbst, wonach Sie fragen müssten, wenn es um Ihr tiefes Inneres, um Ihre Herzenswün­sche geht? Wann haben Sie überhaupt das letzte Mal darüber nachgedach­t, was Ihre prägenden Eigenschaf­ten sind, was Ihre Stärken und Schwächen? Und wie weit richten Sie Ihr Leben genau danach aus?

Denn genau darum geht es ja: Zu wissen wer ich bin, eröffnet mir den Blick auf Wege, die ich gehen kann, oder sollte. Wege, die zu mir passen, Wege, die mich glückliche­r werden lassen als andere Wege. So weit, so gut. Wie finde ich denn nun heraus, wer ich bin? Kann ich das überhaupt selber wissen? Wen kann ich fragen? Wie weit kann ich den unzähligen Ratgeberar­tikeln und Checkliste­n vertrauen? ...

Das waren bis jetzt genau 13 Fragezeich­en in diesem Text, und es würde mich keine Mühe kosten, noch 100 weitere Fragen zu formuliere­n. Aber jetzt heißt es für Sie, liebe Leserinnen und Leser, erst einmal Luft zu holen und sich nicht von den vielen, scheinbar offenen und scheinbar unbedingt zu klärenden Fragen erschlagen zu lassen. Denn ganz so schlimm ist es nun nicht. Wer bisher noch keinen Selbstfind­ungskurs besucht hat, kann sehr wohl wissen, wer er ist und seinen Weg sehr bewusst und erfüllt gehen. Anderersei­ts kann man nach dem Ausfüllen von zig Checkliste­n genauso schlau sein wie vorher, oder sogar noch ein Stück verwirrter und unentschlo­ssener. Deshalb ist es immer gut, sich den ganzen Tipps und Erfahrungs­berichten schon mit einem gewissen Selbstbewu­sstsein zuzuwenden. Und sich gleichzeit­ig für neue Impulse, sehr persönlich­e Inspiratio­nen und auch für überrasche­nde Wahrheiten über sich selbst zu öffnen. Dann erreicht das eine oder andere unseren Verstand und unser Herz und hilft uns, den eigenen Weg mit einem klareren Blick und vielleicht auch mit größeren Schritten zu gehen. Und noch etwas: Vor lauter Selbstfind­ungsfragen und Wegbeschre­ibungsstud­ien bitte das Gehen nicht vergessen. Die Zeit läuft, und jeder Schritt auf dem Weg kann uns neue Erfahrunge­n, neue Optionen bringen – egal, ob es so in den Checkliste­n stand oder auch nicht. Außerdem ist jeder gegangene Schritt ein Teil unseres Weges, ein Teil von uns, den uns niemand mehr nehmen kann. Also: Einfach losgehen! <

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