#04 Santo Domingo – Am Ende der Sintflut
Im April 1987 wurde Santo Domingo von heftigen Regengüssen überrascht. Eines Morgens wurde ich bereits im Treppenhaus des Bürogebäudes von einem Wasserfall empfangen. Jeder weitere Schritt nach oben ließ nichts Gutes erahnen: Je höher die Geschosse lagen, umso größer wurden die Wassermassen. Oben angekommen, offenbarte sich dann die Befürchtung: Die komplette Büroeinrichtung war restlos ruiniert. Ausgerechnet jetzt wurden die so dringend benötigten Luftbilder von Los Minas Norte angeliefert. In einer von vier Helfern über dem Kopf getragenen Holzkiste sickerte das Wasser aus den Ritzen nur so heraus. Und damit war nicht nur unser Arbeitsplatz, sondern auch unsere Arbeitsgrundlage ruiniert. Die Fotos waren klitschnass, klebten aneinander. Mithilfe von Wäscheleinen versuchten wir zu retten, was ging. Kurze Zeit später gab es dann noch eine Zugabe. Zum Geburtstag von Columbus, in der Dominikanischen Republik ein öffentlicher Feiertag, hatte sich die Bürokratie etwas Besonderes einfallen lassen: Die überdimensionale Statue des Volkshelden vor unserem Gebäude sollte eine KomplettReinigung erhalten. Während des Spektakels sollte die Arbeit ruhen. Das galt natürlich nur für Einheimische, nicht aber für uns ausländischen Verweigerer des "Büroschlafs“. Als ich mich morgens dem Vorplatz näherte, dachte ich beim Anblick der vielen Feuerwehrfahrzeuge zunächst an ein Feuer. Die Realität zeigte sich dann aus nächster Nähe: Wasserduschen bekamen nicht nur die Statue, sondern auch unsere offenen Lamellenfenster ab. Die Teppichböden waren durchtränkt, Schreibtisch-Schubladen standen unter Wasser, wichtige Dokumente unbrauchbar aufgeweicht. Der nächste Wasserschaden hatte unser Büro ereilt. Am Ende der Sintflut. Oder: Genug ist genug!