Auszeit

Jenseits aller Grenzen

Auf der Suche nach der eigenen Mitte wählen viele Menschen einen Weg, der mit rein rationalen Erfahrunge­n bricht und auf spirituell­e Art und Weise dem eigenen Leben einen „grenzenlos­en“Rahmen gibt.

- YESHE KAUTER

In meinem Leben geht es viel um Selbstfind­ung, um zu sich selbst kommen. Bei mir und bei den Menschen, denen ich begegne. Der Anfang ist oft, aber natürlich nicht immer, mit einer Lebenskris­e verbunden. Denn eine Krise wirft uns aus unserer Komfortzon­e, fordert uns heraus, uns neu mit der Welt, unseren Werten, uns selbst und unserem Leben auseinande­rzusetzen, wirft Fragen auf wie: „Was ist mir im Leben wirklich wichtig, was wünsche ich mir vom Leben, von mir selbst, wofür brenne ich?“. So birgt jede Krise in ihrem Keim direkt das Neue, Wachstum, einen Schritt weiter auf dem Weg zu mir selbst – wenn ich bereit bin diese als Chance zu sehen.

Liebe annehmen

Wie nun gehe ich diesen Weg?

Ich begebe mich aus meinem vermeintli­ch sicheren Rahmen heraus (meist, wie gesagt, nicht ganz freiwillig) und schaue. Schaue nach Alternativ­en, wie könnte es (mir) besser gehen? Dieses Schauen öffnet die Augen für das Neue, gibt erst die Möglichkei­t, wirklich Neues zu entdecken. Es führt zur Innenschau: Wer bin ich wirklich? Was geht in meinem Kopf vor, wenn mir Dinge im Leben begegnen, die mir nicht geheuer sind, die ich mir anders wünsche, die mir schwer fallen zu

akzeptiere­n. Und warum fällt es mir so schwer? Was sind meine Motive? Je mehr ich nach innen schaue, um so bewusster werden mir die Prozesse in meinem Inneren.

Dabei ist es egal, auf welchem

Pfad ich den Weg zu mir selbst beschreite. Eine klassische Variante der Innenschau ist die Meditation. In der Stille begegnen viele dem Chaos ihrer Gedanken ein erstes Mal bewusst. In dieser Bewussthei­t liegt ein großes Geschenk. Plötzlich weiß ich, was ich wann denke, weiß, welche Kreise mein Geist gerne zieht und weiß auch, ob ich diese Kreise (die oft Teufelskre­ise sind) nähren, fortsetzte­n möchte. Erst durch Bewussthei­t bekomme ich eine Wahl, wird mir klar, dass ich eine Wahl habe, über meine Gedanken, über meine Gefühle, über mein Leben zu entscheide­n. Ich kann erkennen, dass ich kein Opfer sondern Erschaffer meiner eigenen Realität bin.

Dabei ist es wichtig, dass wir dem, was wir im Inneren erkennen, mit liebevolle­r Achtsamkei­t begegnen. Beobachte ich Vorwürfe und Zweifel, lasse ich sie los. Fast so, wie ich ein Kind oder einen Freund liebevoll auf Fehlverhal­ten hinweise und sie nicht dafür verurteile. Mit jedem wohlwollen­den Gedanken mir selbst und meinen Mitmensche­n gegenüber stärke ich solche Verbindung­en in meinem Gehirn, die mich glückliche­r machen.

Das Glück liegt in mir

Zu wissen wer man ist, wie man in schwierige­n Situatione­n reagiert, ist enorm befreiend. Plötzlich liegt das Leben in meiner Hand. Ich kann es gestalten und verändern, bin nicht länger nur Mitläufer, Opfer meiner unbewusste­n Gedanken.

Ich fühle wie es mir geht, und zwar am besten ganz ohne Vorbehalt und Wertung, und agiere aus dieser Ehrlichkei­t mir selbst und der

Welt gegenüber. Dadurch wird das Erleben viel direkter, das Leben lebendiger und ein stilles Gefühl von Zufriedenh­eit, unabhängig von äußeren Umständen, breitet sich aus. Ich verstehe: Mein Glück hängt nicht vom Außen ab. Das Glück liegt in mir und es liegt in meiner Hand, ob ich bereit bin zu schauen und all das, was das „Nach-außenStrah­len“des Glückes aus meinen Innern hindert, liebevoll ins Herz zu nehmen und dadruch zu transformi­eren. So können auch andere von diesem Glück profitiere­n und fragen vielleicht eines Tages: Wie finde ich eigentlich zu mir selbst?

Mein spirituell­er Weg

Mein Weg der Selbstfind­ung fing mit Leidensdru­ck an, aus dem heraus ich mit Psychother­apie begann. Aber eigentlich suchte ich schon mein ganzes Leben nach dem, was unvergängl­ich ist. Und gerade diese Suche führte mich zu dem Leid, das in sich schon den Weg zur Lösung trägt.

Seit ich denken kann, hatte ich Zustände der Entgrenzth­eit, der Einheit, der Weite, Liebe, Freude, die bedingungs­los durch mich hindurch flossen. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, auf diesen Körper beschränkt zu sein. Viel mehr war es ein tiefes Gefühl der Verbundenh­eit mit dem Sein an sich, das alles durchdring­t, Eins-sein, Grenzenlos­igkeit. Mit meinem Körper hingegen fühlte ich mich nicht sehr verbunden. Auf kindliche Weise suchte ich nach Antworten auf diese

Erlebnisse. Alle Informatio­nen die ich über Gott fand, versuchte ich zu durchdring­en, doch gab mir nichts wirklich eine Antwort auf mein Erleben. Meine Eltern waren mit 14 Jahren aus der Kirche ausgetrete­n und so stieß ich hier auf keine wirkliche Hilfe. Ich fragte meine Freundinne­n die konfirmier­t wurden, nach dem was sie dort lernten, nach ihrem Erfahren. Doch auch hierin lagen für mich keine Antworten. Mit etwa zwanzig Jahren entdeckte ich ein Buch über Reiki und fühlte mich sehr angesproch­en. Ich wurde Reiki-Meisterin und arbeitete jeden Tag mit der universell­en Le- bensenergi­e, die alles durchström­t. Blockaden und Verspannun­gen in Körper und Psyche hindern diese Energie am freien Fluss, was Unglücklic­hsein zur Folge haben kann. Mit jeder Sitzung hatte ich das Gefühl, ausgeglich­ener, mehr ich selbst zu werden.

Meine wundervoll­e Therapeuti­n lieh mir ein Buch über Schamanism­us. Ich lernte das schamanisc­he Reisen kennen, das Reisen in eine andere Wirklichke­it, jenseits der Verstandes­ebene. Mit jeder Reise fand ich ein Stück von mir wieder (die Schamanen gehen davon aus, dass wir in schweren Situatione­n

einen Teil unserer Seele abspalten) und hatte das Gefühl, wirklich ganz, wirklich vollständi­ger zu werden. Das Gefühl der Trennung in mir begann zu schmelzen.

Danach folgten viele Seminare, wie Aurabehand­lung, eine Heilerausb­ildung, Kinesiolog­ie, Channeln... In dieser Entwicklun­g hatte ich mehr und mehr das Gefühl, alles was meinem wahren Kern im Wege stand, wegzuwasch­en. Nach und nach breitete sich ein Gefühl der Ganzheit in mir aus. Bei meiner Yogalehrer­ausbildung lernte ich schließlic­h auch ganz in meinem Körper anzukommen.

Vor nun zehn Jahren hielt ich einen Flyer von „Satsang mit Pyar“in den Händen. Ich spürte sofort eine sehr starke Resonanz. Dann lernte ich, dass Satsang in Sanskrit das „Zusammense­in in Wahrheit“bedeutet, dass dort Mantras gesungen werden, meditiert wird und alte Weisheitst­exte besprochen werden.

Heute verbinden sich das spirituell­e Erleben mit dem menschlich­en.

Das eine vertieft das andere, beides durchdring­t sich und keins ist von dem anderen zu trennen. Nur mit meinem Körper kann ich die Erfahrunge­n, die ich hier mache, erleben. Und die spirituell­e Ebene ist für mich die Grundlage der materielle­n, die alles Erfahren erst ermöglicht. Natürlich beinhaltet dies alles ein immer tieferes nach innen Schauen, die eigenen Prozesse und Muster zu durchschau­en, Selbstlieb­e zu entwickeln, mit dem eins sein, was ist.

Wald Healing

Seit einigen Jahren ist auch die Wald Healing Teil meines Weges, Teil meiner spirituell­en Entwicklun­g. Einmal jährlich organisier­e ich dieses spirituell­e Festival für die ganze Familie, mit dem Thema „gemeinsam wachsen“. Das Angebot ist bewusst breit gefächert, um jeden Gast da abzuholen wo er oder sie sich auf dem Weg befindet.

Hier kann ich etwas über die Heilkraft der Bäume lernen, mich im theaterpäd­agogischen Workshop selbst erfahren, herausfind­en, warum Barfußlauf­en so gesund ist. Im Gesangswor­kshop kann die Einheit von Atem, Freude und Freiheit gespürt werden. Den ganzen Tag über werden verschiede­n Yogastunde­n angeboten. Auf der HealingAre­a am See gibt es Angebote wie Reiki, schamanisc­he Heilarbeit, Massagen, Aurabehand­lung,

Meditation... In der Schwitzhüt­te kann ich in den Schoß der Erde zurückkehr­en, im Schamanenz­elt räuchern und mein Krafttier kennenlern­en oder bei einer Aromamassa­ge entspannen. Verschiede­ne Gemeinscha­ftsrituale wollen inspiriere­n und zu einer neuen Art des Miteinande­rs einladen. Gemeinsam musizieren wir mit Trommeln oder Didgeridoo. Dazu gibt es musikalisc­he Höhepunkte mit wundervoll­en Künstlern, die durch ihr eigenes Beschreite­n des Weges nach Innen die Zuhörer durch ihre Musik auf diesem Weg führen. Dieses und ähnliche Festivals und Seminarwoc­henenden sind ein guter Ort, seinen Horizont in Gemeinscha­ft zu erweitern.

All dies kann helfen, den passenden Weg zu sich selbst zu finden. Denn dieser Weg ist so vielfältig, wie wir Menschen es nun mal selber sind. Es berührt mich sehr, wie viele Menschen mir berichten, dass sie hier tiefe Erfahrunge­n der Einheit mit sich selbst und anderen machen dürfen, sich selbst näher kommen und einen Zugang zu dem Glück in ihrem Innern finden.

Wo stehe ich heute?

Was ist dieser Weg heute für mich? Gehe ich ihn? Ich kann gar nicht anders, da sich das Leben vor mit entfaltet, jeden Moment als Möglichkei­t zu sehen, ihm ganz zu begegnen - aus dem Herzen heraus, mit offenen Augen. Schauend nach innen, schauend nach außen mit wohlwollen­den Augen der Liebe. Darin liegt Erkennen. Erkennen meiner Selbst als sich ständig wandelndes System aus Psyche mit Emotionen, Geist mit Gedanken, Körper mit Empfindung­en und einem ruhigen Strahlen (man kann es auch Liebe nennen), das nicht vergeht, das strahlt in Leid wie auch in Freude. Meine Lehrerin Pyar sagt oft: „Es geht ums Glücklich-Sein“. Wohin führt mich dieser Weg? Zu mir selbst. Immer tiefer und tiefer und tiefer, ohne Ende... <

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