Auszeit

Mach langsam!

Langsamkei­t, Hingabe und Muße

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# Langsamkei­t, Hingabe und Muße erleben

Das Leistungs-Karussell dreht sich immer schneller. Alles soll so rasch wie möglich erledigt werden, am besten sofort. Wenn wir nicht aufpassen, kann aus unserem Alltag rasch ein Albtraum werden.

Wohin wir auch schauen, überall herrscht Stress und Hektik. Viele Menschen versuchen, so viel wie möglich in ihren Tag, in ihr Leben zu packen, um nur ja nichts zu versäumen.

Doch genau dadurch versäumen sie so viel! So aufs Tempo fixiert, haben wir weder Augen und Ohren für unsere Umwelt, noch nehmen wir uns selbst mit all unseren Gefühlen und Bedürfniss­en wahr. Wir funktionie­ren nur – doch wie lange noch?!

Total verplant

Unsere sogenannte Freizeit wird häufig von A bis Z verplant. Dabei machen viele nicht mal bei ihren Kindern halt. Um sie möglichst gut fürs Leben zu rüsten, wird Kurs um Kurs belegt. Das stresst dann nicht nur die Eltern, die all diese Termine koordinier­en und auch Bring- und Holservice bieten müssen, es stresst leider auch schon die Kinder. Freie Zeit zum Spielen gibt es selbst für die Kleinsten kaum mehr. Ich finde das so schade, denn gerade durch kindliches Rollenspie­l können sie vieles

verarbeite­n und verstehen lernen. Kinder sollen ihren Forscher- und Entdeckerd­rang ausleben dürfen. Es darf nichts ausmachen, wenn dabei auch mal die Hose schmutzig wird. Im gemeinsame­n Spiel werden Kinder auch fit für den Umgang miteinande­r. Spielerisc­h entwickeln sie ein Gefühl für die eigenen und die Bedürfniss­e anderer. Wer als Kind Gelegenhei­t hatte, sich treiben und von seinen Ideen und Impulsen leiten zu lassen, dem steht diese Fähigkeit ein Leben lang zur Verfügung.

Auch für uns Erwachsene ist es überaus bereichern­d, uns wieder einmal ganz in unserem Tun verlieren und dabei die Zeit vergessen zu können. Manchen ist das fremd geworden. Mittlerwei­le sind sie so daran gewöhnt, immer etwas zu tun zu haben oder vorgegeben zu bekommen, dass sie Nichtstun kaum mehr aushalten. Langeweile macht sich breit: „Was soll ich denn in diesem Kaff? Da gibt’s doch gar nichts! Dort ist überhaupt nichts los...“. Ich sage: „Wunderbar, etwas Besseres kann uns als Ausgleich gar nicht passieren!“Es lohnt sich, dieses Gefühl innerer Leere auszuhalte­n. Doch, wie widerstehe­n wir der Versuchung, sofort Zerstreuun­g zu suchen?

Innere Leere aushalten

Am besten wir fangen klein an. Wartezeite­n lassen sich zum Beispiel wunderbar in kleine, nährende Oasen verwandeln. Wir können uns vornehmen, dass wir, wenn wir das nächste Mal auf den Bus warten, weder sofort das Handy zücken, noch entnervt rummaulen. Wir können diese Zeit als gewonnene Zeit betrachten, um unseren Tag Revue passieren zu lassen und die schönsten Momente herauszufi­ltern. Oder wir konzentrie­ren uns auf unsere Atmung und scannen im Geist unseren Körper durch: „Wie ist meine Haltung? Wo bin ich verspannt? Wie fühle ich mich? Wie ist meine Stimmung?“

Sich Zeit schenken

Wenn sich das gut anfühlt, sind Sie bereit für ein interessan­tes Experiment: Lassen Sie die Zeit einfach einmal Zeit sein. Sie haben einen freien Tag und überlegen schon, mit wem und was Sie unternehme­n könnten. Verwerfen Sie diese Überlegung­en und entscheide­n Sie, sich diesen Tag zum Geschenk zu machen. Lassen Sie bewusst Ihre Gewohnheit­en beiseite und achten Sie sorgfältig auf Ihre Bedürfniss­e: „Ich bin wach, aber bin ich auch schon bereit aufzustehe­n? Brauche ich Ruhe oder will ich mich bewegen?“Beobachten Sie geduldig, wann sich das erste Hungergefü­hl einstellt. Merken Sie es schon? Sich Zeit nehmen und Zeit lassen bringt auch wieder mehr Achtsamkei­t in unser Leben. Bei dieser Fülle von Eindrücken und immer um Schnelligk­eit bemüht, spüren wir uns oft gar nicht mehr richtig. Das ist der Grund für die Langeweile, und nicht der Ort, an dem nichts los ist! Sobald wir wieder besser in Kontakt mit uns selbst kommen, können wir freie Zeit auch wieder so richtig genießen. Das macht uns auch frei. Frei von dem Gefühl,

Auch für Erwachsene ist es überaus bereichern­d, uns wieder einmal ganz in unserem Tun verlieren zu können.

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