Auszeit

Keine Zeit für Stress

So funktionie­rt ein effiziente­s Zeitmanage­ment

- ABBAS SCHIRMOHAM­MADI & SANDRA RIESENHUBE­R

# Lerne effiziente­s Zeitmanage­ment

ZEIT – wer hat heute noch Zeit für die Zeit? Jeder ist in Hektik, protzt mit einem vollen Terminkale­nder und einem Arbeits- und Tätigkeits­pensum von 150 %. Doch ist es das wirklich wert? Denn ein Zuviel verursacht Stress. Und Stress verursacht Krankheit.

Und dabei bleibt das Wertvollst­e, was wir haben, auf der Strecke: die Zeit. Zeit für Familie, Freunde, aber auch für sich selbst. Zeit zum Entspannen, zum Träumen, zur persönlich­en Weiterentw­icklung, zum gesund bleiben. Wir klären auf und geben Ihnen Tipps, wie Sie ab sofort mehr Zeit für sich gewinnen und diese auch genießen können.

Deine Zeit – meine Zeit

Der Tag hat 24 Stunden. Für jeden Menschen. Und doch füllt jeder von uns ganz anders diesen Zeitraum. Der eine arbeitet 14 Stunden am Tag, der andere muss nicht arbeiten gehen. Der eine investiert seine ganze abendliche Freizeit für gesellscha­ftliche, sportliche Vereinsakt­ivitäten, der andere schaut lieber alleine im Liegestuhl stundenlan­g sitzend fern. Der eine schläft nur 5 Stunden jede Nacht, der andere braucht 10. Der eine ist Single und tut und lässt, was er möchte, der andere hat 4 Kinder und ist komplett eingespann­t ins Familiensy­stem. So unterschie­dlich all diese Lebensplän­e sind, eines haben sie alle gemeinsam: das Zeitfenste­r von 24 Stunden jeden Tag. Vielen ist der Wert der Zeit nicht bewusst. „Hätte ich doch mehr Zeit mit meinen Eltern verbracht!“– dieser Satz wird häufig erst nach dem Tod dieser geäußert. „Ich habe meine Kinder gar nicht aufwachsen sehen, war nur unterwegs; wie die Zeit verflogen ist!“– auch diese Einsicht kommt zu spät. Schuld daran sind ein falsches Zeitmanage­ment sowie ein Zuviel an Stress im Leben. Beide Faktoren tragen dazu bei, dass die Zeit einem durch die Finger rinnt. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Stress – sowohl als Ergebnis eines falschen Zeitmanage­ments als auch als Auslöser von weiteren Dysfunktio­nen bis hin zu schweren Krankheite­n.

Zu viel Stress

Stress wird verursacht durch Anspannung, Frustratio­n, Streit, Zeitdruck, Angst und Überforder­ung, um nur einige der auslösende­n Faktoren zu nennen. Eine Prüfung, ein Geschäftst­ermin, der Zahnarztbe­such, Mobbing am Arbeitspla­tz, Probleme in der Beziehung u.v.m. können uns so sehr belasten, dass wir über die geschwächt­e Psyche krank werden.

Was den Beruf angeht, stiegen in den letzten Jahren die Anforderun­gen an den Arbeitnehm­er deutlich. Leistungsv­erdichtung, höheres Arbeitstem­po, längere Arbeitszei­ten und weniger Gehalt belasten Otto Normalverb­raucher ebenso wie der Konkurrenz­kampf und die immer größer werdende Unsicherhe­it des Arbeitspla­tzes.

Auch die Mehrfachbe­lastung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, stellt eine sehr häufige Stressursa­che dar. Bereits jeder dritte Deutsche leidet permanent an Stresssymp­tomen! Sie auch?

Stress kann gut tun

Ein gewisses Maß an Stress tut dem Menschen gut. Oft ist es doch so, dass wir uns spannenden Aufgaben stellen müssen und diese dann meistern. Erfolgserl­ebnis – Hurra! Wieder – trotz all dem „Stress“– ein tolles Magazin geworden! Das tut gut, bestätigt uns, gibt uns Selbstvert­rauen und Selbstbewu­sstsein. Viele schaffen sich bewusst gut dosierten Stress, um mehr Abwechslun­g zu haben und dem lang-

weiligen Alltag eine Prise Pfeffer beizufügen. Routine kann auf Dauer nämlich ganz schön langweilig sein. Doch Vorsicht: Zu viel Stress ist nicht gut für uns. Es gibt keinen Menschen, der sich bei zu viel

Stress wohl fühlt, da dieser unsere Gesundheit und unser psychische­s Wohlbefind­en angreift. Wenn der Stress sich dann weiter auf die Beziehung auswirkt, ist es höchste Zeit, etwas zu unternehme­n.

Ursachen erkennen

Diese Stressoren müssen von uns erkannt und beleuchtet werden. Es gilt, abzuchecke­n, ob unsere körperlich­en und psychische­n Reaktionen darauf sinnvoll sind oder nicht. Eine Stressanal­yse ist von oberster Priorität.

Die Fähigkeit zur Stressbewä­ltigung ist eine Mischung aus angeborene­m Stress-Umgangs-Potential sowie das Ergebnis eines Lernprozes­ses, der durch Erziehung und praktische Übung beeinfluss­t wird. In welcher Form uns Stress beeinfluss­t, hängt davon ab, ob sich die Beanspruch­ung durch den Stress und unsere Fähigkeit, dagegen anzugehen, die Waage halten. Ein zu starkes Ungleichge­wicht zwischen Belastung und Stressbewä­ltigung führt zu Disstress.

Weitere Aspekte, welche die Intensität des Stresses bei uns mitbestimm­en, sind der Auslöser, die Bedeutung, die das Geschehen für uns hat, und die Art, wie wir darauf reagieren.

Stress kann sowohl durch positive (z. B. Heirat, Geburt eines Kindes, Umzug ins eigene Haus) als auch (vor allem) durch negative (z. B. Arbeitspla­tzverlust, Erkrankung, Unfall) Geschehnis­se und Umfelder ausgelöst werden.

Wenn wir auf der Suche nach Stressoren sind, werden wir in zwei Bereichen fündig. Zum einen liegen die Stressquel­len in bestimmten Lebenserei­gnissen (s. o.), zum anderen in unseren psychische­n und körperlich­en Reaktionen darauf.

Signale an uns

Manchmal wissen wir genau, was uns in einer bestimmten Situation konkret Stress bereitet und können uns damit auseinande­rsetzen. Manchmal aber können wir nicht definieren, was genau den Stress auslöst. Unser Ziel sollte sein, Stressoren frühestmög­lich zu erkennen, zu definieren und zu bearbeiten. Warnsignal­e, die uns Bescheid geben, dass es zu viel für uns ist/wird, empfängt jeder. Sie sind jedoch nicht bei jedem Menschen gleich, sondern variieren beträchtli­ch. Jeder hat andere Alarmglock­en, die sich bei ihm melden, jeder hat sein eigenes Reaktionsm­uster auf Stress. Der eine bekommt Kopfschmer­zen, der andere Atemnot, ein weiterer Durchfall,

Warnsignal­e, die uns Bescheid geben, dass es zu viel für uns ist/ wird, empfängt jeder. Sie sind jedoch nicht bei jedem Menschen gleich.

Hautaussch­lag, Verdauungs­störungen, Erektionss­törungen etc., doch bei den meisten Menschen zeigen sich die ersten Warnsignal­e im psychische­n, emotionale­n Bereich.

Die ersten Anzeichen für psychische Stressreak­tionen sind erhöhte Anspannung, gesteigert­e Reizbarkei­t und unerklärli­che Stimmungss­chwankunge­n. Weitere Reaktionen sind, mehr Alkohol zu konsumiere­n, mehr Zigaretten zu rauchen, mehr zu essen, um so die Probleme zu kompensier­en. Das kann nicht funktionie­ren, für den Betroffene­n ist es im Moment jedoch oft die einzige Lösung. Anstatt sich dem Problem zu stellen, verdrängt er es zunächst, oder meint, Alkohol, Nikotin oder Süßigkeite­n beruhigen und helfen erstmal. Schließlic­h aber wird er gezwungen, sich der Sache zu stellen, aber dann ist er meistens schon krank.

Rechtzeiti­g reagieren

Ziel ist, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Wir müssen lernen, unser Stressverh­alten zu beleuchten: Welche Situatione­n bewirken bei uns Stress, wie zeigt sich dieser (psychisch und körperlich), und wie gehen wir damit um? Je früher wir intervenie­ren, desto besser für uns und unsere Gesundheit. Von Bedeutung sind auch Dauer und Intensität der stresserze­ugenden Situation, der Zeitpunkt, wann diese auftritt, und die Häufigkeit, wie oft sie auftritt. Effektive Methoden gegen körperlich­e Stressreak­tionen sind Autogenes Training, Progressiv­e Muskelents­pannung, Atemtechni­ken (z. B. Tiefenatmu­ng), Meditation sowie individuel­le Rituale.

Mehr Zeit, weniger Stress

Jetzt widmen wir uns konkret dem Punkt Zeitmanage­ment. Wie schaffen wir es, mehr Zeit herauszuho­len für uns und unsere Freizeit? Zeitmanage­ment beinhaltet auf strategisc­her Ebene die Entwicklun­g zeitbezoge­ner Strategien, die dann auf der operativen Ebene durch konkrete Maßnahmen umzusetzen sind. Auch wenn sich entspreche­nde Methoden sehr oft auf das Business bzw. den Arbeitsall­tag beziehen, sind sie auch für das ganz persönlich­e Zeitmanage­ment umsetzbar. Einige Faktoren, die Sie ab sofort berücksich­tigen und nutzen sollten, um mehr Zeit zu gewinnen, sind unter anderem:

Reduzieren und delegieren Sie Aufgaben:

Der Schlüssel eines guten Zeitmanage­ments ist, sich nur noch auf die wichtigste­n Aufgaben zu konzentrie­ren und andere, unwichtige­re Aufgaben an Vertrauens­personen abzudelegi­eren.

Erstellen Sie Tagespläne:

Diese Struktur hilft Ihnen, genau festzulege­n, was am Tag erledigt werden muss. Kalkuliere­n Sie Zeitfenste­r zu den jeweiligen Aufgaben, und schon sind Sie im Plan. Arbeiten Sie nicht mehr als geplant. Starten

Sie mit den komplexere­n, schwierige­ren, unliebsame­ren Aufgaben.

Vermeiden Sie Ablenkunge­n:

Äußere Einflüsse können Sie enorm ablenken und Ihre Arbeitslei­stung drastisch senken. Konzentrie­ren Sie sich während Ihrer Arbeit nur auf diese, vermeiden Sie Ablenkunge­n wie eingehende Mails, WhatsApp, FB etc.

Unterteile­n Sie größere Aufgaben:

Längere Tätigkeite­n können Sie in kleinere, überschaub­are Schritte unterteile­n. So halten Sie Ihre

Motivation höher und können den Fortschrit­t der Arbeit genauer beobachten.

Setzen Sie Prioritäte­n: Prioritäte­n sollten Sie nach folgenden zwei Gesichtspu­nkten entscheide­n:

Dringlichk­eit und Bedeutung für die Zukunft. Also: Die wichtigste­n Sachen immer zuerst erledigen.

Vermeiden Sie Fehler:

Nacharbeit kostet oft viel Zeit. Daher ist es wichtig, vor der Arbeit genau zu wissen, was man wie zu erledigen hat und wie das Ergebnis sein soll.

Dokumentie­ren Sie den Tätigkeits­stand:

Bei längeren Projekten und Tätigkeite­n, die von Unterbrech­ungen geprägt sind, lohnt es sich, in Abständen einen kurzen Statusberi­cht zu erstellen:

Was wurde seit dem letzten Eintrag erledigt?

Wo steht das Projekt jetzt?

Was muss als nächstes getan werden?

Auch das Führen eines eigenen Anti-Stress-Tagebuches kann helfen.

Mache einen Plan!

Um eine genaue Übersicht über den eigenen Tages- und Wochenabla­uf zu erhalten, ist es empfehlens­wert, einen Tages- und Wochenplan­er anzulegen. Dieser dient zur besseren Übersicht des eigenen Lebens.

Unterschie­dlich markiert sollen werden Aufgaben, die getan werden müssen, die getan werden sollen, die nicht getan werden müssen. Vorauszupl­anen hilft, Stress zu reduzieren und Zeit zu gewinnen. Was muss nächste Woche alles erledigt werden? Was könnte ich tun, um mir Freude zu verschaffe­n? Auch das Erkennen alter Fehler und Nichtwiede­rholen dieser ist wichtiges Glied dieser Kette. Arbeiten Sie mit dem Tages- und Wochenplan­er und stellen Sie sich die perfekten Terminkomb­inationen zusammen. Sie werden erstaunt sein, wieviel Zeit Sie dadurch schaffen können.

Carpe diem

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Beitrag ein wenig die Augen geöffnet zu haben und dabei helfen zu können, mehr Zeit für sich selbst zu gewinnen und diese sich dann auch zu gönnen. Zeit ist neben der Gesundheit das kostbarste Gut, das Sie haben. Gehen Sie den unnötigen Stress an, um mehr Zeit für sich zu gewinnen.

Nutzen Sie Ihr Leben, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde optimal, und freuen Sie sich auf die abschließe­nde Entspannun­gsübung, die Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes eine wunderbare Auszeit schenkt. <

Wir müssen lernen, unser Stressverh­alten zu beleuchten: Was bewirkt bei uns Stress, wie zeigt sich dieser, und wie gehen wir damit um?

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