Auszeit

Keine Zeit?

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# Dann nimm sie dir! Die Zeit gehört dir

Wieder einer dieser Tage. Einer dieser Tage, die einfach voll sind; voll mit Verpfl ichtungen und to do’s, die man im Alltag eben so bewältigen muss. Abends falle ich müde ins Bett und in meinem Kopf türmen sich die nächsten Aufgaben auf, die morgen auf mich warten.

In meinem Kopf formen sich Worte: „Eigentlich wollte ich doch noch…“Aber dieser Gedanke erstickt im Keim, denn ich weiß, dass für die Dinge, die ich eigentlich noch tun möchte, momentan keine Zeit bleibt. Momentan, versteht sich. Denn es kommen sicher auch mal wieder andere Zeiten. Zeiten, in denen etwas freie Zeit am Ende des Tages übrig bleibt, um die Dinge zu tun, die für mich wichtig sind. Mal wieder eine Freundin besuchen, die mich durch ihren sagenhafte­n Humor immer total fröhlich stimmt. Mal wieder mit der Familie ein Wochenende verreisen und an nichts anderes denken müssen. Mal wieder ein gutes Buch lesen und in einer Fantasiewe­lt versinken, die mich beflügelt. Mal wieder ins Beauty-Studio fahren und mich dort eine Stunde verwöhnen lassen. Oder einfach mal wieder Zeit mit „nichts tun“verbringen, weil ich weiß, dass meine innere Welt da wunderbar zur Ruhe kommt und ich mich anschlie-

ßend richtig erholt fühle. Herrlich. Ja, das wäre es jetzt. Einfach mal Zeit für mich. Aber die sitzt momentan einfach nicht drin. Es gibt zu viel zu tun. Im Moment.

Irgendwann ...

Und während ich davon träume, dass eines Tages mehr Zeit für mich zur Verfügung steht – mehr Zeit für meine Träume, Sehnsüchte und Wünsche, mehr Zeit für all die auf Eis gelegten Abenteuer, die auf mich warten, um mich mit dem Gefühl der Lebendigke­it und Lebensfreu­de aufzuladen – ist da dieser plötzliche Gedanke in meinem Kopf, der mich erstarren lässt. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen und ich fühle mich so fürchterli­ch dumm und naiv. Habe ich wirklich geglaubt, dass eines Tages mehr Zeit zur Verfügung steht? Wann soll dieses „eines Tages“überhaupt sein? In 5 Jahren? Wenn ich in Rente gehe? Oder wenn ich mit 80 Jahren in meinem Schaukelst­uhl sitze?

Habe ich wirklich geglaubt, dass mein chronische­r Zeitmangel nur eine vorübergeh­ende Erscheinun­g ist? Und was ist eine „vorübergeh­ende Erscheinun­g“überhaupt? Wenn ich mal einen Blick in meine Vergangenh­eit werfe, stelle ich nämlich erschütter­t fest, dass ich all die schönen, erfüllende­n, freudvolle­n, wundersame­n und abenteuerl­ichen Dinge schon seit vielen Jahre immer auf später verschiebe. Wann ist später? Und, Hand aufs Herz, werde ich dieses SPÄTER überhaupt erleben?

Halleluja, dieser Gedanke trifft mehr als schmerzvol­l mitten in mein Herz. Und plötzlich erinnere ich mich an unzählige Erzählunge­n aus meiner Umfeld, wo Menschen einen heftigen Schicksals­schlag erlitten haben und anschließe­nd im Rollstuhl sitzen, kurz vor der Rente verstorben sind, nach dem Aufopfern für den Chef einen Herzinfark­t erlitten haben oder urplötzlic­h die Diagnose „Krebs“bekommen haben und nach 3 Monaten nicht mehr da waren. Haben diese Menschen auch alles auf „später“verschoben? Haben sie auch gedacht „Es werden Zeiten kommen, wo mir am Ende des Tages Zeit übrig bleibt, um die Dinge zu tun, nach denen mein Herz ruft“? Also, das wäre mehr als tragisch, oder?

Die Zeit ist da!

Irgendwie bin ich fassungslo­s. Bin ich auch gerade dabei, diesen einen großen Lebensfehl­er zu begehen? Bin ich auch bereits dabei, all das, wonach mein Herz sich sehnt, auf später zu verschiebe­n? Bin auch ich in dem Irrglauben gefangen, dass es JETZT nicht genug Zeit für mich gibt, um meinen Sehnsüchte­n zu folgen? Und, wenn dieser Tag

Habe ich wirklich geglaubt, dass eines Tages mehr Zeit zur Verfügung steht? Wann soll dieses „eines Tages“überhaupt sein?

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