Methoden der Schreibtherapie
Beim expressiven Schreiben werden impulsiv und spontan alle Gedanken notiert. Die Ergebnisse sind oft erstaunlich ehrlich. Das angeleitete Schreiben fördert unsere Kreativität, unsere Wahrnehmung und die Konzentration. Schreibspiele wirken motivierend, auflockernd und befreiend. Während der Achtsamkeitsübungen wird das Hier und Jetzt aktiv erlebt und es wird dem Augenblick nachgespürt. Märchendeutungen erklären die Herkunft und die Bedeutung der Märchen. Wir erfahren: Es ist möglich, unser Leben in ein Märchen umzuschreiben. In der Bibliotherapie wird durch personliche literarische Vorlieben und Einflüsse an den eigenen Lebensproblemen gearbeitet. Die Imagination ermöglicht uns, einen persönlichen Ort des Wohlbefindens, der Ruhe und der Sicherheit zu schaffen.
ich mit der Zeit völlig vergessen. Meist schlief ich abends 20 Uhr erschöpft vor dem Fernseher ein.
Ich war in eine Zeitfresserspirale geraten. Eigentlich hatte ich alle
Zeit der Welt und doch blieb kein Augenblick für mich. Mit 42 Jahren erlitt ich einen kompletten Zusammenbruch und war zur Ruhe verurteilt. In dieser Zeit lernte ich durch eine gute Ärztin die schreibtherapeutischen Möglichkeiten kennen. Ich beschloss, mich näher über diese Möglichkeit der Achtsamkeit gegenüber der eigenen Seele und Psyche durch das Aufschreiben schöner Momente zu informieren. Noch innerhalb meiner ärztlich verordneten Zwangspause besorgte ich mir alle Bücher von Silke Heimes, einer anerkannten Fachfrau im Bereich der Poesietherapie und der Schreibtherapie. Besonders spannend fand ich auch Lutz von Werders „Einführung in das kreative Schreiben.“Fasziniert lernte ich nach und nach alle Methoden der Schreibtherapie. Begeistert versuchte ich mich im expressiven Schreiben, probierte mich an hunderten Schreibspielen, deutete Märchen, suchte mir Anleitungen für gezieltes Schreiben heraus und beschäftigte mich intensiv mit der Bibliotherapie. Besonders die Möglichkeiten der Imagination und die Achtsamkeitsübungen faszinierten mich.
Das Gute finden
Durch das Schreiben in den schönen Momenten des Lebens verweilen, das klang gut. Ich lernte durch imaginäre Schreibübungen, selbst schlimme Situationen in ertragbare Momente umzuschreiben und erkannte, dass auch dunkle Tage schöne Momente bieten. Das therapeutische Schreiben bietet mir
Freiräume und Möglichkeiten, meine Seele zum Sprechen zu bringen und schöne Akzente in meinem Inneren zu verankern. Ich schreibe nicht oder nur selten für andere.
Die meisten meiner Texte entstehen für mich. Darum ist es auch nicht schlimm, dass ich nicht die besten Formulierungen kenne und meine Rechtschreibung eher einer Fehlerschreibung ähnelt. Ich kann meine intimsten Gedanken und Gefühle oder Erregungen niederschreiben und sie für mich reflektieren, ohne dass ein anderer je davon erfährt.
Ich kann meine Psyche auf Papier entrümpeln, ich kann sogar schreiend schreiben, indem ich knallige Farben wähle oder überdeutlich groß schreibe. Durch systematisches Schreiben kann ich an meinen Texten erkennen, ob es mir wirklich gut geht oder ob ich wieder in der Spirale der Zeitfresser gefangen bin. Mithilfe imaginärer Schreibübungen schaffe ich mir Orte der Ruhe und Entspannung, die nur ich kenne, an denen nur ich sein kann. Ich kann mir Wohlfühlorte oder Rückzugsorte erschaffen, an denen meine Seele sich erholen kann.
Entdeckungsreise
Durch das Schreiben schenke ich mir und meinen Wünschen mehr Achtsamkeit. Meine Seele und meine Psyche werden durchs Schreiben entlastet und mit schönen Eindrücken und Augenblicken belebt. Ich habe durch das Schreiben gelernt, wieder alle Sinne zu nutzen und jeden einzelnen Sinn in besonderen Momenten einzusetzen. Beim Schreiben kann ich meine Gedanken und Gefühle klären und sortieren. Es ist wie eine Entdeckungsreise in mein eigenes Inneres. Meine Probleme und Erfahrungen, meine Erlebnisse, Sehnsüchte, Hoffnungen oder auch meine Beschwerden bringe ich zu Papier und kann für mich selber meine Emotionen klären, mir meine persönliche Entlastung schaffen. Erlebnisse, Sorgen oder Ängste, die für mich nicht veränderbar sind, kann ich kreativ umschreiben, dadurch fassbarer für andere machen und so geeignete Hilfe bekommen.
Die Poesietherapie hat meine kreativen Fähigkeiten gesteigert, Probleme gehe ich jetzt oft anders an und bin in der Lösung erfolgreicher. Meine Persönlichkeit hat sich weiterentwickelt, mein Selbstwert und die Achtsamkeit zu mir selber sind gestiegen. Durch das Schreiben habe ich gelernt, den Augenblick zu achten und mich nicht durch alle Zeiten hetzen zu lassen. Wir alle haben nur ein Leben und dieses sollten wir bewusst leben. Jeden einzelnen Augenblick sollten wir bewusst genießen. Die Zeit vergeht nicht schneller, nur weil wir stehen bleiben, um an einer Duftrose zu schnuppern oder dem lieblichen Gesang eines Waldvogels zu lauschen. Es ist der Augenblick im Schreiben, der mir achtsame Zeit schenkt.
Neue Lebenszeit
Der Tee war kalt geworden und das Papier war weiß geblieben. Mein Freund hatte keinen Augenblick Zeit gehabt, all die Dinge, die ihm durch den Kopf gingen, zu notieren. Viel zu spannend fand er, was ich sagte. Als er ging, hatte er eine Tasche voller Bücher von mir dabei. Silke Heimes und die Schreibtherapie würden ihm die nächsten Abende Zeit nehmen. Aber er würde bald merken, dass jede Minute, die er achtsam lebte, ihm kostbare Minuten Lebenszeit schenkt. Und dieses achtsame Erleben, dieses im Augenblick verweilen und genießen, das würde er durch die Poesietherapie lernen. <
Mit wenigen Worten kann man vieles in Sekundenschnelle weitergeben. Schöne Augenblicke bewusst festhalten, das tun nur wenige.