Zeitlos faszinierend
Interview mit einem Turmuhrspezialisten
Herr Neureiter, wie haben Sie den Weg zu alten Turmuhren gefunden?
Als Ministrant in der Wallfahrtskirche Maria Dürrnberg (Hallein) bin ich immer wieder auf den Turm gestiegen, wo die alte Uhr vor sich hingetickt hat. Als sie an den Alteisenhändler verkauft werden sollte, habe ich dem Pfarrer die zu dem Zeitpunkt bereits zerlegte Uhr abgekauft und daheim wieder aufgebaut. Sie war für mich der Anlass, mich intensiv mit Turmuhren zu beschäftigen und sie möglichst an ihren Originalstandorten zu bewahren. Mit der von mir ins Leben gerufenen Turmuhrdatenbank sollen Turmuhren nicht nur erfasst und dokumentiert, sondern auch als Kulturgut geschützt werden.
Was ist an alten Turmuhren schützenswert?
Eisen war über Jahrhunderte hinweg sehr teuer, was dazu führte, dass Uhren früher nicht gegen neue ersetzt, sondern durch Umbauten modernisiert oder erweitert wurden. Manche Werke wurden bis zu fünfmal umgebaut. Alleine den technischen Fortschritt zu beobachten, ist äußerst interessant.
Wie viele alten Uhrwerke gibt es noch im Alpenraum?
Im Bereich Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich haben wir eine besondere Dichte an Turmuhrwerken. In Nordeuropa, aber auch in Spanien und Polen, sind mir nur wenige bekannt.
Welches ist das älteste Ihnen bekannte Uhrwerk?
Die älteste mir bekannte und betriebsfähige Turmuhr ist jene in Axams bei Innsbruck. In Museen kann man auch noch ältere Uhren aus dem 15. Jahrhundert finden, die aber nicht mehr betriebsfähig sind.