058 | Geishas
# ...und ihr geheimnisvolles Lächeln
Farbenfrohe, traditionelle Gewänder, ein weiß geschminktes Gesicht, das Haar zu kunstvollen Knoten frisiert und meist ein geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen – der Anblick einer Geisha fasziniert uns unweigerlich, ist doch ihr ganzes Erscheinungsbild, ihre ganze Art zu leben für uns so fremd und voller Rätsel. Kein Wunder also, dass diese anmutigen Exoten aus dem fernen Japan unsere Phantasie so sehr beflügeln. Was eine Geisha eigentlich macht? So genau wissen wir das gar nicht. Schnell fällt dann der Begriff einer Edelkurtisane, die ihren männlichen Kunden gegen viel Geld gefällig ist. Ein Ressentiment, das diesen geheimnisvollen Damen seit Jahrzehnten anhaftet, scheinbar ohne Chance, sich jemals davon zu befreien. Dabei hat das Leben einer Geisha nichts mit erotischen Diensten für ihre Kunden zu tun – auch wenn ihre Wurzeln durchaus in anrüchiger Erde zu finden sind.
Emanzipiert
Der Beruf der Geisha entstand
Mitte des 18. Jahrhunderts in den Rotlichtbezirken vieler japanischer Städte. Entgegen der Vorstellung, dass sie dort der käuflichen Liebe frönten, hatten die Damen – ganz zu beginn waren es sogar Männer, die als Geishas tätig waren – aber einen ganz anderen Job: Sie waren zur Unterhaltung der männlichen Gäste da, die noch warten mussten, bis sich eine der Kurtisane ihrer annehmen konnten. Anregende Gespräche, Lieder oder auch kleine Kunststückchen – eine Geisha sollte für Kurzweil sorgen und den Freiern so die Zeit vertreiben. Mehr nicht.
Doch nicht jede Geisha nahm dieses Gebot so genau, und da die Kurtisanen ohnehin die mögliche Konkurrenz fürchteten, wurde auf ihr Betreiben hin bereits wenige Jahre nach der Etablierung des Geisha-Berufs ein Gesetz erlassen, das es den Geishas unter Androhung von Strafen verbot, sich in das Gewerbe mit der körperlichen Liebe einzumischen. Es erfolgte eine klare Trennung.
Für die Zunft der Unterhalterinnen war das Gesetz ein echter Glücksgriff, denn mit ihm ging eine gesellschaftliche Aufwertung des Berufs einher. Ihr Ansehen stieg deutlich. Denn seither wurden sie als das gesehen, was sie ihrem Namen nach tatsächlich waren: gei steht für Kunst oder Künste, sha für Person. Geishas sind demnach Personen, die in den Künsten bewandert sind. Und die beherrschen sie in Perfektion.
Hartes Training
Wer eine Geisha werden will, muss sich bewusst sein, dass der Weg dahin nicht einfach wird. Die Ausbil- dung ist hart und dauert viele Jahre. Es braucht daher viel Durchhaltevermögen und Willenskraft, sich den strengen, althergebrachten Regeln zu unterwerfen, die die Ausbildung zur Geisha und das Leben als solche mit sich bringen. Begannen die Mädchen früher traditionell im Alter von 6 Jahren, 6 Monaten und 6 Tagen, steigen die jungen Damen heute deutlich später in die Ausbildung ein. In Tokyo beispielsweise mit 18 Jahren, im Kyoter Stadtteil Gion, dem wohl bekanntesten und
" Geishas sind ein Stück lebendige Geschichte in einem Land, das für den technischen For tschritt unserer Zeit steht. “