Ohne Lebkuchen...
# ... ohne mich
Knusper, knusper knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen – schon Hänsel und Gretel konnten dem süß-würzigen Duft des Hexenhäuschens nicht widerstehen, das im gleichnamigen Märchen aus Lebkuchen, Zuckerguss und anderen Leckereien bestand. Mir geht es da nicht anders, auch wenn ich nicht tagelang durch einen dunklen Wald geirrt bin und dann die Schikanen einer alten Hexe fürchten muss. Doch auch ich freue mich jedes Jahr auf den Moment, an dem mich endlich wieder Lebkuchen in all ihrer Farb- und Formenvielfalt anlachen. Sie sind für mich so untrennbar mit der Winter-Weihnachtszeit verbunden wie „Last Christmas“, Räucherkerzen oder auch die fast schon legendäre Werbung mit dem rot-weißen Weihnachtstruck, die jedes Jahr wieder über die Bildschirme flimmert und mir unweigerlich ein zufriedenes „Hach“entlockt. Weihnachten steht vor der Tür.
Und damit auch die Zeit, in der es endlich wieder Lebkuchen gibt. Ganz richtig ist das freilich nicht, denn zu kaufen bekommt man die Winterleckerei ja schon seit Monaten: Kaum ist die Hochsaison für sommerliche Picknicks vorbei, zieht Weihnachten in die Läden ein – und das geschieht gefühlt jedes Jahr noch zwei Wochen eher als ohnehin schon. So tummeln sich dann Ende August bei 35°C die ersten Lebkuchen im Regal.
Das gewisse Etwas
So sehr ich sie auch liebe – solang es draußen noch so heiß ist, komm nicht einmal ich in Versuchung, den ersten Biss zu wagen. Und das will etwas heißen, denn ich kann es eigentlich jedes Jahr kaum erwaten, dass endlich wieder Lebkuchenzeit ist. Doch das geht eben nur dann, wenn auch die Stimmung stimmt. Das ist es eigentlich auch, was die kleinen Küchlein mit der zuckersüßen Hülle so besonders macht: Lebkuchen sind keine Leckerei für jeden Moment. Sie sind nicht wie Gummibärchen oder ein Stück Schokolade, die rund ums Jahr einfach zu jeder Gelegenheit passen. Lebkuchen sind da spezieller. Sie schmecken erst dann richtig gut, wenn es draußen kalt ist, wenn man bereit ist, sich auf die Mischung aus Zucker und all der kräftigen Gewürze einzulassen, die einem im Sommer einfach nur viel zu mächtig wäre. Gepaart mit einer schönen Tasse Tee oder Kaffee – eine Kombination, an der es nichts mehr zu perfektionieren gibt.
Seit Mitte November stehen sie nun auch wieder in meinem Regal: bunte Sterne mit Zuckerguss, schokoladige Brezeln, fruchtige Herzen und freudig strahlende Männchen. Sie versüßen mir seither zuverlässig den Tag, bringen ein Gefühl der Behaglichkeit ins Haus, wenn es draußen so kalt ist, dass das Wasser zu Eis gefriert und überall weißer Rauch aus den Essen aufsteigt, ein Zeugnis dessen, dass man es sich Zuhause gemütlich macht. Und wenn dann auch noch der Schnee einsetzt und dicke weiße Flocken am Fenster vorbeiwirbeln... was kann es da Schöneres geben?
Nichts. <