Fröhlich fasten
Es wird gefastet! Zu ganz verschiedenen Zeiten, auf ganz verschiedene Art und Weise, mit immer größerer Beteiligung. Susanne Fröhlich beschreibt in „Fröhlich fasten“jetzt ihren ganz eigenen Fastenweg. Wir haben für Sie ins Buch geschaut.
# Macht Verzicht wirklich glücklicher?
Bei mir wurde vor ein paar Jahren Rheuma diagnostiziert. Rheuma ist ein Oberbegriff für eine Krankheit mit sehr vielen unterschiedlichen gemeinen Spielarten. Bei mir hat sich das Rheuma auf Schultern und Hüften kapriziert.
Ich will nicht jammern, es hätte mich mit Sicherheit schlimmer treffen können. Sehr viel schlimmer. Aber es ist nichtsdestotrotz schmerzhaft und ausgesprochen lästig.Habe ich Schulterprobleme, kann ich mein Yoga nicht machen, sind die Hüften dran, ist Joggen unmöglich. Auf beides kann man natürlich verzichten – es gibt ein Leben ohne. Das wäre nicht das Problem. Allerdings schränken mich die Schmerzen auch im Alltag ein. Das Gehen schmerzt immer häufiger. Eben mal etwas greifen oder hochheben auch. Ich bewege mich nicht mehr spontan, weil ich Angst habe, dass mein Körper mit Schmerzen reagiert. Je mehr man sich einschränkt – bewusst und vor allem unbewusst –, umso unbeweglicher wird man.
Ein Teufelskreis
Cortison hat mir geholfen. Aber – wie Guido Maria Kretschmer, der Shopping-Queen-Moderator sagen würde – es hat ansonsten nichts für mich getan. Ich hatte ein ziemlich aufgedunsenes Gesicht und ständig Hunger. Mein Kühlschrank war mein neuer bester Freund.
Ich bin manchmal nachts aufgewacht und wie ferngesteuert zum beleuchteten Hort der Lebensmittel getapert. Das ist, habe ich beschlossen, keinesfalls ein Dauerzustand. Vor allem weil ich im Laufe der
Zeit gut zwölf Kilo zugenommen habe. Schuld war sicherlich nicht allein das Cortison, sondern auch der Frust, keinen Sport treiben zu können, und der Trost in Form von Essen. Viel Essen.
Ich werde fasten
Die Idee, gegen mein Rheuma anzufasten, war eine Art Zufallsfund. Ich hatte eine Dokumentation auf Arte gesehen, eine Fastendokumentation, und war absolut fasziniert. Sollte einfaches Nichtessen der Schlüssel gegen mein Rheuma sein? Tatsächlich ein funktionierender Ersatz für Cortison? Kann Nichtessen tatsächlich Heilen? Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen, aber die Doku und die anschließende Recherche zum Thema haben mich neugierig gemacht. Es klang verrückt und gleichzeitig so simpel. Warum nicht mal etwas versuchen? Vielleicht hilft es ja tatsächlich?
Und was kann schon passieren?
Wer nicht wagt, kann auch nicht gewinnen! Kostengünstig ist es allemal. Im schlimmsten Fall hilft es nicht und der ganze Verzicht war für die Katz.
Man kann nach F. X. Mayr fasten, eine Schrothkur machen, Basenfasten oder klassisches Wasserfasten. Für mich erscheint mir nach ausgiebiger Internetrecherche und der Lektüre diverser Bücher das Buchinger-Heilfasten am sinnvollsten. Keine feste Nahrung – das ist ja letztlich auch die Definition vom Fasten –, sondern nur ein wenig Gemüsebrühe und ein bisschen Saft wegen der Nährstoffe und Mineralien. Die Vitamine und Nährstoffe sind auch der Grund, dass ich mich für diese Variante entscheide. Die Methode ist benannt nach ihrem
Entdecker Dr. Otto Buchinger, der selbst unter sehr heftigem Rheuma gelitten hat und sagt, er sei durchs Fasten geheilt worden. Sicher wäre eine andere Variante, etwa das intermittierende Fasten, einfacher. Aber ich will dem Rheuma an den Kragen – und Experten glauben, da sei „richtiges“Fasten wirksamer.
Jetzt geht’s los
Die Entscheidung steht, die Methode ist gewählt, jetzt muss ich nur noch anfangen. Wie immer bei solchen Beschlüssen erscheint es schwer, einen geeigneten Zeitpunkt zu finden. Immer stehen große Geburtstage an, Grillfeste, Partys, Hochzeiten oder andere Festivitäten wie Weihnachten, Silvester, Ostern und Co. Den perfekten Moment gibt es nicht. Sollte man eher im Sommer fasten, wenn es heiß ist und man sowieso weniger Hunger hat? Oder ist der Jahreswechsel ein guter Zeitpunkt – der Moment nach der Weihnachtsvöllerei, wenn man eh im Rausch der guten Vorsätze schwelgt? Ist das Frühjahr eventuell geeigneter, weil man weiß, dass die Bikinisaison ansteht? Oder ist es eigentlich vollkommen egal, weil immer irgendwas im Wege steht? Es ist ein bisschen wie die Frage nach dem perfekten Moment zum Kinderkriegen: Es gibt ihn einfach nicht. Jeder Moment kann falsch und perfekt sein und es gibt gegen jeden Zeitpunkt jede Menge Einsprüche.
„Nächste Woche“, sage ich mir. „Ich fange nächste Woche an.“Genehmige mir selbst noch eine klitzekleine Gnadenfrist. Eine letzte Woche Essen. Zeit für die Vorbereitung. Mental und praktisch. Also: Los geht’s. Ich wäre dann mal so weit. <