"Das Schicksal ereilt uns oft auf den Wegen, die man eingeschlagen hat, um ihm zu entgehen.“
Es ist eine uralte Frage, ob unser Leben vorherbestimmt ist oder wir in all unseren wichtigen Entscheidungen frei sind. Es gibt wunderbare Mythen, die diese ganz spezielle und doch so grundsätzliche Abhängigkeit des Menschen mit oft sehr ähnlichen Bildern beschreiben: die fadenspinnenden Moiren der Griechen, die Parzen der Römer, oder auch die teppichwebenden Nornen aus der nordischen Mythologie. Es gibt den Begriff des Karmas, auch wenn Buddhisten und Hindus ihn ganz unterschiedlich handhaben. Wir reden von Erbsünde, vom Universum, von den Sternen – von Vielem, in dem unser Weg vorherbestimmt ist.
Was genau für jeden von uns die Gedankenwelt ist, in der er sich wiedererkennt und in der er seinen Weg sucht und findet, das mag ganz unterschiedlich sein. Bis hin dazu, dass viele ganz ohne Mythos und Religion diese Prägungen vor allem in unseren Genen, dem Einfluss der Eltern, der Kultur, dem Milieu und anderen ganz handfesten Dingen sehen.
Wie frei sind wir also in unseren Entscheidungen über die Richtung, in die sich unser Leben gestalten soll und wird? Der ewige Diskurs kann nun nicht mit ein
paar Sätzen in einem Zeitschriften-Editorial beendet werden. Aber ich denke, wir sind frei genug, Vieles selbst in die Hand zu nehmen, neue Wege zu gehen, uns und unseren Weg immer wieder neu zu hinterfragen.
Und weil das so ist, ist es wichtig, darüber nachzudenken, wie wir eigentlich ganz persönlich unsere Entscheidungen treffen. Kopf oder Bauch? Lieber zu früh oder ständig vor uns hergeschoben? In kleinen vorsichtigen Schritten oder gern auch radikal – alles oder nichts? Treffen wir sie lieber einsam oder beziehen wir möglichst viele der Menschen um uns herum in diese Entscheidung ein? Und wie sehr machen wir uns klar, dass unsere Entscheidungen in ihrer Konsequenz ja meist nicht nur uns selbst sondern auch andere Menschen betreffen? Wo setzen wir die hier die Prioritäten – wie sehr dürfen und wollen wir hier vor allem für uns entscheiden? Und umgekehrt – wie sehr lassen wir zu, dass andere auch über uns entscheiden, dass ihre Entscheidungen uns ganz wesentlich mit betreffen? Auf all diese Fragen gibt es nicht immer eindeutige oder endgültige Antworten. Aber es hilft, sie sich immer mal wieder zu stellen und herauszufinden, an welcher Stelle wir klarer werden müssen und wo die Gründe dafür liegen, dass uns die eine oder andere Entscheidung immer wieder schwer fällt. Dabei sollten wir es nicht beim Nachdenken belassen – jede Antwort kann und wird uns helfen, besser entscheiden zu können, stärker dem zu vertrauen, was wir für die „richtige“Entscheidung halten. Und dabei muss es ja gar nicht um das ganz große und bedeutungsschwangere „Ja, ich will!“gehen, machmal ist schon ein kleines, aber deutliches „Nein“ein guter Anfang. <
Herzlichst, Uwe Funk, Chefredakteur