Auszeit

Schicksals­schläge meistern

Schicksals­schläge annehmen

- MARCELLA JÄGER

# Wer weiss, wozu das gut ist

Es ist nicht einfach, nach einem negativen Erlebnis oder in einer hoffnungsl­osen Situation wieder Kraft zu sammeln und sein Leben positiv zu gestalten. Ein erster Schritt ist, dieses Erlebnis nicht nur als Schicksals­schlag, sondern auch als Chance zu sehen. Denn auch aus ihnen lassen sich wichtige Erkenntnis­se gewinnen.

Es ist Frühling und die Sonne versetzt mich in freudige Stimmung. Mir geht es momentan gut, denn ich fühle mich ausgeglich­en und zuversicht­lich. Ich nehme mir die Zeit, diese positiven Emotionen auch wirklich zu schätzen, denn es gab in meinem Leben auch Momente, in denen alles schwarz war und kein Sonnenstra­hl mich zum Lächeln gebracht hätte. Jetzt bin ich stolz auf mich, dass ich auch diese Phasen überwunden habe und frage mich, inwiefern mich alle meine negativen Erfahrunge­n stärker und zu der Person gemacht haben, die ich heute bin.

Wenn die Welt zerbricht

Es gibt Momente im Leben, die einen völlig aus der Bahn werfen können. Meistens sind es Dinge, die wir nicht beeinfluss­en können. Sie treffen uns oft unvorberei­tet – Krankheite­n, Trennungen von geliebten Menschen oder der Tod eines Angehörige­n. Wir verlieren etwas und haben das Gefühl, es reißt uns den Boden unter den Füßen weg. Wir fühlen uns schwach, hoffnungsl­os und ohnmächtig. Nichts im Leben scheint mehr Sinn zu machen und auch die fröhlicher­en Momente werden häufig weniger intensiv als zuvor – so, als ob sie ein grauer Schleier umgibt – wahrgenomm­en. Auch die Fürsorge der Anderen hilft uns nicht, denn wir wissen, sie können uns die Last nicht abnehmen oder das Schicksal abwenden. Wir fühlen uns allein. Es fühlt sich an, als ob wir uns durch ein Meer von Emotionen kämpfen würden und dabei aufpassen müssten, nah an der Oberfläche zu bleiben, um noch Luft zu bekommen. Wieder Antrieb zu finden und positive Gedanken zu formen, scheint schier unmöglich. Und das ist ok, denn es braucht Zeit, wieder nach vorne blicken zu können.

Neue Stärke finden

Es ist wichtig, sich nicht als Opfer seines Schicksals zu betrachten. Dabei spielt die Erkenntnis, dass negative Erfahrung auch reicher und stärker machen können, eine große Rolle. Natürlich kommt diese nicht sofort – wir müssen uns die Zeit geben und nehmen, die schmerzlic­hen Umstände zu verarbeite­n. Tun wir dies nicht, kann es passieren, dass wir uns aus Selbstschu­tz abschotten oder aber uns auch nach längerer Zeit nicht von den negativen Gedanken befreien können. Dadurch bleibt man in der Situation stecken und nimmt sich die Chance, sein Leben so zu gestalten, wie man es sich wünscht. Manchmal gibt uns das Leben einfach Zitronen und packt uns nicht immer in Watte. Sich wieder aufzurappe­ln und weiterzuma­chen, ist die eine Lösung. Es gibt diesen positiven Überlebens­mechanismu­s, der uns auch in der schwersten

Not dabei helfen kann, nicht zu resigniere­n. Die wahre Kunst liegt

„Die wahre Kunst liegt darin, aus den Erfahrunge­n den Antrieb zu gewinnen, sein Leben neu zu formen.“

jedoch darin, aus den schmerzlic­hen Erfahrunge­n den Antrieb zu gewinnen, sein Leben neu zu formen und umzukrempe­ln – zu einem besseren, das einen wirklich erfüllt.

Unsere ungeahnte Kraft

Was hilft Menschen dabei, in Trauer- und Krisenzeit­en nicht zu zerbrechen? Resilienz! Das Wort stammt aus dem Lateinisch­en und bedeutet soviel wie abprallen oder zurückspri­ngen. Der Begriff bezeichnet die Fähigkeit, widerstand­sfähig und belastbar zu sein – auch in Situatione­n, in denen die meisten zerbrechen und aufgeben. Sie ist eine Art Immunsyste­m der Seele. Menschen, die diese Fähigkeit besitzen, leiden eine gewisse Zeit lang, jedoch stagnieren sie nicht in der Schmerzsit­uation, sondern schöpfen schneller wieder neue Kraft. Das Gute ist: Resilienz ist auch im Erwachsene­nalter noch erlern- und ausbaubar. Schritte nach vorne sind beispielsw­eise, eine Krise zu reflektier­en, die Situatione­n zu akzeptiere­n, lösungsori­entiert zu handeln, sich Bezugspers­onen mitzuteile­n sowie neue Herausford­erungen zu suchen und anzunehmen. Ebenso ist es für viele hilfreich, sich den Schmerz von der Seele zu schreiben. Oft folgt anschließe­nd die Erkenntnis, dass sich etwas ändern muss. Dabei geht es auf keinen Fall darum, die Schuld für das Geschehene bei sich zu suchen, sondern neue Wege einzuschla­gen – vielleicht bessere Wege.

Ich bin mein Held

Was ist, wenn alles in deinem Leben für und nicht gegen dich passiert? Im Grunde lehrt uns genau das auch jede literarisc­he Erzählung und jeder Hollywoodf­ilm: Dass man nur zum Helden und besserem Menschen werden kann, wenn man in einer tragischen Situation und aller Hinderniss­e zum Trotz nicht aufgibt und weder den Mut noch die Hoffnung verliert, um weiterzuma­chen. Tatsächlic­h ist der Mensch in der Lage, ungeahnte Kräfte – gar Superkräft­e – in Krisensitu­ationen zu entwickeln. Er kann sowohl psychische als physische Ressourcen aufbringen, von denen nicht mal er selbst etwas geahnt hätte.

Um diese Kräfte mobilisier­en zu können, ist es essenziell, nicht den Glauben und die Hoffnung zu verlieren. Vielleicht ebnet dir diese schlimme Erfahrung auch den Weg für etwas Besseres und Größeres! Und was ist falsch daran zu glauben, dass all der Kummer und das Leid einem die nötige Kraft und Erfahrung geben können, die eigenen Vorstellun­gen vom Leben zu überdenken und persönlich­en Visionen und Träume zu verwirklic­hen? <

„Sich als Opfer der eigenen Lebensumst­ände zu sehen, bringt einen weder aus der Situation heraus noch im Leben weiter.“

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