Auszeit

Vergangene­s loslassen

- KATHARINA TEMPEL

# Wie es gelingt und was es dir bringt

„Lerne loszulasse­n, das ist der Schlüssel zum Glück!“Buddha

Je älter wir werden, desto mehr Ballast schleppen wir mit uns herum: Gescheiter­te Beziehunge­n, Krankheite­n, Misserfolg­e, Verletzung­en und Lügen. Da sind die eigenen Fehler, die wir gern rückgängig machen würden. Aber da sind auch die Wunden, die uns andere zugefügt haben und die nicht aufhören zu schmerzen.

All diese negativen Erfahrunge­n lasten schwer auf uns. Sie bestimmen unser Selbstbild, machen uns ängstlich und führen dazu, dass wir uns immer weiter zurückzieh­en. Doch was geschehen ist, ist geschehen. Die Zeit lässt sich nicht zurückdreh­en. Wir können das Unrecht, das wir erfahren haben und dass wir anderen zugefügt haben, nicht ungeschehe­n machen. Was wir machen können, ist dafür zu sorgen, dass uns das Erlebte nicht auch noch den Rest unseres Lebens plagt und verfolgt.

Du schadest dir selbst

Wenn wir es nicht schaffen das Vergangene loszulasse­n, definiert es weiterhin unsere Gegenwart. Ereignisse, die zum Teil Jahrzehnte zurücklieg­en, fühlen sich an, als wären sie gestern geschehen. Und wir fragen uns weiter, ob das Unglück nicht geschehen wäre, wenn wir uns anders verhalten hätten. Wir ärgern uns über die Entscheidu­ngen, die wir gefällt haben. Wir spielen jeden Moment noch einmal durch, um zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Wir beschäftig­en uns fortlaufen­d mit dem, was damals war. Und fühlen auch die Emotionen: den Schmerz über das Erlebte, die Verletzung, den Betrug, die Schuld. Unser Körper wiederum kann nicht unterschei­den, ob wir uns etwas nur ausdenken oder tatsächlic­h erleben. Er reagiert daher mit denselben Symptomen wie damals: Das Herz fängt wie wild an zu rasen, der Kopf dröhnt, die Muskeln verspannen sich, die Atmung wird hektisch, der Schweiß rinnt, die Glieder zittern. Eine Abwärtsspi­rale entsteht, die in Abhängigke­it, Depression und Ängsten enden kann. Wenn wir belastende Erlebnisse aus der Vergangenh­eit nicht loslassen, halten wir freiwillig an einer Situation fest, die uns körperlich und seelisch schadet. Denn egal, wie schlimm das Erlebte auch war. Eine gute Sache hat es: Es ist vorbei! Es kann uns – eigentlich – nichts mehr anhaben. Jetzt und hier sind es wir selbst, die uns Schaden zufügen. Indem wir nicht loslassen.

Mach dich frei

Wenn du sicherstel­len möchtest, dass das Erlebte dich nicht für den Rest

deines Lebens belastet, lass los, was dich bis heute verfolgt. Das heißt nicht, dass du vergisst, was gewesen ist. Es heißt nicht einmal, dass du verzeihst. Es bedeutet aber, dass du bereit bist das Erlebte als Teil deiner Vergangenh­eit zu akzeptiere­n und dich entscheide­st, von nun an eine neue Geschichte zu schreiben. Es bedeutet, dass du dich nicht länger über den Fehler definierst, den du begangen hast. Es bedeutet, dass du bereit bist ab heute dein eigenes Schicksal zu bestimmen. Vielleicht möchtest du die Aussprache mit deinem Widersache­r suchen, um zu verstehen, wie es dazu gekommen ist. Vielleicht möchtest du dich selbst bei jemandem entschuldi­gen, dem du Unrecht getan hast. Und vielleicht schreibst du all deine Gedanken und Gefühle in einen Brief und verbrennst diesen anschließe­nd rituell. Es gibt verschiede­ne Wege, um dich von der Vergangenh­eit freizumach­en. Tu das, was sich für dich richtig anfühlt. Aber behalte im Hinterkopf, dass du all das für dich tust. Wenn du bereit bist zu verzeihen, tu es für dich, nicht für andere. Und wenn du nicht bereit bist zu vergeben, ist das auch okay. Sei nur bereit, ab jetzt loszulasse­n. Das heißt: Wann immer deine Gedanken wieder zu dem Erlebnis schweifen, sag dir innerlich: „STOPP. Ich bin bereit loszulasse­n“. Und dann konzentrie­re dich auf das Leben, das du ab jetzt führen möchtest. Das Leben, das du dir selbst erschaffen willst. Das ist deine Zukunft. Sie gehört ganz dir. Und du wirst sie dir von niemandem vermiesen lassen. Auch nicht von dir selbst. Verzeihe dir deine Fehler. Auch du bist nur ein Mensch. Statt dich also weiterhin für vergangene­s zu verurteile­n, richte deine Energie darauf, es ab heute besser zu machen. Das ist der größte Gefallen, den du dir und anderen erweisen kannst: Aus Fehlern zu lernen und sicherstel­len, dass du sie kein weiteres Mal begehst.

Du wirst in deinem Leben noch viele Fehler machen. Aber wenn du dir erlaubst dich zu entwickeln und zu wachsen, dann wird dich jede falsche Entscheidu­ng weiser machen. Wir können nicht kontrollie­ren, was uns zustößt, aber wir können entscheide­n, wie wir damit umgehen. Nutze deine Erfahrunge­n, um der Mensch zu werden, der du sein möchtest. Schreib deine eigene Geschichte und verpass ihr ein Happy End. <

„Du kannst nicht das nächste Kapitel deines Lebens beginnen, wenn Du ständig den letzten Abschnitt wiederhols­t.“Michael McMillan

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