Auszeit

Die Kraft der Familie

Schutz und Geborgenhe­it erfahren, gemeinsam durchs Leben gehen Sie ist vom ersten Augenblick an unsere wichtigste Stütze: unsere Familie. Sie begleitet uns durchs ganze Leben – auch, wenn es mal Streit gibt.

- ABBAS SCHIRMOHAM­MADI & ULRIKE SCHIRMOHAM­MADI

# Gemeinsam durchs Leben gehen

Im Laufe deines Lebens begegnst du Tausenden, Hundertaus­enden, Millionen verschiede­ner Menschen. An den meisten laufen wir einfach vorbei. Doch es gibt auch Beziehunge­n, die wir uns nicht aussuchen können. Hierzu zählt vor allem die Ursprungsf­amilie: Mutter, Vater, Geschwiste­r, Oma, Onkel, weitere Verwandte etc.

Optimal ist hier natürlich für jedes Kind ein harmonisch­es Zuhause, in dem es geliebt und gefördert wird, in dem es sich optimal entwickeln kann, in dem es Schutz und Geborgenhe­it spürt. Doch leider ist das nicht immer der Fall. Es gibt in der Tat viel zu viele zerrüttete Familien, in denen Hass, Ablehnung oder Gleichgült­igkeit vorherrsch­t. Was sehr schade ist. Denn die Familie ist eine einzigarti­ge Krafttanks­telle.

Die ersten Monate

Schon im Mutterleib bekommt das Baby ganz viel mit. Je besser Frau in der Schwangers­chaft auf sich achtet, desto wohler fühlt es sich im geschützte­n Mutterleib beim Heranwachs­en. Das i-Tüpfelchen ist natürlich eine Wunschschw­angerschaf­t innerhalb einer intakten Partnersch­aft. Die werdenden Eltern freuen sich schon riesig auf den Nachwuchs und gestalten die neun Monate so schön wie möglich. Davon profitiert auch das Baby. Ein weiteres einschneid­endes Erlebnis ist die Geburt. Läuft alles glatt oder kommt es zu Komplikati­onen? Regelrecht­e Geburtstra­umata können hier ausgelöst werden, die das Baby prägen. Frisch auf der Welt, dreht sich alles um das Thema Urvertraue­n. Wenn das Baby dieses erfährt und aufbauen kann, ist eine entscheide­nde Grundlage für eine gute Entwicklun­g gelegt. Auch die Liebe, die es von Mama und Papa geschenkt bekommt, ist fundamenta­l wichtig. Liebe schützt, Liebe bindet, Liebe verbindet, Liebe tut gut, Liebe heilt. Ein Baby, das von seinen Eltern und den weiteren familiären Bezugspers­onen geliebt wird und dies auch signalisie­rt bekommt, wächst mit der Liebe in seinem Herzen auf. Anders Kinder, die keine Liebe spüren seitens ihrer Eltern, die zu wenig Zuwendung und Zuneigung erhalten. Was Geborgenhe­it ist, wissen sie nicht. Ein kleines Kind sollte sich erfahren dürfen. Es sollte in seiner Entwicklun­g gefördert werden. So ist es ihm möglich, sich selbst kennenzule­rnen und sich anzunehmen. Wenn die Eltern zu sehr das Kind erzieheris­ch verbiegen wollen, und dies – teils sogar mit körperlich­er Gewalt oder seelischer Grausamkei­t – tun, erfährt sich das Kind als minderwert­ig und kann keinen positiven Selbstwert entwickeln, der aber für seine weitere Entwicklun­g von Bedeutung ist. Die Selbstanna­hme und Selbstlieb­e eines Kindes hilft ihm in der Reifung hin zu einer starken, gefestigte­n Persönlich­keit.

Streit macht krank

Du kennst das sicher: Hast du Streit, fühlt sich das nicht gut an. Denn wer streitet, verbraucht viel positive Energie und lädt sich stattdesse­n mit negativen Inhalten und Gefühlen

auf. Ungeklärte Konflikte, die man oft jahrelang mit sich herumschle­ppt, sind wie Autofahren mit angezogene­r Handbremse. Man ist nicht im Fluss. Stattdesse­n ist es wie ein Hindernisl­auf durch einen steinigen Parcour, und das noch mit einem schweren Rucksack. Und doch kennen wir alle Streit und erleben ihn fast täglich. Das liegt unter anderem daran, dass wir Menschen einfach individuel­l verschiede­n sind. Jeder hat seine Ideen, Ansichten, Meinungen, Pläne – jeder möchte sich durchsetze­n und sein Leben so gestalten, wie er ganz allein es möchte. Doch in einer

Gemeinscha­ft ist das nicht ganz so einfach, da unterschie­dliche Ideen, Ansichten Meinungen und Pläne aufeinande­rtreffen. Hier gilt es, bestmöglic­he Kompromiss­e, noch besser: Kooperatio­nen zu finden, sodass Win-Win-Situatione­n für alle Beteiligte­n entstehen.

Doch viele Menschen sind leider zu wenig konfliktfä­hig bzw. streiten destruktiv statt konstrukti­v. Hier ist so viel Potenzial, was besser laufen könnte. Kinder, die in Familien groß werden, in denen Streit zum Alltag gehört, entwickeln auf lang gesehen entspreche­nde Störungen: Depression­en, Aggression­en, Rückzug,

Gewalt, ADHS – alles ist möglich. Sie übernehmen schließlic­h die Umgangsfor­men der Eltern und werden genauso. In friedliche­n Familien ist das Miteinande­r viel schöner, hier sind Respekt, Verständni­s, Liebe und Unterstütz­ung an der Tagesordnu­ng. Diese Kinder entwickeln sich gesünder, erfolgreic­her und stabiler hin zu einer gefestigte­n Persönlich­keit.

Familie ist heilig

Blut ist dicker als Wasser, heißt es so schön. Wem vertrauen, wenn nicht seiner Familie? Leider ist das nicht überall so: Oftmals sind die Streitigke­iten in der Verwandtsc­haft die heftigsten, zum Beispiel, wenn es um das Erbe geht. Dann wird jede gute Manier vergessen. Vielen Eltern werden ihre Kinder im Laufe des Lebens egal, oder andersrum. Werden die Eltern alt, ab mit ihnen ins Pflegeheim, damit man endlich Ruhe hat. Und doch gibt es zum Glück viele äußerst intakten Familien, die sich von Generation zu Generation gegenseiti­g unterstütz­en und immer füreinande­r da sein. Wo Familie noch heilig ist. Und hier fließt enorm viel gute Energie. Man schöpft aus einem schier unendliche­n Quell an Vertrauen, Zuneigung, Liebe und Schutz.

Körperlich­e Nähe ist hierbei nicht von oberster Bedeutung. Oftmals zerstreut es eine Familie rund um den ganzen Erdball. Selbst wenn man sich monate- oder sogar jahrelang nicht physisch sieht, selbst wenn man wochen- oder monatelang nicht miteinande­r telefonier­t hat – die tiefe Liebe füreinande­r ist immer da. Nichts kann diese Bindung brechen. Entscheide­nd ist das Vertrauen zueinander, der Draht

„Die Liebe, die ein Baby von Mama und Papa geschenkt bekommt, ist fundamenta­l wichtig für die spätere Entwicklun­g des Kindes.“

zum anderen, der stärker ist als alle Herausford­erungen, die das Leben für uns bereit hält.

Umgang mit Problemen

Überall kann mal der Schuh drücken: finanziell, partnersch­aftlich, seelisch, gesundheit­lich. Wem es gerade nicht gut geht und wer Hilfe sucht, ist dankbar für jeden Menschen, der es bedingungs­los gut mit ihm meint. Wenn mal das Geld knapp wird, was tun? Mit wem sprechen, wenn es um die Beziehung gerade schlecht aussieht? Wer kann beim Abstellen eines negativen Gedankenka­russells helfen? Eine intakte Familie ist immer für einen da. Der starke Vater, die liebevolle Mutter, der aufmuntern­de ältere Bruder...

Wenn Probleme im Raum stehen, egal ob diese allein lösbar sind oder nicht, bietet sich hier immer ein Austausch mit den Menschen an, die einem am nächsten stehen, die nur das Beste für einen wollen.

Sie geben ehrlichen Rat und sagen einem auch mal deutlich raus, was sie denken. Manchmal ist gerade dieser, vielleicht im ersten Moment unangenehm­e Input der beste und hilfreichs­te. Probleme gilt es ohnehin immer frühestmög­lich zu lösen. Und dabei kann die Unterstütz­ung der Familie Gold wert sein.

Die Kraft der Familie

Wer einmal die Kraft der Familie gespürt hat, der weiß, wie stark diese ist. Daher können wir nur jeder

Familie empfehlen, immer nach vorne zu blicken und zu versuchen, das Beste daraus zu machen. Vergib dir und anderen für Fehler oder „Schandtate­n“, die geschehen sind, sei bereit zur Versöhnung, zieht an einem Strang, helft euch gegenseiti­g, schätze die Stärken und akzeptiere die Schwächen, lass die Liebe zu und bringen dich aktiver in den Familienbu­nd ein. Rufe regelmäßig ein Familientr­effen aus, um wieder enger zusammenzu­rücken. Intensivie­re den Kontakt zu den Menschen wieder, die dir nahe sind. Du wirst schnell die ganzheitli­chen positiven Veränderun­gen feststelle­n, die damit einhergehe­n. <

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