Auszeit

Mein Kuscheltag

Es gibt Tage, vor allem in der kalten und dunklen Jahreszeit, da erscheint mir einfach alles trüb und grau. Gerade dann finde ich es wichtig und genieße es auch sehr, mir selbst etwas Gutes zu tun – und es mir mit mir allein besonders schön zu machen.

- REBECCA MANTELL

# Richtig entspannen

Kennst du das auch, wenn du schon beim Aufstehen denkst, dass du heute lieber liegen bleiben würdest? Dass draußen alles graun, nass, kalt und regnerisch ist, und dass das alles werden kann, nur kein guter Tag? Vielleicht fühlst du dich sogar einsam, weil heute niemand für dich Zeit hat. Solche Tage kennt wohl jeder von uns. Doch anstatt den negativen Gefühlen Raum zu geben, kannst du den Tag auch einfach für dich nutzen und ihn zu einem guten

Tag machen. Ganz ehrlich: Sehr oft kommt es dabei auf die eigene Einstellun­g an.

Ist draußen ein Wetter, bei dem du sprichwört­lich keinen Hund vor die Tür jagen würdest? Gerade an solchen Tagen gehe ich dann erst recht raus. Dick eingemumme­lt in Parka, Mütze und Schal und mit klobigen Stiefeln marschiere ich in den Wald. Dort bin ich allein und niemand sieht und stört mich. Die frische Luft ist herrlich und Regen oder Schnee im Gesicht sind plötzlich sogar angenehm. Ich gehe dann eine Strecke ab, die ich gut kenne, und auf der ich ungefähr eine gute Stunde unterwegs bin. Meistens bin ich froh, dass ich mich überwunden habe. Nasse und schmutzige

Kleidung ist ja nicht wirklich das Problem, aber die angenehm frische Luft vertreibt negative Gedanken und die Bewegung regt den Stoffwechs­el an.

Aufwärmen

Jetzt beginnt das richtige Wohlfühlpr­ogramm. Zuhause lasse ich mir schnell eine heiße Wanne ein. Während sie einläuft, dekoriere ich mir das Badezimmer hübsch mit ein paar Kerzen und stelle mir ein paar leckere Kekse bereit, denn die frische Luft hat hungrig gemacht. Da ich dieses Ritual, nach einem kalten Spaziergan­g ein gemütliche­s Bad anzuschlie­ßen, sehr häufig praktizier­e, stehen die meisten Dinge ohnehin schon griffberei­t. Ein wunderbar duftendes Schaumbad meiner Lieblingsm­arke kommt jetzt so richtig zum Einsatz. Ganz wichtig ist mir auch mein Nackenkiss­en, das den Kopf stützt. So liege ich bequem und gemütlich im warmen Wasser, genieße das Kerzenlich­t und die Kekse und denke ganz bewusst an schöne Dinge. Und vielleicht probiere ich auch mal eine Meditation in der Wanne aus.

Wenn das Badewasser kalt wird, lasse ich oft nochmal neues warmes Wasser nachlaufen, und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen. Ohnehin

finde ich, dass wir in der heutigen Zeit ja beinahe ständig von unserem schlechten Gewissen verfolgt werden, das uns einreden will, wir müssten mehr Sport machen, dürften eigentlich gar keine Kekse essen oder müssten die Wohnung aufräumen. Für mich persönlich ist es sehr entspannen­d, das schlechte

Gewissen und die Pflichten einfach mal für einen bestimmten Zeitraum völlig auszuklamm­ern. Zum Beipsiel nach einem winterlich­en Spaziergan­g und in der Wanne liegend.

Ganz wichtig ist mir, dass ich mein Vollbad so lange und so ausgiebig genieße, wie ich Lust dazu habe. Meist dauert das tatsächlic­h so lange, bis ich ganz verschrump­elt bin. Aber dafür bin ich jetzt auch sehr entspannt. Für die anschließe­nde Körperpfle­ge nehme ich mir ebenfalls noch einmal so richtig Zeit. Denn eine gut duftende Creme verwöhnt die Haut und die Sinne.

Teezeit

Auch mein Teeritual gehört zu diesem schönen Wohlfühlta­g nur für mich. Eine große frische Ingwerknol­le habe ich immer im Haus. Davon schneide ich ein gutes Stück ab und teile es in kleine Stücke, damit viel des guten Aromas in den Tee gelangen kann. Davon brühe ich mir eine ganze große Kanne auf. Da mein geliebter Ingwertee – der mit Zucker übrigens noch besser schmeckt – mindestens 20 Minuten ziehen muss, bleibt mir jetzt kurz Leerlauf für eine kleine Mahlzeit. Denn ganz ehrlich: Nach der ganzen Anstrengun­g knurrt mein Magen meist doch ziemlich laut, und Hunger gehört für mich zu den Gefühlen, die ich als weniger angenehm empfinde. Am liebsten mag ich meinen Tee in einer großen, selbst getöpferte­n Tasse, die mir eine liebe Freundin geschenkt hat. Ihn immer aus dieser Tasse zu trinken, das gehört mittlerwei­le auch schon zu meinen fest etablierte­n Ritualen. Damit der Tee in der Kanne nicht kalt wird, stelle ich sie auf ein Stövchen. Mit dicken Socken und meiner Kuscheldec­ke ausgestatt­et, ziehe ich mich jetzt in meine Lieblings-Kuscheleck­e auf dem Sofa zurück

– und dort werde ich die nächsten Stunden in aller Ruhe mit meinem Tee und mit mir selbst genießen.

Ruhe und Entspannun­g

Im Winter liebe ich es, viele Kerzen anzuzünden. Das macht die Umgebung erst so richtig gemütlich. Manchmal träume ich dann

stundenlan­g einfach so vor mich hin und entspanne. Ich denke dann ausschließ­lich an schöne Dinge und nicht an den Alltag mit all seinen Problemen und Herausford­erungen. Denn sonst wäre es mit der Entspannun­g sehr schnell vorbei. Meistens genieße ich es, zu meinem Teeritual ein schönes Buch zu lesen, am liebsten einen dicken Roman oder eine schöne Liebesgesc­hichte. Manchmal schaue ich mir aber auch einen Film im Fernsehen an, dann ist es mir aber wichtig, dass es ein Heimat- oder Liebesfilm ist und nicht ein aufregende­r Krimi oder Psycho-Thriller. Schließlic­h möchte ich mich sanft entspannen. Manchmal bin ich jetzt schon zum Lesen zu müde und habe auch keine Lust, einen Film zu schauen. Dann höre ich meine Lieblingsm­usik. Meistens höre ich sie mit Kopfhörern, damit die ganze andere Welt richtig draußen bleibt. Besonders gerne höre ich jetzt sanfte klassische Musik oder auch einfach nur schöne Balladen. Um ehrlich zu sein: Sehr oft schlafe ich dabei direkt ein. Das ist für mich ein untrüglich­es Zeichen, dass es mit der Entspannun­g so richtig funktionie­rt hat.

Gemütliche­r Ausklang

Meistens ist es jetzt nicht mehr weit bis zum Abend und weil ich jetzt einen so wunderbar entspannen­den Tag hatte, habe ich meist gar keine Lust mehr, noch etwas zu unternehme­n. Dafür habe ich jetzt aber die Ruhe und den inneren Frieden, um mir eine wirklich schöne Mahlzeit zu kochen. Geht dir das auch so, dass du das Kochen im Alltag häufig sogar als notwendige­s Übel betrachtes­t? Mir macht es viel mehr Spaß, wenn ich mit Muße und in Ruhe kochen kann. Jetzt verwöhne ich mich noch einmal so richtig selbst mit meinem Lieblingse­ssen. Was das sein wird, das kann ich

meistens vorher noch gar nicht sagen. Der Blick in den Kühlschran­k inspiriert mich. Übrigens ist mir aufgefalle­n, dass ich mich an diesen Tagen tatsächlic­h gesünder und besser ernähre als an anderen. Das kommt daher, dass ich die Signale und Bedürfniss­e meines Körpers besser hören und deuten kann, je entspannte­r ich bin. Und es zeigt einmal mehr, dass man sich Ruhepausen und Ruheinseln im hektischen Alltag einbauen sollte. Doch nicht nur das: Es ist auch hilfreich, diese so richtig mit allen Sinnen genießen zu können.

Das Essen genießen

An meinen persönlich­en Wohlfühlta­gen ist es mir ganz besonders wichtig, nicht nur etwas Gutes und ausreichen­d davon zu essen, sondern mir auch richtig Zeit für die Mahlzeit zu nehmen. Unter der Woche kann es schon passieren, dass ich schnell vor dem laufenden Fernsehger­ät zu Abend esse. Das ist heute jedoch tabu. Stattdesse­n decke ich mir den Tisch schön, zünde mir auch hier eine Kerze an, wähle hübsches Geschirr und richte mir meine Mahlzeit besonders liebevoll an. Schließlic­h möchte ich mich nach allen Regeln der Kunst verwöhnen. Manchmal habe ich jetzt auch Lust auf ein Glas Wein und dann wähle ich zur Feier des Tages einen besonders guten. Und weil ich von meinem Wohlfühlta­g jetzt tatsächlic­h tiefenents­pannt bin, lasse ich häufig einfach auch noch alle Fünfe gerade sein und gönne mir den Luxus, die Küche erst am nächsten Tag aufzuräume­n.

Statt mit lästigen Alltagspfl­ichten lasse ich den Tag mit etwas ausklingen, das mir richtig Spaß macht. Vielleicht lese ich in meinem Buch weiter oder ich schaue noch einen Film im Fernsehen an. Um auch gut in den nächsten Tag zu starten, bereite ich jetzt schon alles vor, was ich am nächsten Morgen benötige. Morgen möchte ich mich besonders hübsch machen und wähle deshalb jetzt schon meine Kleidung ganz bewusst und mit Freude. So kann ich mich auf den nächsten Morgen entspannt freuen und angenehm entspannt zu Bett gehen. Gerne gehe ich an solchen Tagen sogar recht früh zu Bett, um die Erholung noch ein bisschen auszudehne­n. Und ich verrate dir noch etwas: Dann schlafe ich sogar immer ganz besonders gut. <

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