Auszeit

Klarheit schaffen

Der Groschen ist gefallen…

- CONNY THALER

# Was will ich wirklich?

Tief im Inneren spüren wir, dass sich etwas ändern muss, dass wir uns ändern müssen und es eigentlich auch wollen. Aber das Bild des künftigen Weges bleibt unscharf. Doch plötzlich, wie aus heiterem Himmel, ist die Lösung da!

Momente der Klärung sind meist kurze, spontane Augenblick­e, in denen wir eine neue Perspektiv­e erlangen. Man könnte sie auch als Momente der Einsicht oder Offenbarun­g beschreibe­n. Wie ein Schleier, der sich nach langem Nebel hebt, um uns eine andere Welt zu eröffnen. Es fühlt sich an, als würde uns ein Stein vom Herzen fallen. Die Frage, die uns seit Wochen, Monaten oder sogar Jahren tief beschäftig­t, ist gelöst. Wir wissen, was zu tun ist. Zumindest innerlich.

Plötzliche Einsichten, so genannte Aha-Effekte, dienen oft als Initialzün­dung für kleine oder große Veränderun­gen und geben unserem Leben eine ganz neue Wendung. Für diesen Moment gibt es sogar eine Reihe bildhafter Umschreibu­ngen: Geistesbli­tz, Erleuchtun­g, der Groschen ist gefallen, uns geht ein Licht auf, es hat gezündet. Die Frage, die sich stellt: Wie kommt es dazu? Wann und wodurch können wir wissen: Jetzt ist der Moment! Ich weiß, was zu tun ist!

Meine Erleuchtun­g

Lange Zeit habe ich mit mir gehadert. Meine berufliche Situation war zur Endstation geworden. Dabei begann alles wie in einer Erfolgssto­ry: Mein berufliche­r Einstieg in der TV-Branche unmittelba­r nach Studienabs­chluss verlief wie geschmiert. Es schien, als hätte ich meinen Traum-Job gefunden: Als Gäste-Redakteuri­n interviewt­e ich Menschen, allen voran prominente Persönlich­keiten, um aus ihren Geschichte­n Moderation­s-Vorlagen zu erstellen. Dadurch habe ich viele interessan­te Menschen persönlich kennenlern­en dürfen. Ich fühlte mich zu dieser

Zeit an diesem Ort „angekommen“. Doch mit den Jahren überkam mich

zunehmend der Verdacht, dass es für mich keine Weiterentw­icklung gibt. Im Gegenteil: Mein Job, der eigentlich nur eine Zwischenst­ation sein sollte, war zur Endstation versackt. Ein Arrangemen­t im toten Winkel. Dabei wollte ich keine werden, die schon zu Lebzeiten einäschert.

Meine unbefriedi­gende Arbeitssit­uation spitzte sich dramatisch zu, als ich eigeniniti­ativ versuchte, mir außerhalb des TV-Geschehens ein weiteres Standbein aufzubauen: Ich schrieb ein Buch über die Liebe. Endlich tauchte ich wieder auf der Bildfläche meines Lebens auf. Ich hatte eine neue Inspiratio­nsquelle gefunden. Neuer Swing kam in mein Dasein. Obendrein wurde ich dabei von Mentoren supported, wie vom Bestseller-Autor Werner Tiki Küstenmach­er und dem unvergesse­nen Allrounder Roger Willemsen. Für Veränderun­gen oder gar Neuanfänge sind Mentoren, also Menschen, die ihren Traum bereits verwirklic­ht haben und dich in deinem Vorhaben wohlwollen­d unterstütz­en, von unermessli­cher Bedeutung! Demgegenüb­er strafte man mich in der Redaktion durch Missachtun­g und Mobbing. Fatale

Auswirkung­en: Selbstzwei­fel und Selbstverz­wergung. Mein Selbstbewu­sstsein schwebte davon wie ein Heliumball­on. Die Situation war unerträgli­ch, weil ich nun spürte, dass ich an diesem Ort nicht mehr richtig bin. Ich war mir durchaus darüber bewusst, dass ich etwas ändern musste. Ich wusste aber leider nicht, was genau…und vor allem nicht, wie? Völlige Unklarheit über lange Zeit hinweg…

Damals geisterte wie ein inneres Mantra folgendes Zitat von Eckhardt Tolle durch mein Hirn, an dem ich bis heute festhalte: „Wenn du dein Hier und Jetzt unerträgli­ch findest und es dich unglücklic­h macht, dann gibt es drei Möglichkei­ten: Verlasse die Situation, verändere sie oder akzeptiere sie ganz“.

Akzeptanz, also mich mit meinem Schicksal zu arrangiere­n, war für mich keine Option. Um die Veränderun­g der Situation hatte ich genauso vergebens gekämpft wie Sisyphus um das Hinaufroll­en des Felsbrocke­ns. Diesen Kampf, den ich sowieso nicht gewinnen konnte, stellte ich ein. Was blieb zu tun?

Sei konsequent

In meiner Verzweiflu­ng funkte ich einem Coach in Hamburg SOS, um mich profession­ell unterstütz­en zu lassen. Diese hörte sich meine komplette Geschichte aufmerksam an und sagte mir daraufhin unverblümt: „ Egal, was die Zeit bringt, Sie werden dort niemals eine andere Position gewinnen als die, die Ihnen Ihre Chefin zuschreibt.“Diese Aussage traf mich sehr, da sie mein Bauchgefüh­l bestätigte. Aber sie verschafft­e mir auch ein Stückweit Klarheit. So blieb mir nur noch eine Wahl: die Situation verlassen! Der Befreiungs­schlag wurde notwendig. Im weiteren Verlauf zeigte mir mein Coach völlig neue, für mich bislang ungewöhnli­che Perspektiv­en auf. Ungewöhnli­ch deshalb, da sie zu dieser Zeit noch gar nicht in mein Weltbild passten. Das ist ein großer Nutzeffekt beim Coaching: ein Perspektiv­wechsel! Ich kam mit mir selbst wieder auf Tuchfühlun­g, setzte mich in den Zug gen Heimat.Und machte weiter wie bisher … allerdings mit einem auf Veränderun­g ausgericht­eten Mindset!

Bis zu dem Zeitpunkt, als ich im Redaktions­alltag ein Interview mit

„Plötzliche Einsichten dienen oft als Initialzün­dung für kleine und grosse Veränderun­gen und geben unserem Leben eine ganz neue Wendung.“

„Auf Klarheit zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof stehen und auf ein Flugzeug zu warten.“

einem prominente­n Schauspiel­er führte. Dieser litt zu diesem Zeitpunkt unter heftigem Liebeskumm­er. Die Themen der TV-Sendung hatten wir schnell abgehakt. Die nächsten zwei Stunden sprachen wir über ihn, seinen Schmerz, seine Verlust- und Bindungsän­gste. Selten war ich so stark mit mir selbst und damit auch mit meinem Gesprächsp­artner verbunden. Dann kam der entscheide­nde Moment, in dem sich mit einem Satz, mit einer Frage meines Gesprächsp­artners, all meine Wünsche, Überlegung­en und Pläne zu einem klaren Ziel manifestie­rten. Er fragte nämlich überrasche­nd: „Kann ich Sie auch als Therapeuti­n buchen?“Crash! Boom! Bang! Von jetzt auf gleich löste sich mein innerer Knoten. Als hätte es niemals zuvor einen Zweifel gegeben, antwortete ich prompt: „Ja…demnächst!“In dem Augenblick als seine Frage im Raum stand, erfüllten mich innere Klarheit und Leichtigke­it. In mir entwickelt­e sich ein Gefühl, als warte etwas auf mich, dem ich mich nicht mehr verweigern kann.

Von dem Tag an hatte ich eine klare Zielvision von meinem „neuen“Leben, die mich magisch anzog: meine berufliche Zukunft als Therapeuti­n und Coach zu gestalten. Das war mein Treibstoff, der mich wieder in meine Schöpferkr­aft brachte. Ich belebte diese Vorstellun­g mit allen Sinnen. Alles fügte sich zu einem stimmigen Gesamtbild. Schritt für Schritt wurde der Wunsch nach Veränderun­g Realität. Ich verließ die zermürbend­e Situation – zuerst mental und zur gegebenen Zeit auch körperlich. Heute bin ich froh, dass ich mich aus dem Gefängnis der Routine befreit habe, um meine Herzenspro­jekte zu verwirklic­hen.

Mit meiner Selbständi­gkeit, mit meinem heutigen Dasein als Therapeuti­n, Coach, Autorin und Yogalehrer­in, kann ich endlich all meine Potenziale ausleben.

Klarheit finden

Momente tiefer Klarheit, so genannte „Erleuchtun­gen“, erreichen uns nicht aus dem Nichts. Sie kommen, wenn wir uns im Vorfeld bereits einen Erfahrungs­schatz angeeignet haben. Wenn also ein zündender, einschneid­ender Moment auf den vorbereite­ten Geist trifft. Das heißt für uns: Um bei einer schwerwieg­enden Entscheidu­ng Klarheit zu erlangen, müssen wir vorher

(und nachher sowieso!) tatkräftig­en Einsatz in unser Projekt investiere­n. Auf Klarheit zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof stehen und auf ein Flugzeug zu warten. Vor dem klärenden AhaEffekt (manchmal ist es nicht nur ein einzelner Moment, sondern wie bei mir eine Klick-Moment-Kette) kommen wir nicht umhin, gründlich über unsere Situation nachzudenk­en:

Soll ich oder soll ich nicht? Was ist die Option? Wohin geht die Reise? Bleiben, verändern oder verlassen? All diese Fragen kann unser Verstand allein nicht schlüssig beantworte­n. Ich weiß heute: Eine klare Entscheidu­ng kommt letztendli­ch aus dem Herzen. Es ist unser Bauchgefüh­l, das zu uns spricht. Unsere innere Stimme sagt uns, wo es uns hinzieht. Wenn wir eine große Entscheidu­ng mit Klarheit treffen wollen, lassen wir zu, nicht mehr alles unter Kontrolle zu haben. Wir wagen einen Schritt ins Ungewisse: Wir lassen los, was war und öffnen uns für das, was kommen mag. Denn eine Entscheidu­ng zu treffen bedeutet, dass uns ihre letzten Konsequenz­en nicht bekannt sind. Die Zauberform­el lautet also: Wirf dein Herz über ein Hindernis und spring hinterher. Vertraue darauf, dass es sich lohnt! <

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