"So oft die Sonne aufersteht, Erneuert sich mein Hoffen, Und bleibet, bis sie untergeht, Wie eine Blume offen.“Gottfried Keller
Alles wird gut – so steht es auf dem Cover dieses Heftes. Wir haben uns gefragt, ob es nicht ein wenig platt ist, diese schon so oft strapazierte Redewendung so prominent über all das zu stellen, was es in dieser Ausgabe unseres Magazins zu lesen gibt. Und wir haben uns entschieden, es trotz aller Bedenken zu tun. Denn eine mögliche Plattheit liegt ja auch nicht zuletzt darin, wie diese Worte bei Ihnen, den Lesern ankommen. Es hängt ganz allein von Ihnen ab, ob Sie gleich abwinken und den Spruch als inhaltsleere, schönfärbende Phrase abtun, oder ob Sie sich die Zeit nehmen und sich auf unseren Versuch einlassen, hinter diesen Worten einen tiefen und inspirierenden Sinn zu finden. Alles wird gut – Worte, die zurecht die Frage aufwerfen, wo denn in schweren und unsteten Zeiten die Hoffnung herkommen soll, die wir brauchen, um diese Zeiten zu überstehen. Eine Hoffnung, die eigentlich kein blindes Vertrauen in irgendeine äußere Wesenheit sein soll. Zugegeben, es gibt Situationen, in denen das Vertrauen in eine „ordnende Hand“als einzige, letzte Quelle für alle Hoffnung erscheint – und manch einer greift danach, um nicht in Hoffnungslosigkeit zu versinken. Das ist völlig legitim, solange es eine Art von Vertrauen ist, das uns
Teil dieser Welt bleiben lässt, Teil des Weges aus den schweren Zeiten heraus.
Denn letzten Endes liegt die wahre Quelle unserer Hoffnung ganz in uns selbst. In unserem Willen, unser Leben weiterzuleben, unseren Weg weiterzugehen. In unserer Erinnerung an andere Situationen, die anfangs ebenso ausweglos oder lähmend schienen, und die wir überstanden haben. Vielleicht mit der einen oder anderen Blessur, mit dem einen oder anderen Umweg, und mit der Konsequenz, die Dinge nun etwas anders zu sehen als vorher. Unsere Hoffnung speist sich auch aus all den Menschen um uns herum, aus ihren Erfahrungen, aus dem Lebensmut, den sie in sich tragen. Und wenn es nur der Spruch der eigenen Oma war: „Wer weiß, wozu das alles gut ist.“Diese Worte strahlten eine großmütterliche Lebensklugheit aus, die beruhigend wirkte, ein kleines Pflaster für die aufgewühlte Kinderseele.
Alles wird gut – und das wird es, wenn die Hoffnung zur eigenen Stärke wird, wenn wir uns nicht nur treiben lassen, sondern selber Türen öffnen, Ideen haben, nach vorne denken, selbstbewusst und selbstbestimmt den Mund aufmachen und andere mitnehmen. Und das ganze mit einer Gelassenheit, die weit weg von einer Mentalität ist, die irgendwo zwischen „Friede-FreudeEierkuchen“und „Ihr könnt mich alle mal“liegt.
Sondern mit einer Gelassenheit, die Ausdruck von Hoffnung und Zuversicht ist. Mit einem Lächeln um Mund und Augen, das vielleicht nicht gleich die ganze Welt rettet, aber zumindest unseren Tag. Das uns Luft holen lässt, für all das, was noch kommt. Und das ist doch auch schon was. <