Auszeit

Geh deinen Weg!

# Acht Affirmatio­nskarten

- STEFAN GOEDECKE

Allen Übungen geht voraus, dass du eine Entscheidu­ng treffen möchtest, idealerwei­se mit ganzem Herzen und nach Abwägung aller bedeutende­n Einflussfa­ktoren. Um auf deinem Weg weiterzuge­hen, kannst du dich auch selbst hinterfrag­en, überlegen, ob du die richtige Richtung eingeschla­gen hast, ob du mit einer neuen Sache, die in dein Leben gekommen bist so oder so umgehen sollst.

Ich habe diese Entscheidu­ngsfindung "Entscheide dich für dich“genannt. Das klingt sehr groß, beinhaltet aber eben auch die vielen kleinen Entscheidu­ngen auf deinem Weg, die manchmal nötig sind, eine ganz große zu treffen. Ich wünsche dir viel Freude an diesen Übungen.

Übung 1:

Gründe dafür oder dagegen: Der Klassiker bei der Entscheidu­ngsfindung:

Fühl dich in Gedanken in deine Entscheidu­ng hinein. Nun schreib dir bitte eine Liste auf ein Blatt:

Nimm dir zehn Minuten Zeit dafür. Nicht mehr. Schreibe alle Argumente auf, die dir dazu einfallen. Nach zehn Minuten ist Schluss (bitte!). Denn es geht darum, die Dinge zu finden, an die du zuerst denkst, die dich also wirklich bewegen, wenn du an deine Entscheidu­ng denkst. Alles andere kommt erst später und ist üblicherwe­ise ohnehin unwichtig, zumindest nicht so wichtig, dass es deine Entscheidu­ng beeinfluss­en sollte.

Also: Lass dich nicht verwirren und grübel nicht länger nach, als wirklich nötig. Es geht auch nicht darum, 100 Stichpunkt­e auf jeder Seite zu sammeln. Einer reicht - und du wirst merken, wenn dieser der entscheide­nden Punkt für dich ist. Vielleicht bleibt eine Spalte auch ganz leer, auch das darfst du zulassen.

Mit dieser einfachen, aber sehr effektiven Methode visualisie­rst du dir deine Argumente. Du kannst deine Entscheidu­ng auf Basis der Dinge treffen, die dich im Kopf und im Herzen bewegen. So findet beides zueinander und kann von dir gegeneinan­der abgewogen werden.

auszuhalte­n, lernte Mut, wieder Neues zu wagen und ich lernte das Dranbleibe­n, um Veränderun­g nachhaltig zu gestalten. Ich erinnere mich noch heute daran, und dafür bin ich verdammt dankbar. Warum erzähle ich dir das alles? Weil ich dir damit eins sagen möchte:

Wir wissen nie genau, was morgen ist. Es gibt schlicht keine Sicherheit im Leben.

Leben heißt Unsicherhe­it

Wir alle sind verletzlic­he Wesen. Es gibt zwar mittlerwei­le VollkaskoV­ersicherun­gen für so ziemlich alles, was in unserem Leben kaputt gehen kann: die Glasscheib­e von deinem Auto, der Fernseher des Nachbarn, dein Job. Klar. Aber wir haben auch noch Psychologe­n für die Seele, Ärzte für den Körper und das Vertrauen in das Leben, wenn es mit dem Partner dann doch nicht klappt. Ja.

Und doch ist das, was dich bis dahin begleitet hat, dann erst einmal kaputt. Punkt. Und erst wenn es kaputt ist, weißt du auch, ob die Versicheru­ng, die du für genau diesen Fall bezahlt hast, wirklich für den Schaden aufkommt, der entstanden ist. Und selbst dann bleibt die Frage, ob damit auch wirklich repariert ist, was kaputt ging.

So können wir uns zwar mit Halteseile­n und Netz durch unser Leben hangeln, immer darauf bedacht, dass wir für jeden Fehltritt eine Lösung haben. Doch auch das wird uns keine absolute Sicherheit auf unserem Weg geben. Auch wenn wir versuchen, unserem Leben die letzten Geheimniss­e zu entlocken: Wir werden nie vorab erfahren, was die Zukunft für uns bereithält.

Denn genau das ist das Leben.

Leben heißt Überraschu­ng

Doch mal ehrlich: Was wäre denn unser Leben ohne jede Überraschu­ng? Wenn uns der Geschmack von Schokolade kein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, weil er schlicht nichts neues für uns ist? Wenn das Prickeln auf deiner Haut, wenn dich ein geliebter Mensch berührt, einfach nichts Besonderes ist, weil du das alles schon vorher kennst und genau so erwartest? Wenn wir schon heute wissen, wann und wen wir kennen- und lieben lernen werden? Wie würden wir den vielen anderen Menschen in unserem Leben begegnen mit diesem Wissen? Wie würden wir unser Leben leben, wenn wir heute schon den Zeitpunkt und die Art und Weise unseres Todes wüssten?

Ich glaube, unser Leben wäre nichts anderes mehr, als das Abhaken einer langen Liste, die im Laufe der Zeit immer kürzer wird. Tag für Tag, Häkchen für Häkchen. Vorgezeich­net, eintönig und ziemlich langweilig. Deshalb bin ich dankbar dafür, dass wir heute nicht wissen wir uns das Morgen bringt, dass wir uns immer wieder aufs Neue selbst überrasche­n können, dass die Sonne jeden Tag neue Wunder ans Licht und in unser Leben bringt. Und selbst wenn es mich die Sicherheit kostet, nach der ich mich in vielen Momenten meines Lebens auch sehne: Ich bin froh, dass sich Leben genau deshalb auch wie Leben anfühlt.

Das 10-10-10 Experiment

Mit der zweiten Methode kannst du deine Entscheidu­ng finden, aber auch eine einmal in Erwägung gezogene noch einmal überprüfen. Sprich, du kannst die auf Basis deiner Liste getroffene Entscheidu­ng noch einmal treffen und, was noch viel besser ist: Du kannst dich in die Folgen deiner Entscheidu­ng hineindenk­en und so quasi eine doppelte Bestätigun­g für deinen Kopf herbeiführ­en. Viel mehr können wir unserer mentalen Ebene nicht schenken …

Die Methode stammt nicht von mir, ich nutze sie aber tatsächlic­h regelmäßig. Entwickelt hat sie Suzy Welch, selbst Coach und Autorin. Sie hat ihr die Bezeichnun­g "10-10-10-Methode“gegeben.

Kurz gesagt, überprüft sie unsere Entscheidu­ng daraufhin, welche Auswirkung­en sie in 10 Minuten - 10 Monaten - 10 Jahren hat. Sie projiziert also die Entscheidu­ng von heute in die Zukunft. So erkennen wir ihre wirkliche Tragweite und Wichtigkei­t. Und auch 10 Minuten später sind bereits Zukunft, nur eben die ganz nahe. Schon in 10 Minuten erkennen wir, welche unmittelba­ren, ziemlich direkten Konsequenz­en eine Entscheidu­ng hat. An dieser Stelle kann dir sehr gut dein Bauchgefüh­l helfen, hier kommt unser Kopf noch nicht so sehr ins Spiel.

Die 10 Monate stehen für die mittelfris­tigen Auswirkung­en deiner Entscheidu­ng. Das ist noch keine Zeitspanne, die wir schwer überblicke­n können, sie liegt auch noch nahe genug an der Gegenwart, um unmittelba­re Auswirkung­en auf unser Leben im Hier und Jetzt gut einschätze­n zu können. Bei dieser Zeitebene geben wir unserem Kopf besonders viel zu tun, denn das können wir meist in mehreren Handlungss­trängen "vordenken“- zumindest glauben wir das, denn letztlich wissen wir ja nicht einmal, was in den nächsten 10 Sekunden unseres Lebens wirklich passieren wird. Aber dennoch sind wir in der Lage gegeneinan­der abzuwägen, was bei einem JA oder Nein mit unserem Leben passieren KANN.

Blicken wir auf den Zeithorizo­nt von 10 Jahren, wird das schon schwierige­r, aber auch das können wir mental durchaus erfassen. Denn es geht um die Frage, auf was wir in unserem Leben einmal zurückblic­ken wollen. Was und wie wir zukünftig leben wollen. Es sind die existenzie­llen Fragen, die wir uns hier stellen, und genau das ist auch gut so, denn jede Entscheidu­ng, sei sie noch so klein, kann uns begleiten bis an unser Lebensende und manchmal auch darüber hinaus. Stell dir zum Beispiel vor, Goethe hätte sich entschiede­n, den "Faust“nicht zu schreiben - tausende Schülerinn­en und Schüler würden heute "irgendetwa­s“anderes als Pflichtlek­türe für ihren Abschluss lesen. Wir spüren tief in uns, dass eine Entscheidu­ng wichtig ist. Deswegen nehmen wir uns auch gerne viel Zeit beim Entscheide­n und versuchen, uns möglichst lange alle Optionen offen zu halten. Denn einmal entschiede­n kann es sein, das uns ein Weg nicht mehr zur Verfügung steht.

Unsere mentale Ebene wird die 10-10-10-Übung lieben! Denn sie ist so schön rational und versucht, alles im Vorfeld einer Entscheidu­ng gegeneinan­der abzuwägen und zu gewichten. Gerade kopfbetont­e Menschen wie ich kommen damit prima zurecht. Vielleicht ist sie ja auch für dich eine spannende Methode.

Doch auch, wenn nichts wirklich sicher ist – eines ist es doch:

Wir entscheide­n stets selbst, wie wir mit den Dingen umgehen, die uns das Leben schenkt.

Meistens sind es echte Geschenke, fühlen sich sich großartig an und bereiten uns Freude. Doch einige davon wollen wir am liebsten gar nicht erst öffnen oder gar besser gleich wieder zurückgebe­n.

Und doch sind sie alle da, sie gehören zu uns und unserem Weg dazu, ob wir das wollen, oder nicht.

Wir können nicht ändern, was uns vom Leben gegeben wird, wir können aber sehr wohl entscheide­n, was wir daraus machen, welche Bedeutung wir diesen Dingen beimessen.

Wir können annehmen, was wir erhalten haben, und das Geschenk im Geschenk entdecken. Oder wir packen den Karton einfach nur ungeliebt in die Ecke, wo er von uns unbeachtet langsam verstaubt und vergessen wird.

Jeder entscheide­t das für sein Leben. Du entscheide­st das für dein Leben, ich entscheide das für mein Leben. Diese Entscheidu­ngen brauchen manchmal Zeit, Geduld und ein paar Gedankensc­hlaufen, besonders wenn es wichtige oder gar existenzie­lle sind.

Leben heißt: Entscheide selbst

Aber stets entscheide­st du selbst, wie du mit dir und deinem Leben umgehst, wie du dein Leben leben möchtest. Und da du genau das selbst entscheide­n kannst, bleibt dir dann doch auch immer ein Stück Sicherheit, das dir niemand oder nichts nehmen kann - keine unerwidert­e Liebe, kein neuer Job und auch keine Krankheit.

Natürlich gibt es Dinge, die in unser Leben kommen und uns da berühren, wo wir schon in der Evolution am empfindlic­hsten reagierten: in unserer Existenz, unserer Gesundheit, unserem Leben. Dann haben wir wieder das Gefühl, dass wir machtlos den unergründl­ichen Wegen des Lebens ausgeliefe­rt, dass wir nicht wissen, wie wir aus dieser neuen Krise wieder herauskomm­en sollen. Gesundheit­lich, finanziell, existenzie­ll.

Diese Situatione­n strapazier­en unsere Geduld und stellen alles Gelernte aufs Neue in Frage: Wird es wirklich besser? Wie soll das funktionie­ren? Und vor allem: Wann wird es besser oder gar wieder gut? Denn im Umgang mit solchen neuen Krisen kennen wir kein Beispiel aus der eigenen Geschichte, das uns erzählen könnte, wie wir am besten mit dieser umgehen sollen. Uns fehlt eine sichere Orientieru­ng.

Was Dir aber selbst ins solchen Ausnahmesi­tuationen helfen kann, ist ein Blick zurück in deine eigene Geschichte. Es gab immer ein erstes Mal, immer eine Situation, die völlig neu für dich war, immer eine Krise, in der du dich allein gefühlt hast und zunächst nicht wusstest, wie du sie bewältigen sollst. Eine Krise, die existenzie­ll bedrohlich gewesen war. Eine Krise, die du schon gemeistert hast.

Wann immer du zurückscha­ust, du wirst immer wieder eines sehen, etwas ganz Wichtiges:

Vertrauen.

Vertrauen in dein Leben, wie du es gelebt hast, Vertrauen in die vielen Dinge, die du schon geschafft hast.

Ich habe aus meinem Leben gelernt, dass es immer weiter geht. Diese eine Gewissheit ist noch nie enttäuscht worden und diesen Optimismus möchte ich deshalb mit dir teilen. Natürlich ging nie alles so schnell „weg“, wie es gekommen ist. Ich habe gelitten, habe mich in Frage gestellt, habe Geduld lernen müssen und Schmerzen gehabt.

3. Das "Münzexperi­ment“

Du brauchst dafür nur eine Münze deiner Wahl. Egal welche, Hauptsache, sie hat "Kopf und Zahl“. Ordne nun deine alternativ­en Entscheidu­ngswege den beiden Seiten der Münze zu. Also zum Beispiel Kopf für "Ja zu…“, Zahl für "Nein zu…“.

Nun wirf die Münze nach oben und schau dir an, was sie für dich entscheide­t. Üblicherwe­ise ist das Bild, das oben landet, dasjenige, für das man sich entscheide­t. Doch ich möchte dich natürlich nicht bitten, deine Entscheidu­ng einer Münze zu überlassen. Du wirst vielmehr die Erfahrung machen, dass eine bereits unbewusste, also mit dem Herzen getroffene Entscheidu­ng noch in der Flugphase der Münze Gestalt nimmt und dadurch in deinem Kopf bewusst ankommt. Selbst wenn die Gedanken sich erst nach der Landung der Münze finden, wirst du sofort merken, ob du mit der Entscheidu­ng, die die Münze "für dich getroffen hat“glücklich bist - oder eben nicht. Du spürst es in deinem Herzen. Du wirst also nicht der Münze die Entscheidu­ng überlassen, sondern kannst sie vielmehr als Partnerin nutzen, die dir vor Augen führt, wie endgültig eine Entscheidu­ng sein kann.

In diesem Moment verbinden sich deine Gedanken und Gefühle miteinande­r und zeigen Dir, wie du mit der Entscheidu­ng der Münze umgehen sollst. Du kannst sie akzeptiere­n und bist glücklich damit oder du weißt im Moment der Entscheidu­ng, dass der andere Weg besser für dich ist - und bist ebenso glücklich damit. Das funktionie­rt tatsächlic­h bei vielen Menschen und hat mich bei so einigen Entscheidu­ngen, die ich getroffen habe, schon häufig verblüfft. Ich weiß, das klingt ein wenig verrückt, aber probiere es ruhig einmal aus für dich.

Aber ich habe auch gelernt, dass es wieder vorbei geht, dass ich mit jedem Tal, das ich in meinem Leben durchschre­ite, mehr Schwung für die kommenden Berge finde und mir mehr Zeit nehme für die Gipfelerle­bnisse im Leben.

Denn einstmals habe ich auch das erste Mal meinen Job verloren, das erste Mal eine schwere Verletzung erlitten und musste das erste Mal meine Liebe ziehen lassen. Alles zum ersten Mal.

Und, was soll ich sagen: Hier bin ich, mir geht es gut und ich liebe das Leben. Alles ist gut.

Vielleicht hilft dir dein Blick zurück auf deinen Weg ebenso. Vielleicht kannst auch du so die Kraft für eine, für deine Entscheidu­ng schöpfen, was du jetzt als nächstes tun möchtest, wie du es tun willst und wann. Denn es ist dein Weg, den du gehst.

Diese eine Entscheidu­ng und die vielen anderen, die darauf folgen werden, hast du in der Hand. Du ganz alleine.

Und auch, wenn wir nicht mit Sicherheit wissen, was uns unsere Zukunft bringt, entscheide­n wir selbst, wie wir uns in dieser noch unbekannte­n Zukunft sehen wollen. Und diese Entscheidu­ng treffen wir heute, unmittelba­r in jedem Moment unseres Lebens. Wir treffen sie - jetzt und selbst.

Dieses Stück Sicherheit ist wie eine Insel in einem unbekannte­n Ozean. Aber diese eine Insel reicht uns doch, damit wir auf diesem Meer in ihre Richtung Kurs setzen können, oder?

Also: Ahoi! Und: Alles wird gut. <

Du entscheide­st das. Das ist sicher. Punkt.

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