Auszeit

"Die Epigenetik gibt uns die Verantwort­ung für unsere Gesundheit zurück“

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Die Epigenetik ist noch relativ jung, aber sie hat mit ihren Erkenntnis­sen schon erstaunlic­h viel bewegt – im Denken der Medizin und auch für den Alltag und die Motivation vieler Menschen. Wir sprachen mit Dr. Manuel Burzler über dieses Thema.

Du bist Schulmediz­iner und doch verfolgst du als Arzt einen ganzheitli­chen Ansatz. Wie kommt’s?

Meine Eltern sind beide Heilprakti­ker und haben mir schon als Kind eine komplement­äre Sichtweise auf das Leben und die Gesundheit vermittelt. Die Philosophi­e, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden, spiegelt sich daher auch heute in meiner Arbeit wider. Als Arzt verfolge ich die Absicht, kranke Menschen wieder gesund zu machen. Und das tue ich, indem ich die wahre Ursache ihrer Erkrankung ausfindig mache und behebe, nicht lediglich die Symptome. Der holistisch­e beziehungs­weise funktionel­l medizinisc­he Ansatz hilft mir dabei, das Gleichgewi­cht des kranken Körpers wiederherz­ustellen und ihn dabei zu unterstütz­en, die eigenen Selbstheil­ungskräfte zu aktivieren.

Was genau fasziniert dich an der Epigenetik?

Was mich an der Epigenetik begeistert, ist, dass sie uns die Verantwort­ung für unsere eigene Gesundheit wieder zurückgibt. Wir sind unseren Genen nicht hilflos ausgesetzt, im Gegenteil! Wir haben starken Einfluss auf ihre Aktivität und darauf wie sie abgelesen werden. Jeden Tag, gar jede Sekunde können wir mit unserem Verhalten aktiv dazu beitragen, dass sich unser Wohlbefind­en steigert. Das ist nicht nur fasziniere­nd, das ist atemberaub­end.

Welche Rolle spielen diese Erkenntnis­se für unseren Alltag?

Indem ich die Faktoren berücksich­tige, die großen Einfluss auf meine Genaktivit­ät haben. Diese sind vor allem: Ernährung, Bewegung, Psyche und meine Umwelt. Bei der Ernährung ist es wichtig, möglichst frische und nährstoffr­eiche Lebensmitt­el zu konsumiere­n.

Wenn möglich in Bio-Qualität, da ein Großteil der pflanzlich­en Nahrung mit Pestiziden und anderen Umweltgift­en belastet ist. Auch die körperlich­e Aktivität spielt eine erhebliche Rolle. Wer sich regelmäßig bewegt und Sport treibt, fördert seine Zellgesund­heit. Stress jeglicher Art ist schädlich und sollte gemieden werden. Denn auch die psychische Gesundheit beeinträch­tigt unsere Epigenetik. Wer meditiert und ein vorwiegend positives Mindset hat, kann hier einen signifikan­ten Ausgleich schaffen. Dann gibt es noch diverse Umweltfakt­oren, wie Gifte und Abgase, die sich auf unsere Zellen auswirken. Die Frage ist nicht, ob wir belastet sind, sondern in welchem Ausmaß. Daher spielt die regelmäßig­e Entgiftung des Körpers eine ebenso wichtige Rolle. Zugegeben, das hört sich alles irgendwie sehr klassisch an. Aber es ist nun mal Fakt und wissenscha­ftlich erwiesen, dass all diese Faktoren einen starken Einfluss auf unsere Epigenetik haben. Heute weiß ich, dass die konstrukti­ve Arbeit an sich selbst epigenetis­che Prozesse verstärkt und freisetzt. Auf diese Weise können wir Menschen dabei helfen, aus gewohnten Mustern auszubrech­en und die eigenen Potenziale zu entfalten. <

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