Schon gewusst?
Auf dem Jakobsweg sieht man sie immer wieder aufblitzen – die Jakobsmuschel.
Pilgersymbole sind aber nicht nur von ästhetischem oder religiösem Wert. Im Mittelalter waren sie essenzieller Teil einer jeden Pilgerreise und konnte über Leben und Tod entscheiden.
Das Tragen der Zeichen stellte den Reisenden unter einen besonderen Schutz, denn es galt als Todsünde und schweres Verbrechen, einen Gläubigen auf seiner Pilgerfahrt zu überfallen oder gar umzubringen. Im Regelfall waren nur Anhänger des Klerus des Lesens und Schreibens kundig – so waren die Zeichen nötig, um den Reisenden in der breiten Öffentlichkeit als Pilger auszuweisen. Neben Muscheln sind Rosenkränze, Kreuze, Heiligenfiguren oder Pilgerstäbe als Pilgerzeichen bekannt.
griff des Pilgerns auch noch heute stark durch die Religion geprägt ist. Gerade in den letzten Jahren können aber auch andere Gründe ebenso ausschlaggebend sein. Als Auszeit, zur Rückbesinnung oder rein als Erlebnisreise: Immer mehr Menschen pilgern – zumindest im weiteren Sinne – und begeben sich auf die Reise. Und nicht immer sind es die religiösen Pilgerziele aus der Vergangenheit, sondern Orte oder Stellen, die einen persönlichen Wert haben. Steigere ich mein persönliches Glück durch das Pilgern zur Kathedrale in Santiago de Compostela oder mache ich mich einmal im Jahr gemeinsam mit vielen anderen tausend Gamern auf den Weg zur Gamescom in
Köln. Jeder hat unterschiedliche, individuelle Motive, warum er pilgert, sei es nun das Bedürfnis Jesus, Allah oder etwa dem Sportclub seiner Wahl nahe zu sein.
Manchmal ist es aber gar nichts von all dem. Kein Glaubensort, kein Sportclub oder ein Erlebnis, was gesucht wird. Manchmal ist es einfach nur ein unbestimmtes Gefühl, eine innere Unruhe, die sich lange ausbreitet. Ebenso können stark belastende, emotionale Situationen, wie der Tod eines nahen Angehörigen, den Pilger auf seine Reise schicken. Und manchmal will man einfach nur neu starten – etwas anderes sehen, neue Stimmen hören oder im Grunde nur seinem unliebsamen Alltag entfliehen.
Egal, warum Menschen zu Pilgern werden, mit jedem Schritt kommen sie ihrem Ziel wortwörtlich näher, wenn sie sich auf die Erfahrung einlassen.
Neben Harpe Kerkeling zieht es viele weitere prominente Gesichter auf die Pilgerwege der Welt. Zu ihnen gehören etwa der Bestsellerautor Paulo Coelho oder die Schauspielerin Shirley MacLane. Beide haben ihre Erlebnisse zu Papier gebracht und erzählen von ihren Erfahrungen am Wegesrand vom Jakobsweg.
Und jeder Bericht ist anders. Jedes Buch über das Pilgern individuell. Und ist nicht genau das der Reiz der Wanderschaft? Stunde um Stunde, Schritt für Schritt mit sich selbst alleine zu sein, die Gedanken fliegen zu lassen oder Rückschau zu halten. Die Besinnung auf das eigene Ich steht im Vordergrund. Frei von jeglichen Ablenkungen, Verpflichtungen und Zwängen, gibt uns die Wanderschaft Zeit und sprichwörtlich ‚Luft‘ zum Durchatmen, zum Loslassen unserer Probleme, unserer Sorgen.
Pilgergemeinschaft
Aber dennoch ist man auch nie allein, wenn man Gesellschaft sucht. Ob man den Weg allein oder als
Teil einer Gruppe beschreitet, auf seiner Wanderung trifft man immer auf Gleichgesinnte. Wenn nicht am Wegesrand, dann bei der Einkehr in den Herbergen. Spätestens beim Vergleich der Blessuren hat man einen Gesprächspartner gefunden, denn jeder hat sein eigenes Rezept gegen Blasen oder sucht Tipps für seine Weiterreise.
Gleichzeitig ist es egal, wer man ist. Alter, sozialer Status oder Reichtum spielen hier keine Rolle. Alle Pilger sind gleich, alle erleben die gleichen Strapazen, jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen und doch herrscht innerhalb der bunten Gemeinschaft ein tiefes Verständnis. Also worauf warten wir eigentlich noch? <