Auszeit

Endlich loslassen

# Wenn es doch nur so einfach wäre ...

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Loslassen ist eine Kunst. Und nicht immer gelingt es uns, frohen Mutes Abstand zu nehmen. Denn für viele ist es gleichzuse­tzen mit „Abschied nehmen“. Doch das stimmt nicht. Der Prozess des Loslassens kann nämlich ein wertvoller Indikator dafür sein, letztendli­ch doch an sein Ziel zu kommen…

Manchmal sind wir nahezu besessen von etwas. Und zwar so sehr, dass wir es unbedingt haben wollen, koste es, was es wolle. Sei es ein langgehegt­er Wunsch, der berufliche Aufstieg, die unbezahlba­re Traumwohnu­ng, ein unerfüllte­r Kinderwuns­ch oder eine Person, in die wir bis über beide Ohren verliebt sind. Was auch immer es ist, woran wir festhalten, nicht immer gelingt es uns, das Erwünschte ins Leben zu ziehen. Und es scheint, als würde das, was wir nicht haben können, immer stärker ins Visier rücken. Je weiter es von uns entfernt ist, desto mehr sehnen wir uns danach. Anstatt dass wir einmal anhalten und zurückrude­rn, wird der Fokus erst recht auf das schier Unerreichb­are gesetzt. Wir wollen schließlic­h nicht aufgeben. Deshalb bleiben wir unermüdlic­h am Ball, setzen sogar noch einen drauf und kämpfen solange, bis wir irgendwann vor lauter Erschöpfun­g zusammensa­cken… Der Traum zerplatzt und auf dem Boden der Tatsachen erwartet uns ein irreparabl­er Scherbenha­ufen. Wir fühlen uns kraftlos und elend, nicht selten wie ein Versager. Selbstvorw­ürfe beherrsche­n unsere trübe Gedankenwe­lt und lassen uns nichtig fühlen. Es scheint, als seien wir in ein schwarzes Loch gestolpert, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Dabei wollten wir doch eigentlich nur glücklich sein…

Wunsch und Wirklichke­it

Zwischen Wunschvors­tellung und Realität liegen manchmal Welten. Das wird mir immer dann bewusst, wenn ein Ziel in weite Ferne rückt und ich abgekämpft vor vollendete­n Tatsachen stehe. Ich weiß genau, wie frustriere­nd es ist, wenn man seit langer Zeit auf etwas hinarbeite­t und gefühlt irgendwie nur auf der Stelle tritt. Man will endlich ans Ziel kommen und doch scheint jeder Schritt dorthin zäh und mühselig. Wie ein sinnloser Kampf gegen Windmühlen. „Mach dir nichts draus!“, „Dann soll es noch nicht sein“, bekomme ich dann oft von meinem Umfeld zu hören. Gutgemeint­e Worte, die in den meisten Fällen jedoch keinerlei Anklang finden. In manchen Situatione­n sind wohlwollen­de Ratschläge von Freunden nicht hilfreich. Denn sie sprechen aus der Distanz heraus, ohne emotional in

volviert zu sein. Wenn man jedoch mittendrin ist und einem die Decke auf den Kopf fällt, fühlt man sich im wahrsten Sinne des Wortes wie vor den Kopf gestoßen. Was also tun? Ich habe meinen eigenen Weg gefunden, mit „Niederlage­n“umzugehen. Oft genug bin ich in eine solche Sackgasse geraten, aus der es gefühlt keinen Ausweg gab. Aber nur gefühlt. Denn meist ist es die subjektive Wahrnehmun­g, die den eigenen Horizont einschränk­t. Wesentlich hilfreiche­r ist eine objektive Haltung, die man aber erst dann generiert, wenn man Abstand gewinnt und Gras über die Sache wachsen lässt. „Loslassen“heißt das Zauberwort, das uns immer wieder um die Ohren fliegt und die Überschrif­t zahlloser Selbstfind­ungsmagazi­ne ziert. Als ob es so einfach wäre, den Schalter umzulegen und von vorne zu beginnen, wirst du dir vielleicht denken. Und genau hier liegt die Krux! Denn keiner spricht davon, dass es leicht sein wird, die eigenen Gedanken und Gefühle neu auszuricht­en. Aber manchmal ist ein allumfasse­nder Reset das einzig sinnvolle, das wir in einer ausweglose­n Situation tun können. Stell dir das wie mit einem Computer vor, der von schädliche­n Viren befallen ist. Ab und an muss man die gesamte Festplatte formatiere­n und Datenverlu­ste in Kauf nehmen, damit die Programme wieder einwandfre­i laufen können. Mit unserem Mindset ist es nicht anders. Wer sich einmal in einer negativen Gedankensp­irale verfangen hat, kommt da nicht ohne Weiteres wieder raus. Deshalb empfehle ich, lieber einen rigorosen Cut zu machen und neu anzusetzen. Und da gehört loslassen nun mal dazu. Ich möchte dir eine Geschichte aus meinem eigenen Leben erzählen. Der Vorfall ist so sonderbar, dass man ihn eher einem Drehbuch zuordnen würde, als einem Ereignis aus dem echten Leben. Aber es ist wirklich passiert!

Ich will weg

2008 bin ich aus berufliche­n Gründen von Hamburg nach München gezogen. Die ersten Jahre habe ich in einem kleinen Einraum-Apartment in einem begehrten Viertel gewohnt. Die Unterkunft war lediglich 26 Quadratmet­er groß, für meine damaligen Verhältnis­se jedoch völlig ausreichen­d. Mit den Jahren fühlte ich mich aber nicht mehr wohl in den eigenen vier Wänden und sehnte mich immer mehr nach einem größeren Zuhause. Wie in den meisten Großstädte­n

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